Zoologischer Garten zu Leipzig
(TEIL I)

 

Inhaltsverzeichnis

Teil 1

  1. Einleitung
  2. Geschichte des Zoologischen Garten zu Leipzig
2.1 Gründung des Gartens
2.2 Kurzcharakteristiken der bisherigen Zoodirektoren Leipzig
2.3 Leipziger Löwenzucht- Raubtierzucht

Teil 2

  1. Gegenwart des Zoologischen Gartens Leipzig
3.1 Besitzverhältnisse des Gartens nach der Wiedervereinigung Deutschlands
3.2 Bauwesen
  1. Zukunft des Zoologischen Garten Leipzig
4.1 Pläne
  1. Besonderheiten des Zoologischen Garten Leipzig
5.1 Tierbestand
5.2 Zuchtbücher und Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP’s)
  1. Zukunftslinien der Weltgärten
6.1 Vergleich zwischen konventioneller und moderner Zootierhaltung
6.2 Aufgaben eines modernen Zoologischen Garten
  1. Quellenverzeichnis


1.0 Einleitung

Welche Kriterien bewegten mich über den Zoologischen Garten Leipzig eine Facharbeit zu schreiben? Wenn ich heute in den Garten gehe, interessiert mich vorrangig die Architektur des Garten, sprich sowohl das Design der modernen Haltungsanlagen, als auch der Aufbau der alten Tierhäuser. Und gerade von diesen Gegensätzen bietet oder wird der Zoologischer Garten Leipzig eine Reiche Vielfalt bieten. Speziell in dem Garten von Leipzig betrachte ich die alten Tierhäuser, wie das Neue Raubtierhaus oder die Raubtiertrassen. In diesen nostalgischen Bauten sehe ich das Herz dieses doch recht alten Gartens. Daran sieht man das der Garten durch mehrere Epochen der Zeit aufgebaut wurde. Ich lehne Gärten ab die auf dem Reißbrett entstanden sind und ausschließlich aus Beton gebaut und nur für die Bevölkerung geschaffen worden, also keine Forschung oder Schutzprogramme betrieben werden. Im Zoo von Leipzig dagegen liegt noch die Nostalgie in der Luft, die Verbesserung der Haltungsbedingungen für Tiere und die Arbeitsbedingungen der Pfleger werden trotzdem nicht aus den Augen verloren. Ein Eindruck von Nostalgie im Garten, vermittelt dieses Foto, wenn man die adulten Tiere im Hintergrund beachtet.
 
 

Abb.: 01 Oberwärter Fischer


2.0 Geschichte des Zoologischen Garten zu Leipzig
2.1 Gründung des Gartens

Wir befinden uns westlich von Leipzig, an dem stillen Wasser der Parthe, am Rande des Rosentals im Jahr der Völkerschlacht 1813. Vor der Völkerschlacht befanden sich im Pfaffendorfer Vorwerk einige Lazarette. Nun werden hier Neubauten geschaffen, in dem der staatliche Fettviehhof und daneben eine Garnspinnerei einzieht. In dem Hof gehört eine Gastwirtschaft, welche ich ab dem Jahr 1873 mein eigen nennen darf.
 
 

Abb.: 02 Eingang zum Zoologischen Garten um die Jahrhundertwende


 Mein Name ist Ernst Pinkert und ich kam aus der Lausitz nach Leipzig. Um meinen Geschäft, den Gasthof, anzukurbeln, lieh ich mir 1975 fremdländische Tiere von Hagenbeck und stellte sie auf der Schafwiese der Bevölkerung gegen Bezahlung zur Schau. Diese Schau kam sehr gut bei der aufgeschlossenen und schaulustigen Bevölkerung Leipzigs an. Dadurch kam ich zu guten Einnahmen. Durch diese Erfolge, entschloß ich mich 1877 eine ständige Schau, in Form eines Tierparks anzubieten. Im darauffolgenden Jahr gründete ich den Zoologischen Garten zu Leipzig auf einer Fläche von 1,25 ha. Ich eröffnete ihn am 9. Juni 1878, es war ein sonniger Pfingstsonntag, an dem 2018 Leipziger durch die Pforten meines Garen strömten. Am Tag darauf, dem Pfingstmontag, zählte ich sogar 2411 Besucher.
 
 

Abb.: 03


Noch im gleichen Jahr ließ ich ein Raubtierhaus (Altes Raubtierhaus) bauen. Zwei Jahre später wurden in diesem Haus die ersten Löwen geboren. Dies war ein respektabler früher Zeitpunkt in der Geschichte der europäischen Zoos. Allerdings hörte ich, das bereits 1669 in Wien und 1880 im Botanischen Garten zu Paris ein Wurf Löwen fiel. Ob diese jedoch erfolgreich aufgezogen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei der Zucht von Löwen bewies ich viel Geschick - Glück gehört natürlich auch dazu. Unterstützung erhielt ich von dem Ehepaar Fischer, der Mann arbeitete als Oberwärter und dessen Frau führte den Wirtschaftsbereich. Nebenbei zog sie erfolgreich verwaiste Raubtierjunge auf. In dieser Zeit herrschte eine rege Nachfrage von Seiten anderer Zoologischer Gärten. Menagerien und Zirkussen, so das sich der Verkauf der Tiere zu einem einträglichen Geschäft entwickelte. Die Einnahmen verhalfen mir den Zoo weiter zu entwickeln und kommende Krisen überstehen zu können. Fünft Jahre später, 1883, wurde mein Gelände auf 3 ha erweitert, das heißt ich bekam 2 ha von der Stadt zugesprochen. Ich ließ ein Hirschpark mit Teichanlagen und Flugkäfigen errichten. Im Jahr darauf wurde ein Vogelhaus gebaut (Teil der Papageinanlage). 1908 ließ ich mein Privatunternehmen aufgrund hoher Schulden bei der Stadt Leipzig in eine Aktiengesellschaft überführen. Um die Jahrhundertwende wurden neue Großprojekte gestartet oder beendet, wie zum Beispiel der Abu des Wirtschaftshofes 1899, Neuem Raubtierhaus, Affenhaus, Verwaltungs- und Hauptgebäude (heute Kongreßhalle). Nach Beendigung dieser markanten Bauten wurde es erst einmal etwas ruhiger im Bauwesen. Bis 1908, ich fühlte das meine Zeit bald kommen würde, bauten wir noch Huftierhäuser für Renntiere, Schneegemsen und Anoas. Zugleich vollendeten wir ein starkes, innen mit Stahl verkleidetes Blockhaus für das zweitschwerste Landsäugetier der Welt, das Nashorn. 1909 starb Ernst Pinkert. Die Direktion des Zoologischen Garten übernahm Dr. Johannes Gebbing. Er hatte vor ein Aquarium auf dem Gelände des Garten, am Zusammenfluß von Parthe und Pleißmühlgraben, zubauen. Es wurde auf seine Kosten und Risiken gebaut. Unterstützung bekam er vom Stadtbaudirektor Anton Käppler, Mitglied des Aufsichtsrates der AG Zoologischer Garten. Er überzeugte auch den Aufsichtsvorsitzenden und Leipziger Stadtrat Gustav Esche, welcher sich vorher ablehnend gegenüber dem Projekt verhielt. In Käpplers Händen lag die architektonische Bauausführung des Hauses. Das ganz im Jugendstil gehaltene ornamentale Beiwerk stammt von Rudolph Sandeck. Die Bauzeit des Hauses betrug nur ein Jahr, es wurde am 15.03.1910 eröffnet.
 
 

Abb.: 04 Das Zooaquarium im Jahre 1910


An diesem Tag wurden außer einheimischen Fischen wie Karpfen, Schleie und Rotfeder auch eine Vielfalt von Meerestiere, wie Katzenhaie, Seepferdchen, Lippfische und Hummer zur Schau gestellt. Ferner gehörten noch zwei Seehunde und Meeresschildkröten dazu. Das Aquarium betrieb Gebbing auf eigene Rechnung bis es die Stadt 1930 käuflich erwarb. 1912 erfolgte die Errichtung einer hölzernen Seelöwenanlage in der Parthe. Am 12.04.1913 ließ Gebbing das Terrarium in Form eines riesigen Gewächshauses angliedern. In der Mitte legte er eine Freisichtanlage für Krokodile an, um welche sich 25 Glasvitrinen, in denen er Lurche, Kriechtiere und Insekten zur Schau stellte, anordnen.
 
 

Abb.: 05 Terrarium kurz nach seiner Eröffnung


Der Zoologische Garten Leipzig wird 1920 in den Besitz der Stadt Leipzig übergeleitet. Von 1920 bis 1930 arbeitete Gebbing mit dem Stadtbaurat Dr. Carl James Bühring zusammen. Sie beide verliehen dem Garten dadurch seine charakteristische roten Klinkerbauten. Sie verwendeten ausschließlich hartgebrannten roten Klinker. Dadurch erhielten die Massivbauten einen einheitlichen Rohstoff. Eine bestechende Wirkung auf die Besucher übte die straffe architektonische Aufgliederung in einen modernen Quaderstil. Ein Paradebeispiel ist das Dickhäuterhaus und die Bärenburg. Ein Problem welches die zwei Herren ebenfalls abgeschafft haben ist das Wirrwarr von Wegen. Sie schufen breite, avenueartige Promenaden mit reizvollen künstlerisch gestalteten Blickpunkten nach beiden Richtungen. Ein eindrucksvolles Bild hierfür bietet die großzügige Achse zwischen Löwenterassen und Vogelteich mit dem Durchblick nach dem wuchtigen Klinkerbau des Dickhäuterhauses einerseits und der von zwei Gingobäumen flankierte Jasondenkmal andererseits. 1926 wurde das wohl größte Tierhaus im Garten gebaut, das Dickhäuterhaus. Man betritt einen hallenartigen Raum, durch dessen Facettendecke das Licht auf die Besucher, Tiere und Pflanzen fällt. In diesem Haus wurden diese Giganten erstmalig ohne Gitter auf der Welt zur Schau gestellt. An der Schmalseite des Hauses befindet sich das Becken der Flußpferde, welches 13 m lang, 9.5, breit und über 2 m tief ist und somit 300 Kubikmeter Wasser faßt. Über dem Becken befinden sich künstliche Baumriesen von denen Ranken in die Luft wachsen. Gegenüber der Gehege der Elefanten befinden sich Boxen für Tapire. Zum Dickhäuterhaus muß gesagt werden das erst etwa mehr als die Hälfte fertiggestellt wurde, da während dem Bau des Hauses das Geld ausging. Eine Erweiterung auf 12,5 ha des Zoogeländes erfolgte 1927. Ein Jahr später baute man auf beiden Seiten der Wegachse zum Dickhäuterhaus, die großen Flugkäfige, von welchen der größere 30 m lang, 15 m breit und 13 m hoch ist. Diese Größe gestattete selbst den größten Greifen, von ihren Schwingen Genrauch zu machen. In der Mitte der Wegachse baute man ein Zierbecken (früher Flamingoteich) ein. Vor den Flugkäfigen errichtete man die Raubtiertrassen. Diese Trassen sind in drei Abteile getrennt. Die gesamte Anlage besteht ausschließlich aus Beton, die Rückwände gestaltete man in Form von Felsenwänden. Die Tiere, überwiegend Sibirische Tiger, Löwen und Wölfe, sind durch breite und tiefe Wassergräben von den Besuchern getrennt. Die Nachtgehege befinden sich hinter den Rückwänden der Anlage. Die Trassen sind mit dem Raubtierhaus über einen Gittergang verbunden. Die Felswände wurden beabsichtigt so hoch gebaut, da sich dahinter eine Industriefabrik befindet, welche nicht in das Bild des Gartens paßt. Die Bauweise dieser Art von Gehegen nennt man Panoramas, welche erstmals von Carl Hagenbeck gebaut und erprobt wurde. Im gleichem Jahr wurde das Jason – Denkmal aufgestellt, welches sich neben der Pinguinbucht befindet. 1929 erfolgte die Fertigstellung der Bärenburg, die ebenfalls mit Klinker verkleidet wurde. Zwischen sechs quaderförmigen Türen liegen fünft Abteilungen, welche in einen bühnenartigen Aufbau untergliedert sind. Die Fronttrennung der Tiere von den Menschen erfolgt, wie bei vielen anderen Raubtieren durch alt bewährte Wassergräben, welche 2 m tief und 4 m breit sind. Die rückwärtige Abgrenzung bildet ein spitzer Graben mit einer hohen Mauer. Die Wurf- und Nachtboxen der Tiere liegen in den Türmen und unter den Freigehegen. Die letzten Bauten, die in der Gebbingepoche verwirklicht wurden, waren die Rehsus-, Pavian- und Pinguinanlage, welche heute unter Denkmalschutz stehen. Nach Gebbings Tod 1935 wurde Prof. Karl Schneider Direktor des Zoologischen Garten Leipzigs. Er ist somit der dritte Gartenleiter in Leipzig. Durch ihn erfolgte die Profilierung des Zoos als Bildungs- und Forschungsstätte. Noch im gleichen Jahr entstand unter der Idee und Leitung von Schneider ein Tierkindergarten. Die Idee, die hinter dem Projekt steht, ist, ich zitiere Schneider, folgende: "Diese Schöpfung geht von dem Gedanken aus, das Tier möglichst ungehemmt vor dem Besucher hinzustellen. Alle Schranken fallen, kein Gitter, kein Absperrgraben steht mehr zwischen Mensch und Tier [...]. In einem Satz heißt es, Stadtkinder und Erwachsene, die sonst kaum Gelegenheit haben Tiere anzufassen, sollen Tiere wortwörtlich begreifen können. Im Tierkindergarten wurden, wenn möglich, überwiegend Jungtiere vieler verschiedener fremdländische und einheimischer Wildtiere und des weiteren Haustierjunge und ihre Eltern zur Schau gestellt.
 
 

Abb.: 06 Der Tierkindergarten des Zoo Leipzig


Drei Jahre später entstanden die Robbenklippen an der Stelle der ehemaligen Seelöwenanlage (1912). Die Robbenklippen wurden am Pleißeufer erbaut. Es stellt ein sehr eindrucksvolle Form der Tierhaltung dar. Die Anlage mußte mittlerweile wegen Baufälligkeit und zu starke Wasserverschmutzung des Parthewassers abgesprochen werden.

Wir befinden uns nun in der schrecklichen Zeit des 2. Weltkrieges, welche viele Zoologische Gärten zerstörte und auch den Garten in Leipzig nicht verschonte. 1943 wurden Teile des Verwaltungsgebäude, das Aquarium und Planetarium durch Brandbomben zerstört. Zwei Jahre später, am 06.04.1945 wurde die Kongreßhalle, sowie das Verwaltungsgebäude und wiederum das Aquarium, welches gerade erst ausgebessert wurde, durch Sprengbomben schwer beschädigt.
 
 

Abb.: 07 Das zerstörte Aquarium nach dem 2. Weltkrieg


Nach dem Krieg 1947 erfolgte eine Erweiterung des Zoogeländes auf 16 ha. Von 1955 – 1957 leitet Prof. Dr. Heinrich Dathe, nach dem Tod von Prof. Dr. Schneider den Garten kommissarisch. Dathe ist der Gründer, des in DDR – Zeiten erbauten Tierparks Berlin Friedrichsfelde. Nach 1957 übernimmt Prof. Dr. Ludwig Zukowsky die Direktion des Gartens als vierter Zoodirektor. Er übte sein Amt sieben Jahre aus und trat aus Altersgründen in den Ruhestand. Abgelöst wurde er von Prof. Dr. Siegfried Seifert. Kurz nach Amtsantritt entwickelte er einen Perspektivplan. Dank dieses Plans entstand 1968 die Zuchtanlage für den Amurtiger und andere bedroht Großkatzen. Der Zoologische Garten Leipzig züchtet zwar noch immer Großkatzen, verlegte aber sein Schwerpunkt – die Löwen, auf den Amurtiger, der in seiner Heimat Sibirien, wie viele andere Tiere gejagt wird und somit bedroht ist. Die Zuchtanlage, auch Tigerfarm genannt, teilt sich in sechs volierenartige Gehege, an denen feste Unterkünfte liegen, welche man wiederum in zwei Abteile trennen kann. 1969 entstand aus dem alten unzweckmäßig gewordenen Antilopenhaus das neue Vogelhaus mit Freiflughalle. Über das Bauwerk spanne sich fünf, auf Stelzen gelagerte, Stahlträger an dem das Dach hängt, welches aus Glas besteht. Diese Art, die Verstrebungen außen und nicht wie üblich innen anzubringen, verhindert unerwünschten Unterschlupf der Vögel. Im Turm des Hauses, welcher sich direkt daran angliedert, sind Kalifornische Seehunde untergebracht. Vor dem Turm befindet sich zusätzlich ein Becken für diese Tiere. Zur gleichen Zeit wird die Zooschule gegründet, welche begeistert von Schulklassen und AG’s, die dabei naturnahe Biologie erhalten, angenommen. 1972 entstand gegenüber des Freigeheges der Flußpferde ein Gehege für dessen kleinere Verwandten, die Zwergflußpferde. Zwei Jahre später wurde die Gibbonanlage, gegenüber dem Neuem Raubtierhaus, durch die Zoolotterie finanziert, gebaut. Des weiteren wurden mehrere große Papageinvolieren an das Alte Vogelhaus angegliedert. 1976 wurde der Garten auf seine heutige Größe, 22,5 ha, erweitert. Durch das gewonnen Gelände machte der Garten den besten Schritt, den es in seiner Zeit nur machen konnte. Es wurden im gleichen Jahr drei großflächige Huftieranlagen an der Rosentalwiese und das Berggehege sowie das Zebrahaus was sich im alten Teil des Garten befindet, gebaut. Die Huftieranlagen entstanden auf einem 80 bis 100 breiten und 500 m langen Streifen an der westlichen Gartengrenze. Die Abgrenzung zwischen der Rosentalwiese und der Anlage, sowie zwischen Anlage und Garten, bildet ein 750m langer Wassergraben, auf dem auch zu den Anlagen gehörende Wasservögel Platz finden. Ich schrieb oben "den besten Schritt", ich denke es wurde mit dem Bau dieser Anlagen unbewußt oder bewußt Gemeinschaftshaltung von mehreren Arten aus dem gleichen Lebensraum praktiziert, welches ein wichtiges Kriterium für modere Zootierhaltung darstellt. Das Berggehege gegenüber der Mittelanlage entstand durch Aufschüttung, der aus den Wassergräben gewonnene Erde und zusätzlichen Findlingen. In den folgenden zehn Jahren wurden mehrere Projekte verwirklicht. 1982 öffnete ein für damalige Verhältnisse recht modernes Menschenaffenhaus, seine Türen. Das Hausinnere ist durch seine Glaskuppel sehr hell. An den Seiten des Hauses befinden sich drei Großgehege. Die Tiere sind durch 30 mm starkes Panzerglas von dem Menschen getrennt, störende Gitterstäbe fallen somit weg. Die Luftfeuchtigkeit und Temperatur jedes Gehege kann individuell geregelt werden. Zu jedem Gehege gehört auch ein Außengehege, in das die Tiere bei warmen Wetter gelassen werden. 1984 wurde an der Stelle einer ehemaligen Ponyreitbahn eine Anlage für kleine Pandas eingerichtet. Dieser Bau dankte das Pärchen, indem es seit 1986 regelmäßig züchtete. Diese Zucht existiert heute nicht mehr. 1986 erfolgte die Angliederung eines Klimaraumes für die Pinguine. Zwei Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde ein Projekt fertiggestellt, welches bereits vor der Wende begonnen wurde, das Neue Aquarium mit dem dazugehörigen Planetarium. 1984 ergab eine bautechnische Untersuchung des Aquarium das sich die Beckenfundamente durch intensive Nutzung und kriegsbedingte Spätfolgen setzten. Es bestand die Gefahr das dicken Glasscheiben brechen. Des weiteren lagen teilweise die Stahlamierungen frei und rosteten. Man entschied sich das Haus zu schließen und eine gründliche Rekonstruktion durchzuführen. Das Aquarium wurde von Grund auf erneuert, nur die äußere Fassade blieb erhalten. Parallel dazu entwickelte Seifert Vorstellungen für einen zweigeschössigen Aquariumneubau. Baubeginn dieses Neubau war 1985. Die Projektion erfolgte durch Leipziger Architekten Horst Kram und seinen Mitarbeiterstab, der natürlich eng mit Garten zusammen arbeitete. 1989 wurde in das rohbaufertige Aquarium die teilweise nicht zur Verfügung stehende Heizung- und Lüftungstechnik eingesetzt. Im selben Jahr wurde die Rekonstruktion des alten Hauses beendet. Dabei entstand aus vielen Zierfischbecken eine große Panormabecken für Korallenfische. 1992 wurde das Haus eröffnet, in dessen untere Etage sich mehrere Landschaftsbecken und in der oberen Etage ein Ringbecken und ein Planetarium befinden.
 
 

Abb.: 08 Der Rohbau des neuen Aquariums


1993 löst Dipl.-Biol. Peter Müller den aus Altersgründen zurückgetretenen Prof. Dr. Seifert ab und tritt das Amt des 6. Zoodirektion an. Er hat nun die Aufgabe oder besser die Chance den Garten zu verbessern. Das heißt alte Bausubstanz zu rekonstruieren und neue moderne Zootierhaltung zu schaffen.
 

2.2 Kurzcharakteristiken der bisherigen 6 Zoodirektoren

  1. Ernst Pinkert

Er wurde 1844 in Hirschfeld bei Zittau geboren. Pinkert kam sehr früh nach Leipzig und übernahm hier den Pfaffendorfer Hof als Pächter. Um das Geschäft voranzutreiben, stellt er eine von Hagenbeck eingestellte Wandergruppe, bestehend aus fremdländischen Tieren, zur Schau. Er war der Gründer des Zoologischen Gartens zu Leipzig und eröffnet diesen am 09.06.1878. Pinkert scheute es nicht zoologisches Neuland z betreten. 1893/94 stellte er als erster einen ausgewachsenen Orang Utan in Europa zur Schau. Sein Leben war der Zoo, seine Spezialität, war die Zucht von Großraubtieren, besonders die der Löwen. Er starb 65-jährig, am 24.04.1909 als alleiniger Leiter des Garten in Leipzig.
 
 

Abb.: 09 Erster Zoodirektor Ernst Pinkert


 

  1. Dr. Johannes Gebbing

Gebbing war der zweite Direktor und leitete den Garten von 1910 bis 1935. Er erweiterte den Zoo um sein privat betriebenes Aquarium. Er war es, der den Garten durch sein kaufmännischen Geschick und Organisationstalent über die Nachkriegs- und Inflationsjahre rettete. Gebbing war es auch, der ab 1926 dem Garten gemeinsam mit Brühing, die für den Garten Leipzig charakteristischen Klinkerbauten entwickelte. Es entstand unter seiner Leitung das Dickhäuterhaus, die Bärenburg und die beiden Flugkäfige, welche damals in ihrer Größe weithin unübertroffen waren.
 

  1. Dr. Karl Max Schneider

Dritter Zoodirektor, von 1935 bis 1955, sprich 20 Jahre lang, war Prof. Karl Max Schneider. Er ist ein Mann der mit dem Zoo sehr vertraut war, denn er war 1919 Direktorialassistent von Gebbing. Er ist ein Mann, der sehr viel Wert auf wissenschaftliche Arbeit, wie Beobachtung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit legte. Ihm ist es zu verdanken, daß der Tierkindergarten entstand. Die Idee dieser Einrichtung war es das Stadtkinder im wahrsten Sinne des Wortes, Tiere begreifen, indem sie lebende Tiere anfassen können und hier auch dürfen ! Des weiteren schrieb er sehr viele Bücher über Filanea, sprich über Großkatzen wie zum Beispiel "Mit Löwen und Tigern unter einem Dach", "Mutterliebe bei Tieren" oder "Tiere im Zoo".
1952 wählte man ihn zum Vizepräsidenten der International Union of Director of Zoological Gardens – IUDZG. Drei Jahre später starb Max Schneider.
 

Zwei Jahre, von 1955 bis 1957, leitete Heinrich Dathe den Garten Leipzig kommissarisch.
 
 

  1. Dr. hc. Ludwig Zukowsky

Der vierte Direktor des Gartens war Dr. hc. Ludwig Zukowsky. Er leitete den Garten von 1957 bis 1963. Unter seiner Leitung wurde der Tierbestand des Garten wesentlich erweitert wie zum Beispiel Orangs, Wisente, Giraffen und afrikanische Elefanten. Er begann seine zoologische Laufbahn ziemlich ungewöhnlich für damalige Verhältnisse. Nach einer Lehre als Wagenlackierer folgte eine zoologische Ausbildung am Berliner Museum für Naturkunde. 1913 durfte er bei Hagenbeck anfangen zu arbeiten. Er war verantwortlich für die systematische Bestimmung der großen Tiertransporte Hagenbecks. Wer die Geschichte Hagenbecks etwas kennt, weiß das man damit locker vier Männer hätte beschäftigen können, da Hagenbecks seiner Zeit den größten Tierhandel betrieb. Danach war er im Zoo Frankfurt als Schriftsteller und wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. 1949 baute er den kriegszerstörten Zoo Münster auf.
 

  1. Dr. rer. Nat. Siegfried Seifert

Zum fünften Direktor des Gartens wählte man Dr. rer. nat. Siegfried Seifert. Er begann am 01. September 1964 sein Amt wahr zu nehmen. Zuvor baute er den Rostocker Zoo auf und leitete diesen 10 Jahre lang. Er entwickelte einen Perspektivplan für den Garten unter der Rücksicht Vorhandenes zu bewahren. Durch Öffentlichkeitsarbeit schaffte er es Betriebe für Projekte des Gartens zu gewinnen. 1997 schuf er die zukunftsweisende Gemeinschaftsanlagen an der Rosentalwiese. 1988 wurde er ebenfalls wie Prof. Schneider zum Vizepräsidenten und 1991 zum Präsidenten der IUDZG gewählt berufen. Er schreib ebenfalls viele wissenschaftliche Schriften wie "Gedanken zur Weiterentwicklung des Leipziger Zoos" und "Untersuchungen zur Fortpflanzungsbiologie der im Zoologischen Garten Leipzig gehaltenen Großkatzen unter besonderer Berücksichtigung der Löwen-Panthero leo".
 

  1. Dipl.-Biol. Peter Müller

Am 02.01.1940 wurde in Niesky, Oberlausitz ein Mann geboren, welcher heute den Zoologischen Garten Leipzig als sechster Zoodirektor leitet. Er schloß 1958 die Oberschule mit Abitur ab. Bis zu seinem Studium 1959 an der Martin – Luther - Universität Halle arbeitet er in einem Fotolabor und im Vermessungswesen. 1963 war eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoologischen Garten Leipzig frei. Nun war er mit seinem Studium noch nicht fertig. Also beantragte er eine Examatrikulation mit der Festlegung den Studienabschluß extern nachzuholen. 1966 beendete er sein Studium. Seine Diplomarbeit beinhaltete das Thema "Experimentelle Untersuchung über den Farbsinn bei Carnvoren – Versuche an Fleckenhyänen".
Bis 1982 durchlief er den Wissenschaftlichen Assistent, den Wissenschaftlichen Oberassistent und zum Ende den Direktorialassistent und Stellvertretenden Direktor. Er schöpfte reichlich Erfahrung aus unterschiedlichen Fachgebieten. So verwaltete er die Kuratoren des Aquarium/Terrarium, der Vögel und der Raubtiere. Der Mann hat sich in internationalen Arbeit, Achtung und Ansehen verdient. Er ist Zuchtbearbeiter des Internationalen Zuchtbuches der Tiger. Dieser Mann heißt Peter Müller.
Die Direktoren des Zoos durchliefen häufig Krisen wie 1. und 2. Weltkrieg, wobei die Gewinne aus der Löwenzucht zur Überwinterung halfen. Dipl.- Biol. Müller hat nun die Aufgabe den Zoologischen Garten Leipzig über die Auswirkungen
der Wiedervereinigung zubringen und den Garten in das Jahr 2000 zuführen.


2.3 Leipziger Löwenzucht – Raubtierzucht

Panthera leo – schon frühzeitig bekamen die Bürger der Stadt Leipzig die Gelegenheit lebendige Löwen zu sehen. Durch die Messe wurden viele Menagerien und Tierschauen angezogen. Einer davon war Johann Reichert, der zur Neujahrsmesse 1669 fünft Tage lang einen Löwen und einen Leoparden zur Schau stellte. Die Keimzelle der weltberühmten Leipziger Löwenzucht war das Alte Raubtierhaus, indem der erste Wurf am 15.10.1880 fiel. Inzwischen wurden an der Pleiße ca. 2500 Wüstenkinder geboren. Durch zielgerichtete Zucht erreichte man es in Leipzig eine ausgestorbene Löwenunterart, den Berberlöwen, Panthera leo leo, durch Selektion von Mischlingsbeständen wenigstens in seinen phänotypischen Merkmalen rück zu züchten. Der letzte freilebende Berberlöwe, deren einstiges Verbreitungsbebiet sich von Maokko bis Lybien erstreckte, wurde 1922 erschossen, in Gefangenschaft befanden sich zu dieser Zeit noch reinblütige Tiere im Zoo des Sultans von Marroko-dieser Bestand wurde später leider mit einer anderen Löwenunterart gemischt,  sodaß diese Tiere genetisch nicht mehr rein waren, phänotypisch  aber noch eine große Ähnlichkeit mit Berberlöwen besaßen. Diese Löwenform  zeichnete sich durch einen stattlichen Wuchs einer krätigen dunklen Mähne, die sich über Kopf, Hals, Brust, Schulter und Bauch erstreckte, aus.Neben dem Berberlöwe, wurden bereits weitere zwei Unterarten, der Kaplöwe, P.l.melanochaita aus Südafrika und der Persische Löwe, P.l. persica, ausgerottet Die Zucht verhalf dem Zoo zu einträglichen Gewinnen, denn die "Könige der Tiere" waren zu dieser Zeit in anderen Gärten, Menagerien und Zirkussen sehr begehrt. Eine Ironie des Schicksals war es, daß sogar Tiere in Zoologische Gärten nach Afrika verkauft wurden. Das machte die Leipziger Löwenzucht weltberühmt. Beachtliche Zuchtleistungen brachten 14 Löwinnen die in ihrem Leben mehr als 40 Junge zur Welt brachten. Das leistungsstärkste Tier war Julia, sie brachte in 14 Jahren 51 Junge in 12 Würfen zur Welt. Sechs männliche Tiere zeugten in ihrem Leben mehr als 100 Junge. Das kräftigste Tier "Herras" zeugte 215 Junge in 68 Würfen bis zum Alter von 16,5 Jahren.

Abb.: 10
Einer der Leipziger Löwen in der Raubtierterrasse

Da heute die Zucht von Löwen in zoologischen Gärten keine Seltenheit mehr darstellt und die Löwenbestände, außer der des Indischen Löwens, Panthera leo goojratensis, Zuchtbuchführung in Knoxville/USA, relativ gesichert sind, verlagerte der Garten seine Zucht auf andere bedrohte Großkatzenarten wie in erster Linie den Amurtiger, Pantera tigris altaica, aber auch seltene Leopardenunterarten, wie den Amurleoparden, Panthera pardus orientalis. Des weiteren wurden auch Kleinkatzen wie das bedroht Ozelot und Nebelpander gezüchtet. Die Kleinkatzen nehmen ein beträchtlichen Teil im Neuen Raubtierhaus ein, da die Platzverhältnisse ein, da die Platzverhältnisse es nicht mehr zulassen, Großkatzen in jedem Gehege des Hauses zu halten. Für die Tiger wurde extra eine Zuchtanlage, in Form von sechs Volieren gebaut. In dieser sogenannten Tigerfarm wurden seitdem 300 Amurtiger geboren, was etwa dem heutigen Wildtierbestand dieser  größten Unterart des Tigers, Panthera tigris entspricht. Diese Erfolge fanden gebührenden Anerkennung beim Internationalen Verband Direktoren Zoologischer Gärten und bei der Internationalen Naturschutzunion. Deshalb trug man dem Zoo Leipzig die Zuchtbuchführung des Tigers zu. In diesem Buch sind alle reinblütigen Tiger, die in Zoos der Welt leben, registriert. Die drei am häufigsten gehaltenen Unterarten sind Amurtiger P.t.altaica, Sumatratiger P.t.sumatrae und Bengal-oder Königstiger P.t.tigris. Der Tierpark  Berlin-Friedrichsfelde ist einer der wenigen Institutionenalle drei Formen, so daß ein Vergleich möglich ist, bemerkenswert ist aber das einzigste Pärchen Hinterindische Tiger, P.t.corbetti, in Deutsdchland.l  Der Garten Leipzig übernimmt auch die Aufgabe des Koordinators der Welt – Zucht – Programm für Tiger.

 


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