Zoologischer Garten zu Leipzig
(TEIL II)
Abb.: 11
Lageplan des neuen Menschenaffenkomplexes mit dem Primatenaffengaus (ohne Dach dargestellt) den umgebenden Außenanlagen und der Quarantänsestation. |
Eine Vielzahl von Zoologischen Gärten
besitzen einen sogenannten Standarttierbestand, welcher über die Zeit
wandelt.. Es sind vorallem Tiere die häufig in fast jedem größeren
Garten zur Schau gestellt werden, da sie eine besondere Schauwirkung besitzen
und somit von einem Garten gehalten werden müssen, damit Besucher
und deren Einnahmen nicht fehlen. Das sind vor allem Großtiere Afrikas
wie zum Beispiel Löwen, Giraffen, Flußpferde und Elefanten.
Es werden aber auch Vögel wie die durch ihre Gefiederfarbe besonders
auffallenden Aras oder verwandte Vögel bevorzugt gezeigt.
Zu diesen Standartbestand von Tieren,
kommt eine oder mehrere für einen Garten typisch seltene Tierart.
In Hagenbecks-Hamburg/Stellingen zum Beispiel legt man viel Wert auf Haltung
von Indische Elefanten und des weiteren gelang diesem Tierpark auch erstmals
die Zucht von Riesenottern, welche sonst nur noch in Brasilien klappte.
Zoologische Gärten auf der ganzen Welt werden aufgrund dieser besonderen
Strukturen in ihren Beständen unverwechselbar. Eine weitere Besonderheiten
stellt die Spezialisierung auf bestimmte Teilgruppen dar; ein Beispiel
ist der Zoo Dresden, welcher seinem Bestand vorwiegend auf die Fauna Asiens
umstellte. Ein anderen Weg schlugen sogenannte Vogelparks, allem voran
der anerkannte Vogelspark Waldsrode oder der Loropark auf Teneriffa, ein,
welche sich fast ausschließlich mit der Haltung und Zucht von Vögeln
beschäftigt und daher eine größere Artenvielfalt bieten
können, als konventionelle Gärten
Anschließend möchte ich noch
die Haustierparks erwähnen, welche sich der wichtigen Aufgabe verschrieben
haben, die alten und extensiven Haustierrassen samt ihrer wertvollen Gene
in ihrem Bestand zu sichern und ihr Aussterben zu verhindern. Ich finde
das dies ebenfalls eine wichtige Art der Arterhaltung ist, da Haustierrassen
immerhin ein Teil der menschlichen Kulturgeschichte sind
Abschließend sollen unbedingt die
beiden Berliner Tiergärten behandelt werden: es gibt eine Vielzahl
von Großstädten, welche zwei oder gar drei Tiergärten besitzten,
so zum Beispiel New York, Chicago, London ,Paris und Singapor. Der Zoo
Berlin ist der älteste Zoo Deutschlands, er wurde 1844 gegründet
und hat im Laufe der Zeit Weltruf erreicht. Der traditionsreiche Garten
der von anerkannten Namen wie Heinroth, Heck und Klös geleitet wurde,
pflegt den größten Tierbestand in einem Zoologischen Garten
auf der Welt. Der 111 Jahre später gegründete Tierpark Berlin-Friedrichsfelde
stellt mit seinem weitläufigen Huftiergehegen und dem Parkcharakter
den gewünschten Kontrast zum reich an Tierhäusern bebauten Zoo
dar. Der Tierpark ist mit 180 ha der größte Zoo in Deutschland
und einer der größten auf Welt Gründer und bis 1990 erster
Direktor war der beliebte Prof. Heinrich Dathe, welcher seine Laufbahn
im Zoo Leipzig unter der Führung des damaligen Direktors Karl Max
Schneider begann. Leipzig war ohnehin eine Stätte aus der eine Vielzahl
heutiger Direktoren hervorgingen, so der Direkor i.R. des Zoo Magdeburg
und der Direktor des Zoo Münster.
Der Tierpark Berlin hat zwei Haltungsprinzipien,
welche er seit seiner Gründung verfolgt; zum Einen beinhaltet sein
Bestand oft mehrere Unterarten einer Art um dem Besucher die Variabilität
einer Art in unterschiedlichen Lebensräumen zu verdeutlichen. Hervorheben
möchte ich die interessante und schöne Sammlung von Raubkatzen,
so vier Formen des Tigers, unter der sich das einzige in Deutschland lebende
Pärchen Hinterindische Tiger , Panthera tigris corbetti ,befindet,
oder die Kollektionen von 4 Leopardenformen. Ebenfalls berühmt ist
der Tierpark für seinen einmalige Sammlung der Hirsche und Greifvögel.
Im Tierpark stehen einzig für Europa blühende Zuchtgruppen von
Mishmi-Takinen oder Weißlippenhirschen. 1999 wurden erstmals für
Berlin zwei Afrikanische Elefanten geboren.
Das zweite Haltungsprinzip beinhaltet
es, alle ausgestellten Tierarten nachzuzüchten und somit einen wertvollen
Beitrag zu Arterhaltung zu leisten. Es werden aber auch- oberflächlich
betrachtet - häufig in Tiergärten anzutreffende Arten vermehrt,
so dass einst früher oft gehaltene Formen, welche inzwischen aber
selten gehalten werden, vom Tierpark erhalten wurden, so zum Beispiel die
Hirschziegenantilopen oder der Nilgau, beides Vertreter der indischen Fauna.
Ein weitere Haltungsschwerpunkt des Tierparkes liegt in der Haltung von
alten oder fremdländischen Haustierrassen im neuen Haustierpark.
Auch der Garten Leipzig bietet in seinem
Tierbestand eine Vielfalt, auch wenn das dem Besucher manchmal gar nicht
bewußt wird, da die Tiere zum Teil eine unauffällige Färbung
besitzen oder eine versteckte Lebensweise führen, aber trotzdem eine
zoologische Kostbarkeit sein können. Der Zoologische Garten verweist
in seiner Tradition auf die Haltung und erfolgreiche Zucht von Raubtieren
insbesondere auf Großraubtiere wie Bären, Hyänen und Großkatzen.
In diesem Bereich, der Zucht von Großraubtieren, konnten Erfolge
erzielt werden, welche noch kein andere Zoo der Welt erreicht hat. Im Garten
wurden bisher über 3000 Großkatzen geboren, 2500 davon waren
Wüstenkinder.
Eine Besonderheit des Garten Leipzig stellt
die traditionsreiche Hyänenhaltung dar. Es ist nicht selbstverständlich
diese Tiere in einem Zoologischen Garten anzutreffen. In einer hundertjährigen
Tradition der Hyänenhaltung wurden 400 Tiere nachgezogen. Dies ist
eine recht beachtliche Zahl, wenn man beachtet das die Zucht dieser anscheinend
robusten Tiere sich sehr schwierig gestaltet. Der Grund ist die Geschlechterbestimmung
der Tiere. Es kam schon vor das ein Garten in dem Glauben war ein Pärchen
zu besitzen, in wirklich aber waren es zwei gleichgeschlechtliche Tiere.
Leider ist diese Tradition mit dem Tod der letzten in Leipzig lebenden
Braunen Hyänen im Jahr 1994 zu Ende gegangen. Dieses letzte Tier,
ein Weibchen, mußte aufgrund eines äußeren sichtbaren
Krebsgeschwulst und einem hohen Alter eingeschläfert werden. Die Tiere
wurden im Alten Raubtierhaus gehalten. Dies ist jedoch baufällig und
somit ist die Haltung zur Zeit nicht fortsetzbar. Eine weitere Besonderheit
ist die Haltung von Kleinen Pandas, welche nur in wenigen Gärten gehalten
und erfolgreich gezüchtet werden. Seit 1986 züchtet das seit
1984 im Garten lebende Pärchen regelmäßig. Nach meinem
Wissenstand existiert diese regelmäßige Zucht aufgrund einer
Krankheit, Staupe, nicht mehr. Auch eine Besonderheit des Garten Leipzig
stellte die Haltung von Geparden, welche um 1976 in einem umgestalteten
Pauenkäfig lebten, dar. Eine weitere zoologische Seltenheit beinhaltet
eine Sammlung seltener Meerkatzen, wie Eulenkopfmeerkatze, welche noch
heute im Affenhaus zu finden sind. Die letzte Besonderheit die ich erwähnen
möchte stellt die Haltung von der kleinsten Büffelart, dem Anoa,
dar. Es leben derzeit etwa 100 Tiere in den Gärten der Welt. Der Zoologische
Garten Leipzig besitzt von diesen Tieren die größten Zuchtgruppen
außerhalb ihres Verbreitungsgebiets. Diese Tiere sind nur etwa hauschafgroß
und kommen ausschließlich, also endemisch auf Sulawesi, einer großen
Sudainseln, vor.
Die älteste Zuchtgruppe im Garten,
welche noch heute existiert beinhalten Kamerunschafe, die heute im Tierkindergarten
gehalten werden.
Der Zoologische Garten in der heutigen
Zeit ist der vorübergehende Lebensraum vieler vom Aussterben bedrohte
Tierarten. Um über alle Individuen einer gefährdeten Art einen
Überblick zu erhalten wurden Zuchtbücher eingerichtet.
In diesem Buch werden Tiere einer Art
individuell mit ihren Daten erfaßt. Es werden Geburtsdatum- und ort,
ihre Abstammung, Besitzerwechsel, Todesdatum- und ort in diesem Buch vermerkt.
Jedes Tier wird durch Marken und oder mit Chips eindeutig markiert und
registriert. Des weiteren erhält jedes Tier eine Zuchtbuchnummer im
Zuchtbuch so ist eine klare Erfassung jedes registrierten Tieres möglich.
Jedes Buch wird von einem Zuchbuchführer geleitet und bearbeitet.
Bei einer Tierart mit einer oder mehreren Unterarten erfüllen diese
Bücher gleich auch eine extra Erfassung dieser Unterarten, um sie
rein weiter zu züchten und nicht mit einer weiteren Unterart oder
der Art selber zu vermischen. Mischlinge werden von der Reinzucht ausgeschlossen,
da sie die Art verändern würden. Aus diesen Buch kann man Aussagen
zur Bestandsentwicklung und zu Verwandtschaftsverhältnissen machen.
Daraus resultierend werden regionale oder weltweite Zuchtpläne für
Europa entworfen, welche man EEP's - das Europäische Erhaltungszuchtprogramm
nennt.
Diese EEP's werden seit 1985 verwendet
um wie bereits erwähnt sollen sie die Zucht von in der Natur bedrohte
und in Menschenobhut selten gehaltene Wirbeltiere zentral steuern. 1993
wurden knapp 80 Arten betreut. Für jede dieser Tierarten gibt es eine
von den Tierhaltern gewählte Artkommission mit einem Artkoordinator,
welcher mit dem Zuchtbuchführer identisch sein kann, an der Spitze.
Dieses Gremium gibt verbindliche Empfehlungen für den Aufbau von Zuchtgruppen
und treibt die tierbiologische Forschung an der betreffenden Tierart voran.
In Frankfurt zum Beispiel werden die EEP's für Gorillas, Mähenenwolf
und Waldhund koordiniert und die weltweiten Zuchtbücher für diese
Arten geführt.
Der Leipziger Garten dagegen führt
die Zuchtbücher der Tiger seit 1973 und dem Anoa seit 1986. Er wurde
von dem Internationalen Verband von Direktoren Zoolog. Gärten mit
der Führung dieser Bücher beauftragt. Beim Anoa stellt der Garten
Leipzig gleichzeitig den Artkoordinator.
Des weiteren sind augenblicklich 29 Arten
des Leipziger Bestandes in den EEP´s integriert. Wissenschaftliche
Mitarbeiter des Garten wurden in die Artkommission der Brillenbären,
Amurtiger, Sumatratiger und Prezewalskipferd gewählt.
Auch im Komitee zur Vorbereitung des Globalen
Arterhaltungsprogramms für den Tiger ist der Garten Leipzig vertreten.
Wenn ich einen Vergleich zwischen einem
alte und moderne Tiergarten anstrebe, meine ich nicht das Alter des Garten
sondern vielmehr die Art der Führung und Architektur des Gartens sowie
die Haltung, Zucht und Ernährung der Tiere. Früher wurden die
Tiere aus der freien Wildbahn entnommen und in zu enge Gehege "gesteckt."
Die Käfige bestanden allseitig aus Holz oder Beton mit Gitterstäben.
Die Gehege wurden so rationell wie nur möglich gestaltet und bemessen.
das heißt die Tiere lebten in Gehegen, welche dunkel, zu eng und
kaum nach den Bedürfnissen der Tiere eingerichtet wurden waren. Die
Tiere wurden zur jeder Tageszeit zur Schau gestellt, da kaum Versteckmöglichkeiten
vorhanden waren. Daraus resultierend litten die Tiere an Bewegungsmangel
und Stereotypen. Häufig wurden auch Herdentiere einzeln gehalten.
Die Zucht gestaltete sich ziemlich einseitig. Es wurden kaum Tiere zwischen
den Gärten ausgetauscht um Inzucht zu vermeiden. Die Folgen spürt
man noch heute in den Gärten, indem zum Beispiel zu viele Tiere gleicher
Blutlinien in Europa existieren. Des weiteren wurden immer wieder Tiere
der Natur entnommen, da sich der Zoobestand noch nicht selbst erhalten
konnte. Man war stolz darauf die Tiere wie "lebende Briefmarken" zu sammeln.
Zum Wendepunkt in der Zootierhaltung kam es erst als Carl Hagenbeck seinen
Tierpark in Hamburg-Stellingen am 7. Mai 1907 eröffnete. In seinem
privat betriebenen Garten wurden Tiere erstmals ohne Gitter in Herden auf
großen Freianlagen präsentiert. Zum Beispiel hielt als er erster
Löwen in einer Grotte, "die Tiere konnten zwar ihre Kräfte frei
entfalten, kein Gitter jedoch schließt sie von der Umgebung ab -
wohl aber ein breiter Graben, der durch bepflanzte Barriere unsichtbar
gemacht ist".
Er testete natürlich die Sprunggewalt
der Raubtiere um die Grabenweite- und tiefe bemessen zu können. Seine
Versuche dazu machte er 1896 auf der Ausstellung in Berlin, wo ihm das
Kaiserliche Patentamt unter der Urkunde 91492 das Patent des ,,Panorama"
erteilte und bestätigte. Eines seiner vielen Panoramen ist das Eismeerpanorama.
Es ist eine Freianlage für Walrosse, Eisbären, Renntiere und
Wasservögel Durch künstliche Eisbarrieren, die eine Polarlandschaft
imitieren wurden die Eisbären von den Robben getrennt, ohne das jemand
dies als Trennwand ansah, welches doch aber im Prinzip eine war. Hagenbeck
war es auch, der die Zusammenhaltung von Tieren entwickelte, welche in
der Natur auch gemeinsam in einem Lebensraum vorkommen. Dies nennt man
tiergeographische Gemeinschaftshaltung. Als Hagenbecks Tierpark kurz nach
der Jahrhundertwende eröffnet wurde stand der Park im Rampenlicht
der Weltöffentlichkeit. Nun kamen die Europäischen Gärten
an einen Punkt, wo sie umdenken mußten. Man schuf großflächige
tiergeographische Anlagen auf denen Gruppen - und Gemeinschaftshaltung
praktiziert wurde, soweit dies möglich ist. Die Anlagen werden nun
so gestaltet, daß sie den Tieren genug Reize für ihre artspezifischen
Sinne bietet. Das heißt sie müssen an erster Stelle so abwechslungsreich
wie nur möglich gestaltet sein um das Auftreten von Stereotypen und
Langeweile zu verhindern. Besonders leicht tritt dies bei Bären und
Menschenaffen auf Die Zucht in heutiger Zeit wird nicht mehr dem Zufall
überlassen sondern durch Zuchtbücher und EEP's gesteuert, um
Inzuchtserscheinungen zu verhindern. Dazu tauschen die Gärten untereinander
ihre Tiere aus, welche aber trotzdem im Besitz des Zoos bleiben. Die wertvollen
Großtiere wie Gorillas, Seekühe u.a. werden nicht mehr verkauft;
es entfällt glücklicherweise die Werteinschätzung in Geld.
Dies nennt man eine Einstellung des Tieres in einem Zoo um genetische Vielfalt
zu erhalten Es ist kaum noch nötig Tiere der freien Wildbahn zu entnehmen.
Auch wird den Tieren das Futter nicht mehr einfach vor die Nase gesetzt.
Die Tiere müssen sich ihr Futter über den ganzen Tag verteilt
erarbeiten Das heißt es wird teilweise zu unterschiedlichen Zeiten
das Futter in der Einrichtung des Geheges versteckt, so dass die Tiere
ihre jeweiligen
Sinne benutzen müssen um es zu finden.
So wird auch der Langeweile vorgebeugt. So werden auch bei Raubtieren Fasttage
eingelegt. Es wird ausgiebig erforscht, um die Tiere optimal zu ernähren.
Es werden zum Beispiel im Bronx Zoo - New York Laboratorien betrieben um
Ersatzfutter für heikle Zootierpfleglinge entwickeln zu können.
Gärten die kaum noch an konventionelle Zootierhaltung erinnern befinden
sich in Holland wie die Zoos von Emmen und Arnheim oder der Bronx Zoo in
den USA um nur einige zu nennen.
Die Idee der heutigen Zootierhaltung ist,
Tiere nicht mehr einfach nur zu zeigen, sondern dem Besucher ein System,
ein Stück Lebensraum mit Tieren und Landschaft zur Schau zu stellen.
Die meisten Versuche solcher Systeme im Zoo entstehen zu lassen haben gezeigt
das diese Umstellung der Haltung viele Vorteile mit sich bringt, da sich
die Tiere in einer, ihrem Lebensraum nachempfundenen Anlage natürlicher
verhalten und dem Besucher somit mehr zu beobachten geben als vielleicht
ein gelangweiltes Tier in einem Gitterkäfig.
Früher betrachtete man einen Zoo
als eine Stätte, an denen seltene und somit wertvolle Tiere regelrecht
gesammelt wurden. Sie wurden ausgestellt um Gewinn daraus schlagen zu können.
In früheren Zeiten dachte man auch noch nicht Tiere daran nachzuzüchten
um sie eines Tages wieder in die Natur zu entlassen. Es gibt viele Aufgaben,
die sich ein modernes Zoomanagement zu stellen hat. Die Hauptaufgabe, wie
ich meine, eines Zoologischen Garten besteht darin, den Tieren die ihren
Lebensraum durch das Verschulden des Menschen, einen neuen Lebensraum zu
bieten. Sogenannte Zoogegner propagieren das die Tiere eines Zoos gefangengehalten
werden. Diese "Tierliebhaber" beziehen ihre Ausführungen meistens
auf einzelne Individuen und nicht auf ganze Tierarten. Sie meinen das die
Tiere wie in einem Gefängnis gehalten werden. Doch ich sehe dies als
falsch an, da ein Gefängnis ein Machwerk des Menschen ist, indem wiederum
andere Menschen resozialisiert werden sollen. In der Zootierhaltung dagegen
werden die Tiere nicht eingesperrt, im Gegenteil es wird alles getan sie
unter besten Bedingungen zu halten. Es werden viele Tiere in einem Zoo
gehalten, welche ohne Probleme ihr Gehege verlassen könnten, sie tun
es jedoch nicht da sie ihr Gehege als ihr Revier ansehen in dem sie sich
geborgen fühlen und in dem sie auch Futter bekommen. Kein Tier würde
lange Wanderungen unternehmen um an Futter zukommen, wenn es direkt in
ihrem Revier zu finden ist, da es sich kein Organismus " leisten" kann
lebensnotwendige Energie zu "verschwenden". Natürlich wird im Zoo
auch darauf geachtet das die Tiere nicht verfetten und immer für Abwechslung
gesorgt ist.
Nun zurück zur Hauptaufgabe eines
Zoologischen Garten, die Haltung und Zucht von bestandsbedrohten Wildtieren.
Dies ist eine schwerere Aufgabe als manche glauben. Man kann heute die
genetische Vielfalt bei den meisten Tieren gewährleisten, doch über
generationsweise Zucht werden die Verhaltensweisen und Reize der Tiere
zwangsläufig verändert, da sie nicht die vollständigen Bedingungen
wie in der freien Wildbahn vorfinden können, auch wenn ein Zoologischer
Garten sie weitgehend herzustellen versucht. Es liegt an den Tierpflegern,
welche sich tagtäglich mit den Wildtieren beschäftigen, die Reize
und artspezifischen Verhaltensweisen durch Beschäftigung der Tiere
zu fördern um die gleiche Art zu erhalten wie man sich aus der freien
Wildbahn vor Jahren entnommen hat. Sicher kann man nicht die heutigen Tiere
in die Natur zurück entlassen, aber deren Nachkommen können in
vorbereitete Gehege in ihrer neuen Altheimat an die neuen alten Bedingungen,
wie Klima, Futter oder Freßfeinde, gewöhnt werden. Ich erläutere
diese Bemühungen am Beispiel des Urwild- oder Przewalskipferdes. Dieser
Einhufer ist in der Wildnis bereits ausgestorben. Mit den nahezu 1000 Zootieren
kann man diese Art heute als gerettet ansehen, wenn man sie weiter behütet.
Als man mitbekam wie es um das Wildpferd stand richtete man ein Zuchtbuch
ein, welche damals erst das zweite nach dem Wisent Zuchtbuch in Europa
darstellt. Die ersten Bemühungen dieses Urpferd zu erhalten gingen
vom Zoo Prag aus. Doch treten heute erste Inzuchtserscheinungen auf Es
sind Auswirkungen von den man die Ursache bereits erkannt hat. Der Fehler,
den man früher gar nicht wissen konnte, war der das man mit den Tieren
welche züchteten auch Langezeit weiterzüchtete. So wurden Hengste
zu lange in ihren Herden gelassen so daß diese zu viele Nachkommen
von ihrer Linie in Europa hinterließen. In der Wildnis ist dies nicht
möglich, da die Hengste nach ein paar Jahren von Junghengsten verdrängt
werden. Diese Hengste stammen aus sogenannten Hengstherden, welche sich
aus verschieden nicht verwandten Tiere zusammensetzen. Heute beugt man
diesen Ursachen vor indem man in Menschenhand auch solche nicht verwandten
Hengstherden gründet. Heute und in der Zukunft werden erste Tiere
bereits in ihre Urheimat, die Mongolei, in vorbereitete Gehege gelassen
um diese Tiere und deren Nachkommen bald in die Freiheit entlassen zu können,
wo man sie vor Jahrhunderte der Natur entnommen hat. Viele Tiergärten
beteiligen sich an der Arterhaltung und stellen ihre Nachzuchten zu Verfügung,
so auch der Tierpark Berlin, welcher zwischen 1985 und 1998 11 Tiere in
die Mongolei und nach China sandte.
Weitere Beispiele für die Bereitstellung
von Nachzuchtstieren aus Zoologische Gärten für die Wiederauswilderungen
sind Waldwildkatzen für den Harz, Luchse für Bayern, Bartgeier
für die Alpen, Arabische Oryxantilopen für Arabien, Rothalsgazellen
für Tunesien, Säbelantilopen für Marokko
2. Zoo Leipzig, Herausgeber: Zoodirektor Siegfried Seifert im Auftrag der Kulturabteilung beim Rat der Stadt Leipzig, 1976
3. Leipziger Zoogeschichte in Bildern, Herausgeber: Zoologischer Garten Leipzig, Direktor Prof Dr. Seifert
4. Leipziger Zoo, VEB F.A. Brockhaus Verlag Leipzig, DDR, 1987, 1. Auflage
5. Hereinspaziert-Zooführer Leipzig, Herausgeber: Wolgang Tiffel-CITY Verlag GmbH
6. Von Menschen und Tieren, Carl Hagenbeck, Paul List Verlag-Leipzig/München
7. Zetralantiquariat Leipzig GmbH Katalog Nr.204
8. Mitteilungsheft des Zoo Frankfurt
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