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Mitteilungsheft 3/98

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DER EINFLUSS DER AKTIVITÄT AUF DEN CIRCADIANEN RHYTHMUS DER KÖRPERTEMPERATUR BEI FREILEBENDEN STACHELMÄUSEN (ACOMYS)

R.Elvert und G.Heldmaier, Marburg

Die im Süden von Israel koexstierenden Stachelmausarten der Gattung Acomys unterscheiden sich in ihrem Aktivitätsmuster. Acomys (cahirinus) dimidiatus, mit einem Körpergewicht von 30 - 45 g, ist nachtaktiv, während Acomys russatus (45 - 65 g) den Aktivitätsrhythmus eines tagaktiven Tieres zeigt. Wird jedoch die nachtaktive Art aus dem Habitat entfernt, wechselt der tagaktive Nager wieder in die Dunkelphase. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Körpertemperaturverläufe der artverwandten Mäuse miteinander zu vergleichen und über saisonale Veränderungen der Außenbedingungen zu verfolgen.

In einer gemischten Population im Ein Gedi Naturpark wurde diese Arbeit zu allen vier Jahreszeiten durchgeführt. Tiere beider Arten wurden gefangen und mit neuartigen Temperatutransmittern intraperitoneal versehen. Die in Abhängigkeit der Körpertemperatur gesendeten Signale wurden durch ein wüstentaugliches, autonom arbeitendes Empfangssystem modifiziert und auf einen Computer übertragen. Parallel dazu wurden die Außentemperaturen mit Thermoelementen gemessen und in einem Datenlogger gespeichert.

Die nachtaktiven Acomys (cahirinus) dimidiatus zeigt in jeder Jahreszeit ein deutliches Muster der Körpertemperatur (Tb) eines nachtaktiven Wüstennagers. Die Stabilität dieses Rhythmus manifestiert sich in der Unabhängigkeit vom saisonalen Verlauf der Außentemperaturen. Die Körpertemperatur schwankt zwischen 37,4°C in der Nacht und 35,3°C in der Inaktivitätsphase am Tage (Mittelwert der mittleren Tb der Einzeltiere bei n = 2 in allen Jahreszeiten). Dies ist besonders im Sommer erstaunlich, da in dieser Jahreszeit gemessene Höhlentemperaturen bis auf ca. 35°C anstiegen, im Winter jedoch auf unter 20°C abfielen. Der Verlauf der Tb läßt sich damit mit vielen Untersuchungen an nachtaktiven Wüstennagetieren in Übereinstimmung bringen, die sich während des Tages in thermisch gepufferten Bauten aufhalten.

Acomys russatus dagegen zeigt in keiner Jahreszeit einen circadianen Rhythmus der Tb. In kühleren Jahreszeiten schwankt die Tb während des Tages zwischen 36,0° und 36,4°C und in der Nacht zwischen 36,7° und 36,1° C (Mittelwerte der mittleren Tb der Einzeltiere. n = 2-7). Im Sommer schwankte die Tb dagegen in Einzelfällen im Tagesverlauf zwischen 33,0 und 39,9C. In der heißesten Jahreszeit lassen sich Temperaturmaxima am Morgen und Abend feststellen - bei sehr hohen Außentemperaturen zeigen die Tiere dieser Art einen bimodalen Tb-Verlauf. Die Tagaktivität wird auf kühlere Tageszeiten beschränkt, wobei A. russatus die heißeste Phase des Tages in unterirdischen Höhlen verbringt, bemüht, die in kurzer Zeit aufgenommene Wärme wieder abzugeben. Der circadiane Rhythmus der Körpertemperatur wird so durch thermoregulatorisches Verhalten überlagert.

Mit Unterstützung der GIF (German Israelian Foundation)

aus: Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft: 90.1, 1997

R.Elvert und Prof. G.Heldmaier, Fachbereich Biologie / Zoologie, Philipps-Universität, D-36032 Marburg

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