Inhaltsverzeichnis
Teil 2
Welche Kriterien bewegten mich über
den Zoologischen Garten Leipzig eine Facharbeit zu schreiben? Wenn ich
heute in den Garten gehe, interessiert mich vorrangig die Architektur des
Garten, sprich sowohl das Design der modernen Haltungsanlagen, als auch
der Aufbau der alten Tierhäuser. Und gerade von diesen Gegensätzen
bietet oder wird der Zoologischer Garten Leipzig eine Reiche Vielfalt bieten.
Speziell in dem Garten von Leipzig betrachte ich die alten Tierhäuser,
wie das Neue Raubtierhaus oder die Raubtiertrassen. In diesen nostalgischen
Bauten sehe ich das Herz dieses doch recht alten Gartens. Daran sieht man
das der Garten durch mehrere Epochen der Zeit aufgebaut wurde. Ich lehne
Gärten ab die auf dem Reißbrett entstanden sind und ausschließlich
aus Beton gebaut und nur für die Bevölkerung geschaffen worden,
also keine Forschung oder Schutzprogramme betrieben werden. Im Zoo von
Leipzig dagegen liegt noch die Nostalgie in der Luft, die Verbesserung
der Haltungsbedingungen für Tiere und die Arbeitsbedingungen der Pfleger
werden trotzdem nicht aus den Augen verloren. Ein Eindruck von Nostalgie
im Garten, vermittelt dieses Foto, wenn man die adulten Tiere im Hintergrund
beachtet.
Abb.: 01 Oberwärter Fischer |
2.0
Geschichte des Zoologischen Garten zu Leipzig
2.1 Gründung
des Gartens
Wir befinden uns westlich von Leipzig,
an dem stillen Wasser der Parthe, am Rande des Rosentals im Jahr der Völkerschlacht
1813. Vor der Völkerschlacht befanden sich im Pfaffendorfer Vorwerk
einige Lazarette. Nun werden hier Neubauten geschaffen, in dem der staatliche
Fettviehhof und daneben eine Garnspinnerei einzieht. In dem Hof gehört
eine Gastwirtschaft, welche ich ab dem Jahr 1873 mein eigen nennen darf.
Abb.: 02 Eingang zum Zoologischen Garten um die Jahrhundertwende |
Mein Name ist Ernst Pinkert und ich kam
aus der Lausitz nach Leipzig. Um meinen Geschäft, den Gasthof, anzukurbeln,
lieh ich mir 1975 fremdländische Tiere von Hagenbeck und stellte sie
auf der Schafwiese der Bevölkerung gegen Bezahlung zur Schau. Diese
Schau kam sehr gut bei der aufgeschlossenen und schaulustigen Bevölkerung
Leipzigs an. Dadurch kam ich zu guten Einnahmen. Durch diese Erfolge, entschloß
ich mich 1877 eine ständige Schau, in Form eines Tierparks anzubieten.
Im darauffolgenden Jahr gründete ich den Zoologischen Garten zu Leipzig
auf einer Fläche von 1,25 ha. Ich eröffnete ihn am 9. Juni 1878,
es war ein sonniger Pfingstsonntag, an dem 2018 Leipziger durch die Pforten
meines Garen strömten. Am Tag darauf, dem Pfingstmontag, zählte
ich sogar 2411 Besucher.
Abb.: 03 |
Noch im gleichen Jahr ließ ich ein
Raubtierhaus (Altes Raubtierhaus) bauen. Zwei Jahre später wurden
in diesem Haus die ersten Löwen geboren. Dies war ein respektabler
früher Zeitpunkt in der Geschichte der europäischen Zoos. Allerdings
hörte ich, das bereits 1669 in Wien und 1880 im Botanischen Garten
zu Paris ein Wurf Löwen fiel. Ob diese jedoch erfolgreich aufgezogen
wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei der Zucht von Löwen bewies
ich viel Geschick - Glück gehört natürlich auch dazu. Unterstützung
erhielt ich von dem Ehepaar Fischer, der Mann arbeitete als Oberwärter
und dessen Frau führte den Wirtschaftsbereich. Nebenbei zog sie erfolgreich
verwaiste Raubtierjunge auf. In dieser Zeit herrschte eine rege Nachfrage
von Seiten anderer Zoologischer Gärten. Menagerien und Zirkussen,
so das sich der Verkauf der Tiere zu einem einträglichen Geschäft
entwickelte. Die Einnahmen verhalfen mir den Zoo weiter zu entwickeln und
kommende Krisen überstehen zu können. Fünft Jahre später,
1883, wurde mein Gelände auf 3 ha erweitert, das heißt ich bekam
2 ha von der Stadt zugesprochen. Ich ließ ein Hirschpark mit Teichanlagen
und Flugkäfigen errichten. Im Jahr darauf wurde ein Vogelhaus gebaut
(Teil der Papageinanlage). 1908 ließ ich mein Privatunternehmen aufgrund
hoher Schulden bei der Stadt Leipzig in eine Aktiengesellschaft überführen.
Um die Jahrhundertwende wurden neue Großprojekte gestartet oder beendet,
wie zum Beispiel der Abu des Wirtschaftshofes 1899, Neuem Raubtierhaus,
Affenhaus, Verwaltungs- und Hauptgebäude (heute Kongreßhalle).
Nach Beendigung dieser markanten Bauten wurde es erst einmal etwas ruhiger
im Bauwesen. Bis 1908, ich fühlte das meine Zeit bald kommen würde,
bauten wir noch Huftierhäuser für Renntiere, Schneegemsen und
Anoas. Zugleich vollendeten wir ein starkes, innen mit Stahl verkleidetes
Blockhaus für das zweitschwerste Landsäugetier der Welt, das
Nashorn. 1909 starb Ernst Pinkert. Die Direktion des Zoologischen Garten
übernahm Dr. Johannes Gebbing. Er hatte vor ein Aquarium auf dem Gelände
des Garten, am Zusammenfluß von Parthe und Pleißmühlgraben,
zubauen. Es wurde auf seine Kosten und Risiken gebaut. Unterstützung
bekam er vom Stadtbaudirektor Anton Käppler, Mitglied des Aufsichtsrates
der AG Zoologischer Garten. Er überzeugte auch den Aufsichtsvorsitzenden
und Leipziger Stadtrat Gustav Esche, welcher sich vorher ablehnend gegenüber
dem Projekt verhielt. In Käpplers Händen lag die architektonische
Bauausführung des Hauses. Das ganz im Jugendstil gehaltene ornamentale
Beiwerk stammt von Rudolph Sandeck. Die Bauzeit des Hauses betrug nur ein
Jahr, es wurde am 15.03.1910 eröffnet.
Abb.: 04 Das Zooaquarium im Jahre 1910 |
An diesem Tag wurden außer einheimischen
Fischen wie Karpfen, Schleie und Rotfeder auch eine Vielfalt von Meerestiere,
wie Katzenhaie, Seepferdchen, Lippfische und Hummer zur Schau gestellt.
Ferner gehörten noch zwei Seehunde und Meeresschildkröten dazu.
Das Aquarium betrieb Gebbing auf eigene Rechnung bis es die Stadt 1930
käuflich erwarb. 1912 erfolgte die Errichtung einer hölzernen
Seelöwenanlage in der Parthe. Am 12.04.1913 ließ Gebbing das
Terrarium in Form eines riesigen Gewächshauses angliedern. In der
Mitte legte er eine Freisichtanlage für Krokodile an, um welche sich
25 Glasvitrinen, in denen er Lurche, Kriechtiere und Insekten zur Schau
stellte, anordnen.
Abb.: 05 Terrarium kurz nach seiner Eröffnung |
Der Zoologische Garten Leipzig wird 1920
in den Besitz der Stadt Leipzig übergeleitet. Von 1920 bis 1930 arbeitete
Gebbing mit dem Stadtbaurat Dr. Carl James Bühring zusammen. Sie beide
verliehen dem Garten dadurch seine charakteristische roten Klinkerbauten.
Sie verwendeten ausschließlich hartgebrannten roten Klinker. Dadurch
erhielten die Massivbauten einen einheitlichen Rohstoff. Eine bestechende
Wirkung auf die Besucher übte die straffe architektonische Aufgliederung
in einen modernen Quaderstil. Ein Paradebeispiel ist das Dickhäuterhaus
und die Bärenburg. Ein Problem welches die zwei Herren ebenfalls abgeschafft
haben ist das Wirrwarr von Wegen. Sie schufen breite, avenueartige Promenaden
mit reizvollen künstlerisch gestalteten Blickpunkten nach beiden Richtungen.
Ein eindrucksvolles Bild hierfür bietet die großzügige
Achse zwischen Löwenterassen und Vogelteich mit dem Durchblick nach
dem wuchtigen Klinkerbau des Dickhäuterhauses einerseits und der von
zwei Gingobäumen flankierte Jasondenkmal andererseits. 1926 wurde
das wohl größte Tierhaus im Garten gebaut, das Dickhäuterhaus.
Man betritt einen hallenartigen Raum, durch dessen Facettendecke das Licht
auf die Besucher, Tiere und Pflanzen fällt. In diesem Haus wurden
diese Giganten erstmalig ohne Gitter auf der Welt zur Schau gestellt. An
der Schmalseite des Hauses befindet sich das Becken der Flußpferde,
welches 13 m lang, 9.5, breit und über 2 m tief ist und somit 300
Kubikmeter Wasser faßt. Über dem Becken befinden sich künstliche
Baumriesen von denen Ranken in die Luft wachsen. Gegenüber der Gehege
der Elefanten befinden sich Boxen für Tapire. Zum Dickhäuterhaus
muß gesagt werden das erst etwa mehr als die Hälfte fertiggestellt
wurde, da während dem Bau des Hauses das Geld ausging. Eine Erweiterung
auf 12,5 ha des Zoogeländes erfolgte 1927. Ein Jahr später baute
man auf beiden Seiten der Wegachse zum Dickhäuterhaus, die großen
Flugkäfige, von welchen der größere 30 m lang, 15 m breit
und 13 m hoch ist. Diese Größe gestattete selbst den größten
Greifen, von ihren Schwingen Genrauch zu machen. In der Mitte der Wegachse
baute man ein Zierbecken (früher Flamingoteich) ein. Vor den Flugkäfigen
errichtete man die Raubtiertrassen. Diese Trassen sind in drei Abteile
getrennt. Die gesamte Anlage besteht ausschließlich aus Beton, die
Rückwände gestaltete man in Form von Felsenwänden. Die Tiere,
überwiegend Sibirische Tiger, Löwen und Wölfe, sind durch
breite und tiefe Wassergräben von den Besuchern getrennt. Die Nachtgehege
befinden sich hinter den Rückwänden der Anlage. Die Trassen sind
mit dem Raubtierhaus über einen Gittergang verbunden. Die Felswände
wurden beabsichtigt so hoch gebaut, da sich dahinter eine Industriefabrik
befindet, welche nicht in das Bild des Gartens paßt. Die Bauweise
dieser Art von Gehegen nennt man Panoramas, welche erstmals von Carl Hagenbeck
gebaut und erprobt wurde. Im gleichem Jahr wurde das Jason – Denkmal aufgestellt,
welches sich neben der Pinguinbucht befindet. 1929 erfolgte die Fertigstellung
der Bärenburg, die ebenfalls mit Klinker verkleidet wurde. Zwischen
sechs quaderförmigen Türen liegen fünft Abteilungen, welche
in einen bühnenartigen Aufbau untergliedert sind. Die Fronttrennung
der Tiere von den Menschen erfolgt, wie bei vielen anderen Raubtieren durch
alt bewährte Wassergräben, welche 2 m tief und 4 m breit sind.
Die rückwärtige Abgrenzung bildet ein spitzer Graben mit einer
hohen Mauer. Die Wurf- und Nachtboxen der Tiere liegen in den Türmen
und unter den Freigehegen. Die letzten Bauten, die in der Gebbingepoche
verwirklicht wurden, waren die Rehsus-, Pavian- und Pinguinanlage, welche
heute unter Denkmalschutz stehen. Nach Gebbings Tod 1935 wurde Prof. Karl
Schneider Direktor des Zoologischen Garten Leipzigs. Er ist somit der dritte
Gartenleiter in Leipzig. Durch ihn erfolgte die Profilierung des Zoos als
Bildungs- und Forschungsstätte. Noch im gleichen Jahr entstand unter
der Idee und Leitung von Schneider ein Tierkindergarten. Die Idee, die
hinter dem Projekt steht, ist, ich zitiere Schneider, folgende: "Diese
Schöpfung geht von dem Gedanken aus, das Tier möglichst ungehemmt
vor dem Besucher hinzustellen. Alle Schranken fallen, kein Gitter, kein
Absperrgraben steht mehr zwischen Mensch und Tier [...]. In einem Satz
heißt es, Stadtkinder und Erwachsene, die sonst kaum Gelegenheit
haben Tiere anzufassen, sollen Tiere wortwörtlich begreifen können.
Im Tierkindergarten wurden, wenn möglich, überwiegend Jungtiere
vieler verschiedener fremdländische und einheimischer Wildtiere und
des weiteren Haustierjunge und ihre Eltern zur Schau gestellt.
Abb.: 06 Der Tierkindergarten des Zoo Leipzig |
Drei Jahre später entstanden die Robbenklippen an der Stelle der ehemaligen Seelöwenanlage (1912). Die Robbenklippen wurden am Pleißeufer erbaut. Es stellt ein sehr eindrucksvolle Form der Tierhaltung dar. Die Anlage mußte mittlerweile wegen Baufälligkeit und zu starke Wasserverschmutzung des Parthewassers abgesprochen werden.
Wir befinden uns nun in der schrecklichen
Zeit des 2. Weltkrieges, welche viele Zoologische Gärten zerstörte
und auch den Garten in Leipzig nicht verschonte. 1943 wurden Teile des
Verwaltungsgebäude, das Aquarium und Planetarium durch Brandbomben
zerstört. Zwei Jahre später, am 06.04.1945 wurde die Kongreßhalle,
sowie das Verwaltungsgebäude und wiederum das Aquarium, welches gerade
erst ausgebessert wurde, durch Sprengbomben schwer beschädigt.
Abb.: 07 Das zerstörte Aquarium nach dem 2. Weltkrieg |
Nach dem Krieg 1947 erfolgte eine Erweiterung
des Zoogeländes auf 16 ha. Von 1955 – 1957 leitet Prof. Dr. Heinrich
Dathe, nach dem Tod von Prof. Dr. Schneider den Garten kommissarisch. Dathe
ist der Gründer, des in DDR – Zeiten erbauten Tierparks Berlin Friedrichsfelde.
Nach 1957 übernimmt Prof. Dr. Ludwig Zukowsky die Direktion des Gartens
als vierter Zoodirektor. Er übte sein Amt sieben Jahre aus und trat
aus Altersgründen in den Ruhestand. Abgelöst wurde er von Prof.
Dr. Siegfried Seifert. Kurz nach Amtsantritt entwickelte er einen Perspektivplan.
Dank dieses Plans entstand 1968 die Zuchtanlage für den Amurtiger
und andere bedroht Großkatzen. Der Zoologische Garten Leipzig züchtet
zwar noch immer Großkatzen, verlegte aber sein Schwerpunkt – die
Löwen, auf den Amurtiger, der in seiner Heimat Sibirien, wie viele
andere Tiere gejagt wird und somit bedroht ist. Die Zuchtanlage, auch Tigerfarm
genannt, teilt sich in sechs volierenartige Gehege, an denen feste Unterkünfte
liegen, welche man wiederum in zwei Abteile trennen kann. 1969 entstand
aus dem alten unzweckmäßig gewordenen Antilopenhaus das neue
Vogelhaus mit Freiflughalle. Über das Bauwerk spanne sich fünf,
auf Stelzen gelagerte, Stahlträger an dem das Dach hängt, welches
aus Glas besteht. Diese Art, die Verstrebungen außen und nicht wie
üblich innen anzubringen, verhindert unerwünschten Unterschlupf
der Vögel. Im Turm des Hauses, welcher sich direkt daran angliedert,
sind Kalifornische Seehunde untergebracht. Vor dem Turm befindet sich zusätzlich
ein Becken für diese Tiere. Zur gleichen Zeit wird die Zooschule gegründet,
welche begeistert von Schulklassen und AG’s, die dabei naturnahe Biologie
erhalten, angenommen. 1972 entstand gegenüber des Freigeheges der
Flußpferde ein Gehege für dessen kleinere Verwandten, die Zwergflußpferde.
Zwei Jahre später wurde die Gibbonanlage, gegenüber dem Neuem
Raubtierhaus, durch die Zoolotterie finanziert, gebaut. Des weiteren wurden
mehrere große Papageinvolieren an das Alte Vogelhaus angegliedert.
1976 wurde der Garten auf seine heutige Größe, 22,5 ha, erweitert.
Durch das gewonnen Gelände machte der Garten den besten Schritt, den
es in seiner Zeit nur machen konnte. Es wurden im gleichen Jahr drei großflächige
Huftieranlagen an der Rosentalwiese und das Berggehege sowie das Zebrahaus
was sich im alten Teil des Garten befindet, gebaut. Die Huftieranlagen
entstanden auf einem 80 bis 100 breiten und 500 m langen Streifen an der
westlichen Gartengrenze. Die Abgrenzung zwischen der Rosentalwiese und
der Anlage, sowie zwischen Anlage und Garten, bildet ein 750m langer Wassergraben,
auf dem auch zu den Anlagen gehörende Wasservögel Platz finden.
Ich schrieb oben "den besten Schritt", ich denke es wurde mit dem Bau dieser
Anlagen unbewußt oder bewußt Gemeinschaftshaltung von mehreren
Arten aus dem gleichen Lebensraum praktiziert, welches ein wichtiges Kriterium
für modere Zootierhaltung darstellt. Das Berggehege gegenüber
der Mittelanlage entstand durch Aufschüttung, der aus den Wassergräben
gewonnene Erde und zusätzlichen Findlingen. In den folgenden zehn
Jahren wurden mehrere Projekte verwirklicht. 1982 öffnete ein für
damalige Verhältnisse recht modernes Menschenaffenhaus, seine Türen.
Das Hausinnere ist durch seine Glaskuppel sehr hell. An den Seiten des
Hauses befinden sich drei Großgehege. Die Tiere sind durch 30 mm
starkes Panzerglas von dem Menschen getrennt, störende Gitterstäbe
fallen somit weg. Die Luftfeuchtigkeit und Temperatur jedes Gehege kann
individuell geregelt werden. Zu jedem Gehege gehört auch ein Außengehege,
in das die Tiere bei warmen Wetter gelassen werden. 1984 wurde an der Stelle
einer ehemaligen Ponyreitbahn eine Anlage für kleine Pandas eingerichtet.
Dieser Bau dankte das Pärchen, indem es seit 1986 regelmäßig
züchtete. Diese Zucht existiert heute nicht mehr. 1986 erfolgte die
Angliederung eines Klimaraumes für die Pinguine. Zwei Jahre nach der
Wiedervereinigung Deutschlands wurde ein Projekt fertiggestellt, welches
bereits vor der Wende begonnen wurde, das Neue Aquarium mit dem dazugehörigen
Planetarium. 1984 ergab eine bautechnische Untersuchung des Aquarium das
sich die Beckenfundamente durch intensive Nutzung und kriegsbedingte Spätfolgen
setzten. Es bestand die Gefahr das dicken Glasscheiben brechen. Des weiteren
lagen teilweise die Stahlamierungen frei und rosteten. Man entschied sich
das Haus zu schließen und eine gründliche Rekonstruktion durchzuführen.
Das Aquarium wurde von Grund auf erneuert, nur die äußere Fassade
blieb erhalten. Parallel dazu entwickelte Seifert Vorstellungen für
einen zweigeschössigen Aquariumneubau. Baubeginn dieses Neubau war
1985. Die Projektion erfolgte durch Leipziger Architekten Horst Kram und
seinen Mitarbeiterstab, der natürlich eng mit Garten zusammen arbeitete.
1989 wurde in das rohbaufertige Aquarium die teilweise nicht zur Verfügung
stehende Heizung- und Lüftungstechnik eingesetzt. Im selben Jahr wurde
die Rekonstruktion des alten Hauses beendet. Dabei entstand aus vielen
Zierfischbecken eine große Panormabecken für Korallenfische.
1992 wurde das Haus eröffnet, in dessen untere Etage sich mehrere
Landschaftsbecken und in der oberen Etage ein Ringbecken und ein Planetarium
befinden.
Abb.: 08 Der Rohbau des neuen Aquariums |
1993 löst Dipl.-Biol. Peter Müller
den aus Altersgründen zurückgetretenen Prof. Dr. Seifert ab und
tritt das Amt des 6. Zoodirektion an. Er hat nun die Aufgabe oder besser
die Chance den Garten zu verbessern. Das heißt alte Bausubstanz zu
rekonstruieren und neue moderne Zootierhaltung zu schaffen.
2.2 Kurzcharakteristiken der bisherigen 6 Zoodirektoren
Er wurde 1844 in Hirschfeld bei Zittau
geboren. Pinkert kam sehr früh nach Leipzig und übernahm hier
den Pfaffendorfer Hof als Pächter. Um das Geschäft voranzutreiben,
stellt er eine von Hagenbeck eingestellte Wandergruppe, bestehend aus fremdländischen
Tieren, zur Schau. Er war der Gründer des Zoologischen Gartens zu
Leipzig und eröffnet diesen am 09.06.1878. Pinkert scheute es nicht
zoologisches Neuland z betreten. 1893/94 stellte er als erster einen ausgewachsenen
Orang Utan in Europa zur Schau. Sein Leben war der Zoo, seine Spezialität,
war die Zucht von Großraubtieren, besonders die der Löwen. Er
starb 65-jährig, am 24.04.1909 als alleiniger Leiter des Garten in
Leipzig.
|
Abb.: 09 Erster Zoodirektor Ernst Pinkert |
Gebbing war der zweite Direktor und leitete
den Garten von 1910 bis 1935. Er erweiterte den Zoo um sein privat betriebenes
Aquarium. Er war es, der den Garten durch sein kaufmännischen Geschick
und Organisationstalent über die Nachkriegs- und Inflationsjahre rettete.
Gebbing war es auch, der ab 1926 dem Garten gemeinsam mit Brühing,
die für den Garten Leipzig charakteristischen Klinkerbauten entwickelte.
Es entstand unter seiner Leitung das Dickhäuterhaus, die Bärenburg
und die beiden Flugkäfige, welche damals in ihrer Größe
weithin unübertroffen waren.
Dritter Zoodirektor, von 1935 bis 1955,
sprich 20 Jahre lang, war Prof. Karl Max Schneider. Er ist ein Mann der
mit dem Zoo sehr vertraut war, denn er war 1919 Direktorialassistent von
Gebbing. Er ist ein Mann, der sehr viel Wert auf wissenschaftliche Arbeit,
wie Beobachtung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit legte. Ihm ist
es zu verdanken, daß der Tierkindergarten entstand. Die Idee dieser
Einrichtung war es das Stadtkinder im wahrsten Sinne des Wortes, Tiere
begreifen, indem sie lebende Tiere anfassen können und hier auch dürfen
! Des weiteren schrieb er sehr viele Bücher über Filanea, sprich
über Großkatzen wie zum Beispiel "Mit Löwen und Tigern
unter einem Dach", "Mutterliebe bei Tieren" oder "Tiere im Zoo".
1952 wählte man ihn zum Vizepräsidenten
der International Union of Director of Zoological Gardens – IUDZG. Drei
Jahre später starb Max Schneider.
Zwei Jahre, von 1955 bis 1957, leitete
Heinrich Dathe den Garten Leipzig kommissarisch.
Der vierte Direktor des Gartens war Dr.
hc. Ludwig Zukowsky. Er leitete den Garten von 1957 bis 1963. Unter seiner
Leitung wurde der Tierbestand des Garten wesentlich erweitert wie zum Beispiel
Orangs, Wisente, Giraffen und afrikanische Elefanten. Er begann seine zoologische
Laufbahn ziemlich ungewöhnlich für damalige Verhältnisse.
Nach einer Lehre als Wagenlackierer folgte eine zoologische Ausbildung
am Berliner Museum für Naturkunde. 1913 durfte er bei Hagenbeck anfangen
zu arbeiten. Er war verantwortlich für die systematische Bestimmung
der großen Tiertransporte Hagenbecks. Wer die Geschichte Hagenbecks
etwas kennt, weiß das man damit locker vier Männer hätte
beschäftigen können, da Hagenbecks seiner Zeit den größten
Tierhandel betrieb. Danach war er im Zoo Frankfurt als Schriftsteller und
wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. 1949 baute er den kriegszerstörten
Zoo Münster auf.
Zum fünften Direktor des Gartens wählte
man Dr. rer. nat. Siegfried Seifert. Er begann am 01. September 1964 sein
Amt wahr zu nehmen. Zuvor baute er den Rostocker Zoo auf und leitete diesen
10 Jahre lang. Er entwickelte einen Perspektivplan für den Garten
unter der Rücksicht Vorhandenes zu bewahren. Durch Öffentlichkeitsarbeit
schaffte er es Betriebe für Projekte des Gartens zu gewinnen. 1997
schuf er die zukunftsweisende Gemeinschaftsanlagen an der Rosentalwiese.
1988 wurde er ebenfalls wie Prof. Schneider zum Vizepräsidenten und
1991 zum Präsidenten der IUDZG gewählt berufen. Er schreib ebenfalls
viele wissenschaftliche Schriften wie "Gedanken zur Weiterentwicklung des
Leipziger Zoos" und "Untersuchungen zur Fortpflanzungsbiologie der im Zoologischen
Garten Leipzig gehaltenen Großkatzen unter besonderer Berücksichtigung
der Löwen-Panthero leo".
Am 02.01.1940 wurde in Niesky, Oberlausitz
ein Mann geboren, welcher heute den Zoologischen Garten Leipzig als sechster
Zoodirektor leitet. Er schloß 1958 die Oberschule mit Abitur ab.
Bis zu seinem Studium 1959 an der Martin – Luther - Universität Halle
arbeitet er in einem Fotolabor und im Vermessungswesen. 1963 war eine Stelle
als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoologischen Garten Leipzig frei.
Nun war er mit seinem Studium noch nicht fertig. Also beantragte er eine
Examatrikulation mit der Festlegung den Studienabschluß extern nachzuholen.
1966 beendete er sein Studium. Seine Diplomarbeit beinhaltete das Thema
"Experimentelle Untersuchung über den Farbsinn bei Carnvoren – Versuche
an Fleckenhyänen".
Bis 1982 durchlief er den Wissenschaftlichen
Assistent, den Wissenschaftlichen Oberassistent und zum Ende den Direktorialassistent
und Stellvertretenden Direktor. Er schöpfte reichlich Erfahrung aus
unterschiedlichen Fachgebieten. So verwaltete er die Kuratoren des Aquarium/Terrarium,
der Vögel und der Raubtiere. Der Mann hat sich in internationalen
Arbeit, Achtung und Ansehen verdient. Er ist Zuchtbearbeiter des Internationalen
Zuchtbuches der Tiger. Dieser Mann heißt Peter Müller.
Die Direktoren des Zoos durchliefen häufig
Krisen wie 1. und 2. Weltkrieg, wobei die Gewinne aus der Löwenzucht
zur Überwinterung halfen. Dipl.- Biol. Müller hat nun die Aufgabe
den Zoologischen Garten Leipzig über die Auswirkungen
der Wiedervereinigung zubringen und den
Garten in das Jahr 2000 zuführen.
2.3
Leipziger Löwenzucht – Raubtierzucht
Panthera leo – schon frühzeitig
bekamen die Bürger der Stadt Leipzig die Gelegenheit lebendige Löwen
zu sehen. Durch die Messe wurden viele Menagerien und Tierschauen angezogen.
Einer davon war Johann Reichert, der zur Neujahrsmesse 1669 fünft
Tage lang einen Löwen und einen Leoparden zur Schau stellte. Die Keimzelle
der weltberühmten Leipziger Löwenzucht war das Alte Raubtierhaus,
indem der erste Wurf am 15.10.1880 fiel. Inzwischen wurden an der Pleiße
ca. 2500 Wüstenkinder geboren. Durch zielgerichtete Zucht erreichte
man es in Leipzig eine ausgestorbene Löwenunterart, den Berberlöwen,
Panthera
leo leo, durch Selektion von Mischlingsbeständen wenigstens in
seinen phänotypischen Merkmalen rück zu züchten. Der letzte
freilebende Berberlöwe, deren einstiges Verbreitungsbebiet sich von
Maokko bis Lybien erstreckte, wurde 1922 erschossen, in Gefangenschaft
befanden sich zu dieser Zeit noch reinblütige Tiere im Zoo des Sultans
von Marroko-dieser Bestand wurde später leider mit einer anderen Löwenunterart
gemischt, sodaß diese Tiere genetisch nicht mehr rein waren,
phänotypisch aber noch eine große Ähnlichkeit mit
Berberlöwen besaßen. Diese Löwenform zeichnete sich
durch einen stattlichen Wuchs einer krätigen dunklen Mähne, die
sich über Kopf, Hals, Brust, Schulter und Bauch erstreckte, aus.Neben
dem Berberlöwe, wurden bereits weitere zwei Unterarten, der Kaplöwe,
P.l.melanochaita
aus Südafrika und der Persische Löwe,
P.l. persica, ausgerottet
Die Zucht verhalf dem Zoo zu einträglichen Gewinnen, denn die "Könige
der Tiere" waren zu dieser Zeit in anderen Gärten, Menagerien und
Zirkussen sehr begehrt. Eine Ironie des Schicksals war es, daß sogar
Tiere in Zoologische Gärten nach Afrika verkauft wurden. Das machte
die Leipziger Löwenzucht weltberühmt. Beachtliche Zuchtleistungen
brachten 14 Löwinnen die in ihrem Leben mehr als 40 Junge zur Welt
brachten. Das leistungsstärkste Tier war Julia, sie brachte in 14
Jahren 51 Junge in 12 Würfen zur Welt. Sechs männliche Tiere
zeugten in ihrem Leben mehr als 100 Junge. Das kräftigste Tier "Herras"
zeugte 215 Junge in 68 Würfen bis zum Alter von 16,5 Jahren.
Abb.: 10 Einer der Leipziger Löwen in der Raubtierterrasse |
Da heute die Zucht von Löwen in zoologischen Gärten keine Seltenheit mehr darstellt und die Löwenbestände, außer der des Indischen Löwens, Panthera leo goojratensis, Zuchtbuchführung in Knoxville/USA, relativ gesichert sind, verlagerte der Garten seine Zucht auf andere bedrohte Großkatzenarten wie in erster Linie den Amurtiger, Pantera tigris altaica, aber auch seltene Leopardenunterarten, wie den Amurleoparden, Panthera pardus orientalis. Des weiteren wurden auch Kleinkatzen wie das bedroht Ozelot und Nebelpander gezüchtet. Die Kleinkatzen nehmen ein beträchtlichen Teil im Neuen Raubtierhaus ein, da die Platzverhältnisse ein, da die Platzverhältnisse es nicht mehr zulassen, Großkatzen in jedem Gehege des Hauses zu halten. Für die Tiger wurde extra eine Zuchtanlage, in Form von sechs Volieren gebaut. In dieser sogenannten Tigerfarm wurden seitdem 300 Amurtiger geboren, was etwa dem heutigen Wildtierbestand dieser größten Unterart des Tigers, Panthera tigris entspricht. Diese Erfolge fanden gebührenden Anerkennung beim Internationalen Verband Direktoren Zoologischer Gärten und bei der Internationalen Naturschutzunion. Deshalb trug man dem Zoo Leipzig die Zuchtbuchführung des Tigers zu. In diesem Buch sind alle reinblütigen Tiger, die in Zoos der Welt leben, registriert. Die drei am häufigsten gehaltenen Unterarten sind Amurtiger P.t.altaica, Sumatratiger P.t.sumatrae und Bengal-oder Königstiger P.t.tigris. Der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde ist einer der wenigen Institutionenalle drei Formen, so daß ein Vergleich möglich ist, bemerkenswert ist aber das einzigste Pärchen Hinterindische Tiger, P.t.corbetti, in Deutsdchland.l Der Garten Leipzig übernimmt auch die Aufgabe des Koordinators der Welt – Zucht – Programm für Tiger.
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