- Cricetus (Großhamster):
Zu dieser Gattung gehört nur
eine Art, der Feldhamster (Cricetus cricetus; Abb. 01). Er hat eine Unterart,
Cricetus cricetus nehringi. Diese Unterart lebt in Innerasien und ist nur
an der geringeren Körpergröße erkennbar. Geographische
Unterschiede gibt es nicht. Außerdem gibt es noch einige Standortformen.
Die Art wird auch Schwarzbauchhamster oder Großhamster genannt. Der
Feldhamster ist mit 24 bis 34 cm Körper- größe die größte
Hamsterart. Feldhamster leben von Mitteleuropa ostwärts bis Mittelasien
in Steppengebieten und auf Feldern. Er kommt im Flachland bis 500 m Höhe
vor. Feldhamster wurden früher als Plage gejagt aber auch ihres Felles
wegen gefangen. In Deutschland stehen Feldhamster unter Naturschutz.
Abb.: 01 Feldhamster (Cricetus cricetus),
gut sichtbar ist der schwarze Bauch (aus Leipziger Volkszeitung; Datum unbekannt) |
- Mesocricetus (Mittelhamster):
Innerhalb dieser Gattung gibt es
mindestens vier Arten. Sie sehen sich sehr ähnlich, es gibt auch viele
Standortformen. Erst durch Überprüfen der Chromosomensätze
konnten folgende vier Arten nachgewiesen werden: Goldhamster (Mesocricetus
auratus), Rumänischer Goldhamster (Mesocricetus newtoni),
Kaukasischer Hamster (Mesocricetus brandti) und Schwarzbrusthamster (Mesocricetus
raddei). Vom Schwarzbrusthamster gibt es mindestens zwei Unterarten: M.
r. avaricus und M. r. nigriculus. Die Mittelhamster sind zwischen 10 und
16 cm groß. Der Kaukasische Hamster ist die südlichste Mesocricetusart.
Die Fußsohlen der Mittelhamster sind unbehaart und die Sohlenschwielen
gut ausgeprägt. Über das Leben der Mittelhamster in Freiheit
ist nur sehr wenig bekannt. Goldhamster wurden bisher nur auf der aleppinischen
Hochebene in Syrien gefunden. 1839 entdeckte und beschrieb WATERHOUSE den
ersten Goldhamster, er nannte ihn Cricetus auratus. Das blieb lange der
einzige Fund, der Goldhamster geriet fast hundert Jahre in Vergessenheit.
1902 untersuchte Prof. Nehring ein Spirituspräparat. Er stellte fest,
daß der Goldhamster mit seinen 6 - 8 Zitzenpaaren nicht in die selbe
Gattung wie der Feldhamster gestellt werden kann, der nur 4 Zitzenpaare
besitzt. Die Mittelhamster unterscheiden sich von den Großhamstern
auch durch eine andere Schädelausbildung. Erst 1930 wurden wieder
Goldhamster gefunden. Prof. Aharoni grub während einer Expedition
mit Studenten einen Goldhamsterbau aus und fand eine Hamstermutter mit
12 Jungen. 3 Tiere überlebten und sind wahrscheinlich die einzigen
Vorfahren aller heute in Menschenobhut gehaltenen Goldhamster.
Der Rumänische Goldhamster
wird auch Dobrudscha-Hamster genannt. Typisch für ihn sind gelblich-weiße
Ohrstreifen. Er lebt in Rumänien und Bulgarien in Steppengebieten,
Luzerneschlägen und auf Grasflächen. Vermutlich ähnelt seine
Lebensweise der des Feldhamsters. Rumänische Goldhamster meiden menschliche
Siedlungen.
Schwarzbrusthamster kommen vom östlichen
Kaukasus über die Ukraine bis Bulgarien und Rumänien vor. Sie
bevorzugen trockene Steppen, leben aber auch in Getreidefeldern.
Kaukasische Hamster sind in der
Türkei, in Nordisrael und in südlichen Kaukasusgebieten zu finden.
- Phodopus (Kurzschwanz-Zwerghamster):
Zu den Kurzschwanz-Zwerghamstern
gehören zwei Arten, der Dsungarische Zwerghamster (Phodopus sungorus; Abb.
02) und der Roborowski- Zwerghamster (Phodopus roborovskii;
Abb. 03, 04). Die Dsungarischen Zwerghamster werden in zwei Unterarten unterteilt,
die Echten Dsungaren (Phodopus sungorus sungorus) und die Campbell- Zwerghamster
(Phodopus sungorus campbelli). Die Arten der Gattung Phodopus haben eine
gedrungenere rundlichere Körperform als andere Hamster. Die sehr kurzen
Schwänze sind kaum zu sehen. Ihre Fußsohlen sind behaart, die
Schwielen sind nicht sichtbar.
Der Dsungarische Zwerghamster wurde
1773 von PALLAS beschrieben. Während das Fell des Dsungaren grau ist,
hat der Campbell-Zwerghamster ein sandfarbenes. Dsungarische Zwerghamster
leben in Zentralasien, in der Mongolei, China und im westlichen Teil Rußlands.
Sie bewohnen Halbwüsten, Steppen und Wüstengebiete.
Roborowski-Zwerghamster wurden 1902
von SATUNIN zum ersten Mal beschrieben. Mit nur 6 - 8 cm Größe
ist er die kleinste Hamsterart. Er sieht dem Campbell-Zwerghamster ähnlich,
hat aber keinen Aalstrich wie der Campbell und außerdem haben Robos
weiße Haarbüschel über den Augen. Roborowski - Zwerghamster
leben in der Mongolei und in China in Sand- und Halbwüsten.
Abb.:02 Dsungarischer Zwerghamster (Phodopus sungorus
sungorus)
Aufnahme N. Nemnonow (aus Flint 1966 "Die Zwerghamster der palöarktische Fauna) |
Abb.: 03 und 04 Roborowski-Zwerghamster
(Phodopus roborovskii)
Aufnahmen N. Nemnonow (aus Flint 1966 "Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna) |
- Cricetulus (Graue Zwerghamster):
Innerhalb der Cricetulus gibt es
5 Arten: Chinesischer Streifenhamster (Cricetulus griseus), Daurischer
Zwerghamster (Cricetulus barabensis; Abb. 05), Langschwanz- Zwerghamster
(Cricetulus longicaudatus; Abb. 06), Grauer Zwerghamster (Cricetulus migratorius)
und Tibetanischer Zwerghamster (Cricetulus lama). Die Tiere der Gattung
Cricetulus haben eine gestrecktere Schnauzenpartie als andere Hamster und
die Schwänze sind mit 2 - 3 oder sogar bis 4,5 cm relativ lang. Die
Fußsohlen sind nackt und die Sohlenschwielen gut ausgeprägt.
Der Chinesische Zwerghamster (Milne-Edwards,
1867) wird auch Chinesischer Zwerg- oder Seidenhamster oder Chinesenhamster
genannt. Er wurde 1867 entdeckt und beschrieben, geriet dann scheinbar
in Vergessenheit und wurde mit anderen Arten verwechselt. Mitte dieses
Jahrhunderts wurde er wiederentdeckt, erst als Labortier zur Tumorforschung,
später auch als Heimtier gezüchtet. Die Cricetulus-Arten sind
8 oder 10 bis 13 oder 15 cm groß (ohne Schwanz). Chinesische Zwerghamster
kommen in der Mongolei und in China in Halbwüsten, Steppen und Wüsten
vor. Sie leben als Kulturfolger. Dem Chinesischen Zwerghamster sehr ähnlich
sehen Daurischer und Langschwanz-Zwerghamster. Der Daurische Zwerghamster
(Pallas, 1773) und der Chinesische Zwerghamster wurden früher als
Unterarten der selben Art angesehen. Erst durch Überprüfung der
Chromosomensätze (Matthey, 1860) wurden sie als zwei selbständige
Arten erkannt. Daurische Zwerghamster bewohnen Steppen, Halbwüsten,
lichte Kiefernwälder, Felder und Siedlungen in der Mongolei, im Nordosten
Chinas und im Südosten Sibiriens.
Abb.:05 Daurische Zwerghamster (Cricetulus barabensis), Aufnahme W. Fakanow (aus Flint 1966 "Die Zwerghamster der paläarkischen Fauna") | Abb.:06 Langschwanz-Zwerghamster (Cricetulus longicaudatus), Aufnahme N. Woronzow (aus Flint 1966 "Die Zwerghamster der pläarktischen Fauna") |
Der Langschwanz-Zwerghamster (Milne-Edwards,
1867) hat im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Arten keinen Aalstrich.
Er besitzt eine für Hamster sehr langen Schwanz, bis 4,5 cm. Er kommt
in der Mongolei und in angrenzenden Bezirken Rußlands vor. Er lebt
im Gebirge, meist findet man ihn auf nach Süden abfallenden Hängen
und Geröllhalden.
Der Graue Zwerghamster hat das größte
Verbreitungsgebiet aller Hamster. Er kommt in Osteuropa und ostwärts
bis in die Mongolei vor. Dort lebt er in Halbwüsten, Steppen, trockenen
Feldern, Ödländern und Gärten, es gibt auch Nachweise aus
felsigen Gebieten, lichten trockenen Nadelwäldern und unbewohnten
Gebäuden. Er ist der einzige Zwerghamster der auch in Europa vorkommt.
1959 wurde er im Kaukasus zum ersten Mal gefunden, 1962 in Rumänien.
Er hat sein Verbreitungsgebiet ständig nach Westen ausgedehnt. Deshalb
heißt er mit wissenschaftlichem Namen auch „wandernder Zwerghamster“.
Der Tibetanische Zwerghamster ähnelt
dem Grauen sehr und wird von manchen Wissenschaftlern auch als Unterart
des Grauen Zwerghamsters angesehen. Tibetanische Zwerghamster kommen weiter
südlich vor als die Grauen. Wie ihr Name schon sagt leben sie in Tibet.
Dort kommen sie im kargen Vorland der großen Gebirge vor.
- Allocricetulus:
Zur Gattung Allocricetulus gehören
der Eversmann-Zwerghamster (A. Eversmanni, Brandt 1859; Abb. 07) und der
Mongolische Zwerghamster (A. curtatus, Gl. Allen 1925; Abb. 08). Der Schwanz
dieser Arten ist relativ kurz, jedoch nicht so kurz wie bei Phodopus. Im
Schädelbau gibt es einige Merkmale die Allocricetulus mit Mesocricetus
gemeinsam hat (Flint, 1966)
Der Eversmann - Zwerghamster hat
eine Kopf-Rumpflänge von 14 - 16 cm. Er kommt in Kasachstan vom Norden
des Kaspischen Meeres bis in den Westen der Mongolei vor. Dort lebt er
in wüsten- und steppenartigen Lebensräumen und auf kultiviertem
Land. Der Mongolische Zwerghamster ist etwas kleiner. Beide Arten ähneln
sich in Aussehen und Lebensweise so sehr, daß sie früher als
eine Unterarten der selben Art angesehen wurden. MATTHEY wies 1960 anhand
der Chromosomensätze zwei selbstständige Arten nach. Der einzige
auffällige Unterschied besteht darin, daß der beim Eversmann-Zwerghamster
vorhandene dunkle Brustfleck beim Mongolischen Zwerghamster fehlt. Der
Lebensraum der Mongolischen Zwerghamster liegt in der Mongolei. Sie sind
dort in Steppen, lichten Trockenwäldern, Feldern, Gärten und
menschlichen Siedlungen zu finden. Mongolische Zwerghamster kommen nirgends
häufig vor.
Abb.: 07 Eversmanns Zwerghamster (Allocricetulus
eversmanni)
Aufnahme N. Nemnonow (aus Flint 1966
"Die Zwerghamster der palöarktische Fauna) |
Abb.: 08 Mongolischer Zwerghamster (Allocricetulus
curtatus)
Aufnahmen N. Nemnonow (aus Flint 1966 "Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna) |
- Calomyscus (Maushamster)
In diese Gattung gehört nur
der Maushamster (Calomyscus bailwardi, Thomas 1905, Heptner 1934; Abb.
09). Er hat eine Körperlänge von 8 - 10 cm und einen 7 - 10 cm
langen behaarten Schwanz. Die Schwanzhaare bilden am Ende eine kleine Quaste.
Die Ohren der Maushamster sind relativ groß. Maushamster besitzen
im Gegensatz zu anderen Hamstern keine Backentaschen. Sie sehen Waldmäusen
ähnlich haben aber ein hamsterartiges Gebiß. Manchmal werden
innerhalb der Gattung Calomyscus 5 Arten unterschieden, von anderen wird
nur C. bailwardi anerkannt. Maushamster kommen in Innerasien, Iran, Pakistan
und Afghanistan vor. Dort leben sie in den westasiatischen Trockengebirgen
bis 5000 m Höhe zwischen Felsspalten.
Abb.: 09 Maushamster (Calomyscus bailwardi)
Aufnahme P. Gambarjan (aus Flint 1966 "Die Zwerghamster der palöarktische Fauna) |
- Tscherskia:
Auch zu dieser Gattung gehört
nur eine Art, der Rattenartige Zwerghamster (Tscherskia triton; Abb. 10).
Mit 18 - 25 cm Körperlänge ist er der größte
Zwerghasmster. Sein 7 - 10 cm langer Schwanz ist kaum behaart. Er sieht
einer Schermaus ähnlich (Flint, 1966). Durch seine Größe
und sein Aussehen hat er seinen deutschen Namen bekommen. Rattenartige
Zwerghamster sind in der Nähe von Mooren, in Tälern und tiefgelegenen
Gehölzen im nordöstlichen China, in der Mongolei, der Mandschurei,
ferner auch in Korea und in einem kleineren Gebiet Rußlands nördlich
von Wladiwostok zu finden. Es ist die einzige Hamsterart die feuchte Gebiete
bevorzugt. Nach KITTEL soll der Rattenartige Zwerghamster schon zur medizinischen
Forschung gehalten worden sein.
Abb.:10 Rattenartiger Zwerghamster (Tscherskia
triton)
Aufnahme W.Kutscheruk (aus Flint 1966 "Die Zwerghamster der palöarktische Fauna) |
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