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Mitteilungsheft 3/98

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SIEBENSCHLÄFER IN DEN HOHBURGER BERGEN (NORDSACHSEN)

Kristin Zscheile, Halle/Saale

Siebenschläfer, Common Dormouse (Glis glis). Foto: Klaus Rudloff, 26.IIX.1981. Haltung: Tierpark Berlin

Der Siebenschläfer ist der größte und bekannteste unserer heimischen Bilche. Seine Vorkommen konzentrieren sich auf die Mittelgebirgsregionen und Hügelländer. Besonders in Mittel- und Norddeutschland ist seine Verbreitung eher inselartig, in vielen Gegenden fehlt die Art. In den Hohburger Bergen, bewaldeten Porphyrkuppen zwischen Eilenburg und Wurzen, leben die nördlichsten sächsischen Siebenschläfter. Schon die nur 5 km entfernte Dübener Heide haben sie wahrscheinlich nie erreicht. An einer Teilpopulation wurde von 1996-98 eine Freilandstudie durchgeführt, um die aktuelle Verbreitung im Gebiet zu ermitteln und Daten zur Raumnutzung zu gewinnen. Einige vorläufige Ergebnisse sollen folgend vorgestellt werden:

1. Nachweiskartierung

Auf den ersten Blick scheint es schwierig, das Vorkommen der nur im Sommer aktiven, heimlichen Tiere nachzuweisen. Neben den eher zufälligen Sichtbeobachtungen (z.B. in Obstplantagen, Waldhütten oder waldnahen Häusenn und Gärten) eignen sich dazu Nistkastenkontrollen im August und September. Siebenschläfer sind häufige Nachmieter von Staren oder Fliegenschnäppern. Viel effektiver sind jedoch indirekten Methoden: Besonders an Eicheln und Bucheckern hinterlassen Siebenschläfer charakteristische Fraßspuren, die auch am Tage und in der winterlichen Ruhezeit ihre Anwesenheit verraten (vgl. Zscheile & Büchner 1997). Zusätzlich kann man in Sträuchern und Bäumen Haarsammelröllchen ausbringen. Die nächtlichen Rufe der Tiere zur Paarungszeit (sie quieken, pfeifen und "rattern") sind ebenfalls unverwechselbar. Mit diesen Methoden wurden Feldgehölze in unterschiedlicher Entfernung zum Wald und verschiedene Waldflächen kontrolliert. Während das gesamte Waldgebiet der Hohburger Berge (2000 ha) mehr oder weniger flächendeckend besiedelt war, konnten nur in zwei Feldgehölzen Fraßreste gefunden werden. Beide lagen in unmittelbarer Nähe zum Wald, Siebenschläffer sind offenbar nicht in der Lage, Offenflächen zu überwinden, wenn Verbindungsstrukturen (wie Hecken oder dichte Obstbaumreihen) fehlen.

2. Freilandstudie

Innerhalb eines Buchen-Altbestandes (dem Optimalhabitat der Schläfer) wurden auf einer ca. 5 ha großen Untersuchungsfläche in regelmäßigen Abständen Fallen ausgebracht. Die Holzkastenfallen hingen in ca.3 m Höhe am Stamm, sie wurden im 2-Wochen-Rhythmus fängisch gestellt. Alle gefangenen Siebenschläfer erhielten eine individuelle Ohrtätowierung. Die ersten Tiere traten in der zweiten Juni-Dekade auf, bis Ende Juni worden ausschließlich Männchen gefangen. Die höchsten Fangzahlen wurden im Juli, zur Zeit der Ranz, erreicht. Bereits im August ging die Fängigkeit wieder deutlich zurück, adulte Männchen fingen sich nur noch selten. Im September wurden die Fallen von bahezu allen Alttieren gemieden, obwohl mittels Telemetrie festzustellen war, daß adulte Tiere noch aktiv waren. Andererseits traten ab zwölften September zunehmend Jungtiere auf. Die frühesten Würfe lassen sich damit auf die erste Augustdekade rückdatienen, der Geburtszeitraum erstreckte sich aber mindestens bis Anfang September. Die telemetierten adulten Individuen gingen in der ersten Oktoberwoche in den Winterrschlaf, zu einem Zeitpunkt, als manche Jungtiere gerade selbständig wurden!

Ingesamt lebten auf der Untersuchungsfläche pro Hektar mindestens vier ortsansässige adulte Siebenschläfer. Dieser Wert liegt im Bereich anderer für Mitteleuropa festgestellten Dichten, andererseits können in günstigen Habitaten (z.B. eine Untersuchung bei Marburg, kroatische Vorkommen) auch dreißig bis achzig tiere auf der gleichen Fläche nachgewiesen werden!

Festzustellen bleibt, daß:

  • die Tiere im Untersuchungsgebiet ungefähr acht Monate winterschlafen,
  • die Männchen vor den Weibchen in den Fallen nachzuweisen waren,
  • sie nicht während der gesamten Aktivität die Fallen nutzten,
  • die Reproduktionsphase relativ weit auseinandergezogen ist und bis in den September fortdauert,
  • die nächtliche Aktivität sich auf die Buchen im Gebiet konzentriert (zumindest in einem Mastjahr wie 1998), aber auch Fichten, Eichen und Kiefern aufgesucht werden.

Schrifftum:

GÖRNER,M & HACKETHAL,H. (1987) Säugtiere Europas. Neumann Verlag. Leipzig & Radebeul.

ZSCHEILE,K & BÜCHNER,S. (1997): Nachweismöglichkeiten für heimische Schläfer.-Rundbrief der Projektgruppe "Säugetierfauna Sachsens" 2/96

Kristin Zscheile, Pfälzer Str. 9, D-06108 Halle/Saale

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