Die meisten Hamster legen Baue an.
Sie schützen die Tiere vor extremen Temperaturen und Temperaturschwankungen.
Kälte dringt nicht bis in tiefere Erdschichten vor. Im Sommer hat
sich der Boden außerdem tagsüber aufgeheizt und es dauert einige
Zeit bis er ausgekühlt ist. In tiefere Erdschichten dringt auch Hitze
nicht vor. Sie kann nur die oberste Erdschicht aufheizen. So ändern
sich die Temperaturen im Bau kaum. Außerdem bieten die Baue Schutz
vor Feinden. Einige Arten graben jedoch nur selten oder nie eigene Höhlen.
So wurde vom Maushamster noch nie ein selbstgegrabener Bau gefunden.
Abb.:16 Bau eines Langschwanz-Zwerghamsters,
Aufsicht und Querschnitt (2.Nestkammer), (aus Flint 1966, "Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna") |
In seinem Lebensraum gibt es aber
genug Felsspalten und Hohlräume im Geröll oder in Steinhaufen,
so daß er nicht auf eigene Baue angewiesen ist. Maushamster leben
in Felsspalten. Ähnlich ist es auch beim Langschwanz-Zwerghamster.
Er legt nur selten eigene Baue an, und wenn, dann sind sie sehr primitiv
(Flint, 1966). Langschwanz-Zwerghamster findet man häufig als "Untermieter"
in Murmeltierbauen. Außerdem gibt er genügend Felsspalten und
ähnliches. Sehr primitiv sind auch die Baue des Roborowski-Zwerghamsters.
Sie bestehen aus einer 50 - 100 cm langen Röhre an deren Ende sich
die Nestkammer befindet. Das kugelförmige Nest ist meist mit Kamelhaaren
ausgepolstert. Da die Nester in Sanddünen angelegt werden, wird der
Eingang meist durch herabrieselnden Sand verschüttet. Nur der nestnahe
Teil des Ganges bleibt relativ lange erhalten, weil er in festeren, feuchteren
Sandschichten liegt.
Abb.:17 Bau eines Dsungarischen Zwerghamsters,
Aufsicht und Querschnitt nach Nekipelow 1941, (aus Flint 1966, "Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna") |
Die Baue des Dsungarischen Zwerghamster sind schon etwas stärker gegliedert. Nach NEKIPELOW (1941) bestehen sie aus einem horizontalen Gang mit Nestkammer in den einige senkrechte Schächte einmünden. Der Gang kann bis zu 1 m lang sein. In 25 - 30 cm Tiefe legen Dsungaren ein Nest aus trockenem Gras an. Die Arten der Gattung Allocricetulus graben ähnliche Baue. Sie bevorzugen jedoch die Baue anderer Nager oder naturgegebene Unterschlüpfe. Daurische Zwerghamster graben vielseitige Baue. br>
Abb.:18 Baue eines Daurischen Zwerghamsters,
1.) und 2.) Winterbaue 3.) Sommerbaue nach Lawrow und Martynow 1960, (aus Flint 1966, "Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna") |
Die Sommerbaue sind einfach. Sie
bestehen aus einer nicht sehr langen Röhre mit Nestkammer und einem
Blindgang, der manchmal zu einem zweiten Eingang erweitert wird. Die Winterbaue
enthalten mehrere Vorratskammern. Außerdem beinhalten sie einige
Pfade auf der Oberfläche. Es kommen aber auch einfache Winterbaue
vor, die den Sommerbauen ähneln (Nekipalow, 1941; siehe Flint, 1966).
Gliederung und Umfang der Baue sind abhängig vom Bodengrund und vom
Alter der Tiere. Auch Grauer und Chinesischer Zwerghamster graben einfache
Sommerbaue, die nur aus einer Röhre, dem Nest und einem Blindgang
bestehen. Chinesische Zwerghamster sind auch nicht selten in den Wänden
der Nomadenzelte, zwischen Holzwänden und in den Fußböden
der Häuser zu finden. Graue Zwerghamster bauen oft auch Höhlen
anderer Nager aus oder legen ihre Nester einfach unter einem Stein an.
Das Nest des Grauen liegt im Sommer nur 25 - 30 cm während es im Winter
40 cm und tiefer in der Erde liegt. Die Winterbaue sind komplizierter als
die Sommerbaue. Sie beinhalten Vorratsräume und mehr Blindgänge
und Schächte als die Sommerbaue. Graue Zwerghamster legen nur in weichem
Boden oder auf frischen Brachen eigene Baue an (Flint, 1966).
Rattenartige Zwerghamster legen
komplizierte und tiefe Baue an.
Abb.:19 Bau des Rattenartigen Zwerghamsters,
Seiten und Aufsicht 2.) Nestkammer gepunktete Flächen) Vorratskammer nach Schkilijow 1957, (aus Flint 1966, "Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna") |
Wie bei allen Hamsterbauen
stellt ein senkrechter Schacht den Hauptzugang dar. Dieser hateinen Durchmesser
von etwa 6,5 cm. Er legt noch 2 - 4 weitere Ausgänge an, meist am
Hang, die mit Erde verstopft werden. Meist werden sie nur im Frühjahr
zur Reinigung des gesamten Baus genutzt. Der Hauptschacht hat meist eine
Tiefe von 45 cm. Der Bau besitzt mehrere Vorratsräume und Blindgänge.
Das Nest befindet sich in einer Tiefe von etwa 1,45 m in einer frostfreien
Schicht (Nikitin, 1952).
Die Baue des Goldhamsters sollen
nach AHARONI (1932) 1,5 - 2 m tief sein. HERTER und LAUTERBACH (1955) führten
einen Freilandversuch mit Goldhamstern durch. Die Tiere gruben zunächst
einen senkrechten Gang. Unten legten sie dann ein Gangsystem an, das Vorratskammer,
Nest und Blindgänge enthielt. Einer dieser Blindgänge wurde wahrscheinlich
als Abort benutzt. Der Bau des Rumänischen Goldhamsters verläuft,
im Gegensatz zum Goldhamsterbau, meist dicht unter der Erdoberfläche.
Das Gangsystem kann bis zu 20 m lang werden. Die geringe Tiefe seiner Baue
dürfte ein Grund sein, warum Rumänische Goldhamster menschliche
Siedlungen meiden. Auf jeder landwirtschaftlichen Fläche wäre
der Bau durch Umpflügen bald zerstört.
Die Gangsysteme des Feldhamsters
erreichen Längen bis 10 m. Feldhamsterbaue sind im Sommer 0,5 - 1
m tief und im Winter bis 2 m. Der Umfang der Baue unterscheidet sich nach
Geschlecht und Alter. Ältere Tiere, die schon mehr Erfahrung im Nestbau
haben, legen kompliziertere Baue an als Jüngere. Weibchenbaue sind
meist umfangreicher als die der Männchen. Zumeist besitzen Weibchenbaue
mehr Aus- und Eingänge. Während der Jungenaufzucht wird der Bau
eines Weibchens von der Mutter und ihren Jungen bewohnt. Müssen alle
Tiere plötzlich in den Bau fliehen, würden die Eingänge
sonst nicht ausreichen. Die Tiere würden sich gegenseitig behindern
und in Gefahr bringen.
4.4.2 Anpassungen an die sommerliche
Hitze
Die Tagestemperaturen können im Sommer bis 40°C betragen. Die Nächte sind angenehmer. Dann kann die Temperatur bis auf 10°C fallen. Es gibt also auch starke Temperaturdifferenzen zwischen Tag und Nacht. Am einfachsten schützt man sich vor hohen Temperaturen und großen Temperaturdifferenzen indem man ihnen aus dem Weg geht. Genau das tun die Hamster. Tagsüber schlafen sie in ihren Bauen, in Felsspalten oder in sonstigen Schlupfwinkeln. Erst in der Dämmerung und nachts wenn die Temperaturen erträglich sind kommen sie heraus und gehen auf Nahrungssuche. Dabei sind sie nicht die ganze Nacht über gleichmäßig aktiv. Nach FLINT dauert die Intensive Aktivitätszeit der Zwerghamster von der Abenddämmerung bis Mitternacht. Danach sind die Tiere weniger aktiv. In der Morgendämmerung nimmt die Aktivität noch einmal zu. Am Tag haben sich die Hamster dann wieder zum Schlafen zurückgezogen. Für Mittelhamster fehlen Freilandbeobachtungen. Gefangenschaftsbeobachtungen zeigen aber, daß auch sie besonders abends und frühs aktiv sind. Auch Feldhamster sind nachtaktiv.
Im Herbst beginnen die Hamster ihre
Nahrungsvorräte für den Winter zu verstärken. Haben sie
noch keine Vorräte, werden sie jetzt angelegt. Die Tiere verlegen
ihr Nest in größere Tiefe. Die Baue werden komplizierter und
umfangreicher. Es werden neue Vorratskammern angelegt. Die Hamster polstern
ihre Nester für den Winter dicker aus, um die Wärmeisolation
zu erhöhen. Rattenartige Zwerghamster sind kälteempfindlicher
als andere. Treten die ersten Fröste auf und gefriert der Boden 3
- 4 cm tief, verstopfen sie die Eingänge ihrer Baue mit Erde. Sie
verlassen ihren Bau dann den Winter über nicht. Winterschlaf halten
sie aber, wie alle Zwerghamster, nicht. Bei Außentemperaturen von
-15°C beträgt die Temperatur in ihren Bauen 9°C. Die Zwerghamster
steigern ihre Wärmeproduktion. Darauf gehe ich später am Beispiel
des Dsungaren noch näher ein.
4.4.3.1 Saisonale Anpassungen
Saisonale Anpassungen sind vor allem
vom Dsungarischen Zwerghamster bekannt und wurden an dieser Art schon mehrfach
untersucht. Die saisonalen Anpassungen sind Modifikationen. Ausgelöst
werden die sie vor allem durch die Photoperiode (Figala et al., 1973).
Aber auch Umgebungstemperatur und Nahrungsangebot dürften eine Rolle
spielen (Stieglitz, 1995). Die Photoperiode lößt die Anpassungen
schon vor Beginn des Winters aus. Dadurch hat der Hamster für die
Veränderungen Zeit und zu Winterbeginn sind diese Modifikationen beendet.
Bei der Verarbeitung der Photoperiode spielt das Pinealorgan eine zentrale
Rolle. Das Pinealorgan ist eine Ausstülpung des Zwischenhirns. Die
Lichtreize werden von der Netzhaut über den Sehnerv zum Nucleus suprachiasmaticus
(SCN) geleitet. Der SCN ist ein im Tagesrhythmus oszillierendes Kerngebiet
des Hypothalamus. Bei Dunkelheit erhöht sich seine Aktivität.
Von dort aus gelangen die Reize über sympathische Fasern in
das Pinealorgan. Bei Dunkelheit werden diese Fasern durch die Aktivität
des SCN stimuliert. Das führt zu einer Freisetzung von Noradrenalin,
einem Neurotransmitter. Durch das Noradrenalin wird das Enzym N-Acetyltransferase
(NAT) angeregt. Dieses Enzym regt die Synthese des Pinealhormons Melatonin
an (Klein und Weller, 1970; siehe Stieglitz, 1995). Das Melatonin gerät
in den Blutkreislauf und wirkt an einigen bestimmten Stellen im Gehirn.
Bei Lichteinwirkung wird die Ausschüttung von Noradrenalin innerhalb
weniger Minuten eingestellt und die Melatoninsynthese dadurch gesenkt (Stieglitz,
1995).
Für einige Arten, auch Phodopus,
wurde nachgewiesen, daß die Dauer der erhöhten Melatoninsynthese
ausschlaggebend für die Winteranpassungen ist. Werden also die Tage
im Herbst kürzer, wird vermehrt Melatonin ausgeschüttet und das
Tier paßt sich langsam an den Winter an. Dsungarische Zwerghamster
färben in ein weißliches Winterfell um. Da sie auch im Winter
aktiv bleiben, sind sie damit auf dem Schnee gut getarnt. Allerdings färben
die Tiere meist nur im ersten Winter um.
Auch erreichen nicht alle das Endstadium.
Im zweiten Winter färben die meisten Dsungaren nicht um. Tun sie es
doch, dann ist die Umfärbung nicht so stark wie im ersten Winter.
FIGALA (1973) unterschied 6 Färbungsstadien:
Abb.:20 Verlauf der Umfäurbung - die Fäurbungsstufen nach
Figala (1973)
(aus Flint 1966, "Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna") |
Färbungsstufe 6 wird nicht von
allen Dsungaren erreicht. Zeitgleich mit der Umfärbung
wird auch das Körpergewicht reduziert. Von über 40g fällt
es auf etwa 25 g. Durch die Ausschüttung von Noradrenalin wird die
zitterfreie Wärmeproduktion aktiviert (Hsieh et al. 1957; Hull und
Segall 1965; siehe Wiesinger 1989). Das braune Fettgewebe spielt bei der
zitterfreien Thermogenese eine große Rolle. Es liegt in kleinen Depots
über die vordere Körperhälfte verteilt (Smith und Horwitz,
1969; siehe Wiesinger, 1989). Normalerweise sind Atmung und Synthese von
Adenosintriphosphorsäure (ATP) eng gekoppelt. Durch das nur im braunen
Fettgewebe vorkommende uncouling protein (UCP) kann diese Kopplung aufgehoben
werden. Auf dieser Entkopplung beruht die zitterfreie Thermogenese. Nachdem
die zitterfreie Thermogenese durch das Noradrenalin angeregt wurde, laufen
im braunen Fettgewebe eine Reihe von Enzymreaktionen ab. Schließlich
werden durch Aktivierung der homosensitiven Lipase Speicherlipide gespalten.
Diese Fettsäuren werden für die Wärmebildung verwendet.
Außerdem regen sie das UCP an, welches dafür sorgt, daß
die Energie größtenteils sofort als Wärme frei wird (Wiesinger,
1989). Bei der Reduzierung des Körpergewichts wird Fett abgebaut.
Von der Energie, die in Form von Fett gespeichert wird, könnte ein
Dsungare bei 10°C Außentemperatur nur einen Tag seinen Stoffwechsel
aufrechterhalten (Klingenspor, 1994). Es ist also effektiver es für
die Wärmeproduktion zu verwenden als es zu erhalten. Die Isolierung
durch die Fettschicht ist nicht besonders gut. Bliebe das Fettgewebe erhalten,
müßte es außerdem auch mit Wärme versorgt werden.
Die Reduzierung des Körpergewichtes führt also zu einer Reduzierung
der benötigten Energie. Trotzdem steigt mit Beginn der Thermogenese
der Energiebedarf des Zwerghamsters. Neben der Energie für Grundumsatz
und Aktivität wird dann auch noch Energie für die Thermogenese
benötigt. Die Speicherlipide sind nach einiger Zeit aufgebraucht und
dann muß die Energie für die Wärmeproduktion aus der Nahrung
kommen. DsungarischeZwerghamster legen keine nennenswerten Vorräte
an. Um ihr Futter zu finden benötigen sie im Winter mehr Zeit als
im Sommer, da die Nahrung knapper ist. Aus diesem Grund verlängert
sich die Aktivitätszeit der Zwerghamster. Dann sind die Tiere auch
teilweise am Tag aktiv. Um die Energieaufnahme zu verbessern, vergrößert
sich der Dünndarm. Dadurch kann die Nahrung gründlicher verdaut
werden, es werden mehr Nährstoffe entzogen. Das Körpergewicht
wird aber nicht nur durch Reduzierung des Fettgewebes vermindert, sondern
auch durch Reduzierung des im Körper enthaltenen Wassers.
Noch bevor die Leistungsfähigkeit
der zitterfreien Thermogenese erschöpft ist, setzt die Wärmeproduktion
durch Muskelzittern ein. Bei dieser Art der Thermogenese wird wesentlich
mehr Energie verbraucht als bei der Zitterfreien (Böckler, 1985).
Nach BÖCKLER (1985) nutzen Dsungarische Zwerghamster möglicherweise
"die Strategie einer Verrechnung von Temperaturdifferenzen zur Induktion
von Muskelzittern. Die Subcutantemperatur wird konstant gehalten, um die
peripher liegende Muskulatur nicht bis zur Funktionsunfähigkeit auskühlen
zu lassen. Gleichzeitig muß zur Gewährleistung dieser Konstanz
die BAT- bzw. Körperkerntemperatur und damit auch die Temperatur thermosensitiver
Zentren im Rückenmark weiter ansteigen. Wird die Differenz zu groß,
wäre dies ein Signal für den Einsatz von Muskelzittern." (Böckler,
1985, "Topographie der Wärmebildung und Hierarchie thermoregulatorischer
Mechanismen im jahreszeitlichen Verlauf beim Dsungarischen Zwerghamster";
Anmerkung: BAT = braunes Fettgewebe)
Beim Dsungaren zeigt sich, wie bei
vielen Kleinsäugern, im Winter eine erhöhte Toleranz gegenüber
Kälte. Im Winter kann ein Dsungare seine Körpertemperatur bis
zu einer Umgebungstemperatur von -70°C aufrechterhalten, während
das im Sommer nur bis -30°C möglich ist.
Gleichzeitig mit der Reduzierung
des Körpergewichts bilden sich die Hoden zurück. Bei vollendeter
Anpassung sind sie völlig in den Körper zurückgezogen. Sie
enthalten dann auch keine Spermien mehr (Figala, 1973). Dsungaren sind
im Winter also nicht fortpflanzungsfähig. Diese Anpassung ist sinnvoll.
Die Hoden müßten warmgehalten werden, würden also zusätzlich
Energie beanspruchen. Außerdem würde die Fortpflanzungsaktivität
auch Energie verbrauchen und die Jungen würden sowieso nicht
überleben. Gegen Ende der Winterzeit entwickeln sich die Hoden wieder,
so daß der Hamster mit Beginn des Frühjahrs sofort wieder fortpflanzungsfähig
ist.
Auch die Aktivität der Bauchdrüse
verringert sich unter den Kurztagbedingungen des Winters (Sunderkötter,
1988). Sie dient wahrscheinlich zur Markierung des Reviers. Dies dürfte
im Winter weniger wichtig sein, da es keine Vorteile für das Tier
bringt. Ihre Aktivität ist im Winter nicht so wichtig. Während
der Fortpflanzungszeit ist sie wieder gut ausgeprägt, besonders bei
den Männchen. Dann können wieder verstärkt Reviere gebildet
werden.
Am Ende dieser Kette von Anpassungen
tritt daily torpor auf. Diese Energiesparmaßnahme kommt spontan während
der Ruhephase des Tieres vor. Auch das Auftreten von Torpor ist an die
Photoperiode gbunden. Torpor tritt wahrscheinlich früher bei niedrigeren
Temperaturen auf. Je niedriger die Temperaturen sind, desto länger
dauert die Torporsaison (Stieglitz, 1995). Unter Langtagbedingungen kommt
Torpor nicht vor (Ruf, 1992). Dies ist eine Besonderheit von Dsungarischen
Zwerghamstern: Sie zeigen nur saisonal Torpor. Bei den meisten bisher untersuchten
Arten kann Torpor offenbar zu jeder Jahreszeit bei Futtermangel auftreten
(Übersichten bei Hudson 1978, Lyman et al. 1982, Wang und Wolowski
1988, Winnenberg 1990; siehe Ruf 1992). Bei Eintritt in Torpor sinkt die
Stoffwechselrate rapide ab, dann fällt langsam die Körpertemperatur.
Daily Torpor ist eine Anpassung an Kälte und Futtermangel. Bei Torporphasen
über 4 Stunden wird der Energieverbrauch im Durchschnitt um
17 - 21 % reduziert. Es wird deshalb auch weniger Nahrung benötigt.
Durch die Senkung der Körpertemperatur wird keine Energie für
die Thermogenese benötigt.
Torpordauer und -häufigkeit
sind individuell sehr verschieden. Tiere, die seltener Torpor zeigen, legen
größere Vorräte an (Ruf, 1992).
Gegen Ende des Winters färben
die Hamster langsam wieder um. Dabei werden die Färbungsstufen in
umgekehrter Reihenfolge durchlaufen. Die Hoden entwickeln sich wieder.
Der Hamster füllt mit zunehmendem Nahrungsangebot seine Fettspeicher
wieder an. Die Wärmebildung wird mit steigender Außentemperaturverringert.
Dadurch sinken auch Energie- und Nahrungsbedarf . Torpor tritt dann immer
seltener auf, später gar nicht mehr. Welche Rolle das Pinealorgan
dabei spielt ist noch nicht geklärt. Für die Rückversetzung
in den Sommerzustand ist die Hypophyse verantwortlich. Niklowitz (1987)
wies nach, daß Dsungaren, denen die Hypophyse entfernt wurde, in
den Winterzustand versetzt werden und diesen Zustand beibehalten.
Andere Hamsterarten zeigen keine
so deutlichen saisonalen Veränderungen. Sie reagieren auf die kürzer
werdende Photoperiode mit der Rückentwicklung der Keimdrüsen
und der Einstellung der Fortpflanzungsfähigkeit. Die Winterschläfer
unter den Hamstern reagieren mit Gewichtszunahme. Über die Wärmeproduktion
der anderen nicht winterschlafenden Arten ist mir nichts bekannt.
Von Feldhamster, Goldhamster und
Rumänischem Goldhamster ist bekannt, daß sie Winterschlaf halten.
Der Winterschlaf dauert etwa von Oktober bis März. Für den Goldhamster
gibt es keine Angaben, da so gut wie keine Freilandbeobachtungen vorliegen.
Vor dem Einschlafen verschließen sie die Eingänge ihres Baues.
Die Fortpflanzungstätigkeit wurde im Herbst durch die Zurückbildung
der Sexualdrüsen eingestellt. Tiere in Winterschlafstimmung fressen
auch in wachen Phasen kaum. Daher kommt es bei allen Winterschläfern
zu einem Gewichtsverlust. Um das auszugleichen, legen sich die Tiere im
Herbst ein dickes Fettpolster an. Die Fähigkeit zur Wärmeproduktion
wird vor dem Winterschlaf gesteigert. Diese Winterschlafbereitschaft wird
durch die Photoperiode, den täglichen Licht-Dunkel-Wechsel, gesteuert.
Wenn die Tageslänge abnimmt, kommt es ab einer bestimmten Tageslänge
zur Ausprägung der oben genannten Merkmale der Winterschlafbereitschaft.
Fällt die durchschnittliche Tagestemperatur unter etwa 12°C, beginnen
die Tiere ihren Winterschlaf. Die Körpertemperatur wird herabgesetzt.
Die niedrigsten Körpertemperaturen betragen für den Goldhamster
2,5°C und für den Feldhamster 2,8°C. Auch Herz- und Atemfreqenz
werden herabgesetzt. Die normale Herzfreqenz eines Goldhamsters beträgt
255 Schläge pro Minute. Im Winterschlaf sind es nur noch 4 - 7 (Raths,
1975). Zuerst kühlt der Hamster noch ziemlich schnell aus, weil der
Unterschied zwischen Umgebungs- und Körpertemperatur noch ziemlich
groß ist. Mit zunehmender Abkühlung wird dieser Unterschied
kleiner und die Wärmeabgabe wird reduziert. Während der Abkühlung
des Körpers wird der Herzschlag gehemmt. Um die Wärmeabgabe während
der ersten Phase zu vergrößern werden die Blutgefäße
erweitert. Durch die Erweiterung der Gefäße und die abnehmende
Herzfreqenz sinkt der Blutdruck. Damit es nicht zum Kreislaufkollaps
kommt, werden die Gefäße mit zunehmender Abkühlung verengt
(Raths, 1975). Für die Abkühlung benötigt ein Goldhamster
8 Stunden. Um die Wärmeabgabe so gering wie möglich zu halten,
schlafen die Tiere kugelig zusammengerollt. Hamster fallen nicht in Winterschlaf,
wenn die Umgebungs-temperatur zu niedrig ist. Dann könnte die Wiedererwärmung
nicht gelingen und das Tier würde erfrieren. Sollte die Umgebungstemperatur
plötzlich abfallen, wird das dem Tier über Temperaturrezeptoren
mitgeteilt. Es kann dann seine Wärmeproduktion steigern oder, wenn
die Temperatur zu stark fällt, aufwachen. So wird verhindert, daß
der Hamster während des Winterschlafs erfriert. Die Körpertemperatur
während des Winterschlafs steigt und fällt mit der Umgebungstemperatur,
das Tier ist im Winterschlaf wechselwarm (Raths, 1975). In der Endphase
des Winterschlafs beginnen sich die Sexualorgane wieder zu entwickeln.
Dadurch ist der Hamster gleich nach Beendigung des Winterschlafs fortpflanzungsbereit.
Steigt die Außentemperatur
im Frühjahr wieder an erwacht der Hamster. Ausschlaggebend dafür
ist ein allgemeiner sympathischer Erregungsstoß (Raths, 1975). Er
bewirkt, daß sich die Blutgefäße im Hinterkörper
verengen, mobilisiert die Hormone, treibt die Herzfreqenz in die Höhe
und setzt eine starke Fettverbrennung im Braunen Fettgewebe in Gang. Jetzt
nutzt der Hamster die im Winterschlaf gesteigerte Fähigkeit zur Wärmeproduktion.
Zuerst wird der Vorderkörper erwärmt. Dadurch kommt der Stoffwechsel
wieder in Gang. Durch die verengten Gefäße kann der Hinterkörper
auch noch nicht erwärmt werden. Bis der Kopf eine Temperatur von 15°C
hat, wird zitterfreie Wärmeproduktion eingesetzt. Danach beginnt ein
sehr starkes Muskelzittern. Erst wenn der Vorderkörper auf 30 °C
erwärmt ist, erweitern sich die Gefäße im Hinterkörper.
Dann steigt auch dort die Temperatur schnell an (Raths, 1975). Die Herzfreqenzerhöht
sich während des Aufwachens von etwa 6 auf etwa 500, maximal 550 Schläge
pro Minute. Sie pegelt sich dann wieder auf 255 Schläge ein. Das Aufwachen
dauert beim Feldhamster 2,5 - 4 Stunden. Beim Goldhamster benötigt
der Vorderkörper etwa 1,75 Stunden um auf 35°C erwärmt zu
werden, während der Hinterkörper 1 Stunde für eine Erwärmung
auf 10°C braucht.
- | Becker, Dr. Horst J.; Brandes, Dr. Werner; u.a.; "Welt-Reiseführer", 4. Auflage; München, Polyglott 1991/1992 |
- | Bielfeld, Horst; "Der Goldhamster"; Ulmer - Verlag |
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- | Frankenberg, Peter; "Moderne Klimakunde"; Braunschweig, Westemann 1995 |
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- | Ritter, Lothar; "Begegnungen in heimatlicher Natur" Band 2; VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin 1977 |
- | Ruf, Thomas; "Torpor beim Dsungarischen Zwerghamster (Phodopus sungorus) und der Hirschmaus (Peromyscus maniculatus): Soziobiologie und Energetik"; Marburg, Univ., Diss. 1992 |
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- | Wilhelmy, Herbert; "Exogene Morphodynamik: Abtragung - Verwitterung - Tal- und Flächenbildung"; Unterägeri, Verlag Ferdinand Fischer 1990 |
- | Wilhelmy, Herbert; "Klimageomorphologie in Stichworten"; Coburg, Verlag Ferdinand Hirt 1974 |
- | "Lebendiges Tierreich" Band 5; Hamburg |
- | Eine Ausgabe der LVZ, Datum unbekannt |
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