DER WICKELBAR (POTOS FLAVUS)
Systematische Einordnung: Ordnung: Raubtiere (Camivora) Andere Namen: Honey bear (bezieht sich auf den honiggelben Glanz
seines Fells, nicht Verbreitung: Ost-Mexiko bis Zentral-Brasilien. Er bewohnt die
Wälder, ist Baumbewohner. Größe und Kennzeichen: Kopf-Rumpf-Länge 40,5-76 cm, Schwanzläflge 39,2-57 cm, Schulterhöhe 25,4 cm, Gewicht 1,4 kg - 4,6 kg. Das Männchen ist größer als das Weibchen. Fellfarbe: Die Oberseite ist olivfarben, gelbbraun, braun. Im Norden des Verbreitungs-gebietes ist die Farbe blasser, im Süden dunkler. Die Tiere besitzen manchmal einen schwarzen Mittelstrich auf dem Rücken (Aatstrich). Die Unterseite istgelb, braungelb bis orange. Die Schnauze ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Sie haben ein 12 mm langes, wollenes Fell, das am Mittelstrich etwas länger ist. Der Kopf ist rund, die Schnauze kurz. Sie besitzen einen langen, beweglichen Schwanz, welcher als Kletter-, nicht aber als Greifschwanz verwendet wird. Gerade dieser Schwanz kennzeichnet die Wickelbären als ziemlich ausschließliche Baumtiere, im Gegensatz zu den Arten, die weit mehr Bodentiere sind. Beim Nasenbären wird der Schwanz nur als Balancierstange benutzt und nur gelegentlich zur Sicherung um einen Ast gelegt. Beim Waschbären ist er viel zu kurz, um einem derartigen Zweck dienen zu können. Die Wickelbären haben sehr scharfe Krallen. Die Hinterfüße sind länger als die Vorderfüße. Die mit dichtem, kurzen, weißen Haar bedeckte Haut liegt der Kopfmuskulatur nur leicht an, ist stark verschiebbar und so locker mit dem Kopf verbunden, daß sie oft in Falten durchhängt (wird auch zum Bedecken der eigenen Augen im Schlaf verwendet). Das Gebiß besteht aus 35 Zähnen mit stark verbreiterten Backen- und Vorderbackenzähnen und aus kräftigen Eckzähnen, die an der gefurcht sind. Siebesitzen eine schmale, 12 cm dehnbare Zunge. Sie sind Schi ähnlich, aber etwas gedrungener, kurzbeiniger. Sie sind Halbsohlengänger. verströmen einen moschusartigen Geruch, sie haben hierfür aber keine R/ Lebensspanne: 23 Jahre, 7 Monate (29 Jahre/Grzimek) Verhalten: Der Wickelbär ist ein Nachttier, das tagsüber in hohlen Bäumen schi großer Hitze auch auf Astgabeln. Er hat eine feste Schlafhöhle. In einem Baum sehr schnell bewegen, von Baum zu Baum ist der Übergang aber sehr bedächtig. Einzelgänger oder paarweise. Kleine Truppen bleiben nur kurz als Freßgemeinsci zusammen. Territorien werden nicht verteidigt. Daß Männchen in Gefangenschaft gegeneinander aggressiv sind, könnte an der Haltung (Größe!) liegen. Daher~ Männchen in Zoologischen Gärten mit der Geschlechtsreife nach 2 Jahren g~ Natur gehen sich die Tiere aus dem Weg. Wickelbären setzen Duftmarken auf all Revier. Die Drüsenfelder liegen unterhalb der Mundwinkel, an Kehl- und und Halsdrüsen dienen zur sexuellen Stimulation. Allgemein dienen die Markieri mehr dem persönlichen Wiedererkennen. Unbekannte Individuen beriechen sich Schnauzen- und Kehldrüsen, um sich zu identifizieren. Die Drüsen dienen aber ai Markierung der Laufstrecke. Außerdem finden sich die Wickelbären im nächtlichen Dschungel so wieder. Nahrung: In der Natur ernähren sich Wickelbären von Früchten, von Honig, von und kleinen Wirbeltieren. In der Heimhaltung gibt man bis zu 80 % Früchte und G Art, mundgerecht geschnitten. Banane ist ihre Lieblingsfrucht, 1 Banane pro Tag muß genügen. Auf das Obst wird täglich ein Obstquark gegeben, verrührt mit milchpulver, um die 20 % des Eiweißbedarfs zu decken. Fleisch wird wenig g~ sollte auch darauf verzichten, da der Geruch der Exkremente für eine Heimhaltung empfehlen ist. Selbstverständlich ist die tägliche Gabe von frischem Wasser. Die Menge des Futters ist nicht abhängig vom Verbrauch, da Wickelbären gern Man sollte ihnen pro Tier eine Hundeschüssel (für große Hunde) voll geben, d.h. pro Banane, 1 Apfel, 1 Mango oder Papaya, 1 Paprika, 1 Kiwi, 1 halbe Melone oder Ana Handvoll Erdbeeren oder Weintrauben oder andere Beeren, 1 Mohrrübe, ein bißchen und der schon erwähnten Fruchtquark. Lebendfutter wird selten genommen, Mäuse nach meiner Erfahrung gar nicht, wenn, Heuschrecken, aber sehr selten und wenig. Unterbringung: Da der Wickelbär ein Baumtier ist, sollte
man seinen Käfig besond hoch anlegen. Ich halte ein Paar Wickelbären
in einem Käfig mit den Maßen 180 x cm. Der Käfig kann
aus Holz wie aus Metall sein, in einem Holzkäfig fühlen sich
die wohler. Wenn das Holz imprägniert und der Boden gefliest ist,
ist die Abnutzung unbedeutend. Auf Grund ihres Aussehens werden Wickelbären oft für Schmusetiere gehalten. Hie man sich aber vor Augen halten, daß sie Raubtiere sind. Ihre Scharfen Krallen könne schwere Verletzungen zufügen, wenn nicht sogar Kinder und altere Menschen lebensgefährlich verletzen. Wickelbären können sehr zahm sein, werden aber im n Moment extrem aggressiv. So muß man im Umgang mit ihnen gegenseitigen Respe Vorsicht und ein gutes Gespür dafür haben, wann sie ihre Ruhe haben wollen. Fortpflanzung: Das Weibchen hat 2 Zitzen und bekommt 1, selten 2 Junge. Die Bru ist durch Scheidenschwellung erkenntlich wie auch durch eine mehr oder weniger sta Erweiterung der Vaginalöffnung. Der Höhepunkt der Schwellung und des stärkeren K der Vulva ist nach durchschnittlich 8,1 Tagen erreicht und hält 2 (selten 1 oder 3> 1 an. Nur an diesen Tagen finden Kopulationen statt. Die Hitzepenoden folgen einander etwa alle 2 Monate das ganze Jahr hindurch.
Durch Belecken der Schnauzen- und Kehldrüsen wird die Kopulation
initiiert. Die Kopulation kann bis zu 85 Minuten dauern. Etwa 6 Wochen vor der Geburt ist eine Schwellung des Abdomen des Weibchens
erkennbar. Drei Wochen vorher beginnt das Gesäugte deutlich durchzuhängen.
Die Eröffnungsphase ist bis zum Erscheinen der Frucht kurz, die Austreibungsphase
dauert wenige Minuten bis zu einer Stunde, und die Nachgeburtsphase (von
Geburt über Austritt der Nachgeburt und Nachwehen) dauert wenige
Minuten bis zu einer halben Stunde. Das Männchen kann bei der Aufzucht
dateigelassen werden. Wenn allerdings der zur Verfügung stehende
Raum zu begrenzt ist und VersteckmögtiChkeitefl gering sind und gar
die Gruppe zahlenmäßig groß ist, kann das Weibchen das
Junge bis zum Erkalten umhertragen, töten, sofort oder zu einem späteren
Zeitpunkt vernachlässigen. Das Männchen hilft bei der Aufzucht
nicht.Mach der Geburt herrscht ein enger Kontakt zum Jungen (Abfressen
und Abtrinken von Fäkalien und Urin, hört nach 2-3 Monaten auf).
Das Junge säugt liegend, umschlossen von der Mutter. Künstliche Aufzucht: Die UrngebungstemperatUr muß 28-32
0C betragen. Mit zuneh-Fellbildung kann man auf Zimmertemperatur absenken.
In den ersten zwei Anfangsnahrung: Hunde- oder Katzenmilchersatz oder mäßig fette Kuhmilch, die mit Serutnei wtß, flüssigem Eidotter und Kondensmilch angereichert wird. Mit Pipette verabreichen oder Puppenfläschchen mit sehr kleiner Saugöffnung. Nahrungsmenge: 25-30 % der Körpermasse, bei Heranwachsen
prozentual verringern. Jungtiere trinken nicht in einem Zug, sondern in
Intervallen. Vor den Mahlzeiten Analmassage. Zellstoff oder Läppchen
leicht anfeuchten oder mit einem Tropfen Öl geschmeidig machen. Bei
trockenem oder zu grobem Material Entzündungsgefahr im Analbereich. Lautäußerungen: Es gibt 7 verschiedene Lautäußerungen
eines Wickelbären: Wickelbärweibchen lassen in Gegenwart der Jungen ein Beruhigungszirpen
hören. Auf schwach störende Reize antwortet das Junge mit weinerlichem
Pfeifen und Zetem. Erschnckt das Junge, dann faucht es kräftig und
berdhigt sich erst, wenn es das Zirpen der Mutter vernimmt. Bei anhaltender
Störung packt die Mutter mit den Kiefern das Junge an der Kehle und
trägt es in Sicherheit. Mit Zirpen lockt die Mutter das fünf
Wochen alte Junge zum Nachfolgen. Schrifttum: BAUER, H. (1971): Eichhörnchen - Streifenhörnchen. Lehrmeister-Bücherei
Nr. 25. Albrecht Philler Verlag, Minden. HUSSON, A.M. (1978): Potos flavus flavus. In: The memmals of Suriname. Leiden, Bnll. NOWAK, R.M. (1991): Walker~s Mammals of the world. 2 vols., Sth ed. The John Hopkins University Press. Baltimore & London. POGLAYEN-NEUWALL, 1. (1962): Beiträge zu einem Ethogramm des Wickelbären. Zeitschrift für Säugetierkunde, Bd. 27. - (1966): On the marking behaviour of the Kinkajou. Zoologica 51. - (1973): Observations on the birth of a Kinkajou. Zoologica 58. (1976): Zur Fortpflanzungsbiologie und Jttgendentwicklung von Fotos flavus PUSCHMANN, W. (1989): Zootierhaltung - Säugetiere, Bd. 2. Verlag Henri Deutsch, Frankfurt a.M.
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