Die Unterfamilie der Wieselartigen
(Mustelidae, Linnaeus,1758)


In der Familie der Marderartigen (Musteliden) sind 25 Gattungen mit 67 Arten von Raubtieren vertreten. Mitglieder dieser Familie kommen ursprünglich in allen Teilen dieser Erde vor, ausgenommen davon sind viele Inselgruppen, wie Madagaskar, Sulawesi, einigen Philiphineninseln, Papua-Neuguinea sowie Australien und die Antarktis. Die meisten Marderartigen verfügen über eine extrem biegsame Wirbelsäule, sind entweder von länglich-schlanker oder gedrungener Körperform und haben im Vergleich zur Körpergröße kurze Gliedmaßen. Diese enden in fünffingrigen Händen und Füßen, deren Krallen nicht oder nur teilweise einziehbar sind. Einige Arten weißen Anpassungen wie Ansätze von Schwimmhäuten an ihren Extremitäten (Otter, Lutrinae; Nerze, M. vison et. lutreola)
Ein weiteres charakteristisches Merkmal dieser Familie sind die Drüsen am After und am Hals zur Gebietsmarkierung. Marderartige leben zumeist auf dem Boden, aber es gibt auch Arten, die sich hauptsächlich in Bäumen, unter der Erde oder im Wasser aufhalten. Die karnivore, d.h. fleischfressende Ernährung liegt bei allen Vertretern dieser Familie zu Grunde. Gut ausgebildete Reißzähne sind für alle Marderartigen kennzeichnend. Tiere dieser Familie leben hauptsächlich als Einzelgänger und kommen nur zur Fortpflanzung zusammen. 

In der Familie der Marderartigen unterscheidet man fünf Unterfamilien:

Wieselartige (Mustelinae)
Honigdachse (Mellivorninae)
Dachse (Mellinae)
Skunks und Stinktiere (Mephitinae)
Otter (Lutrinae)
 

Diese Arbeit soll eine kurze Übersicht über eine Auswahl der verschiedenen Arten geben, die in der Unterfamilie der Wieselartigen zusammengefaßt sind. In ihr unterscheidet man zehn Gattungen. Die bekannteste dieser Gattung ist mit Sicherheit die der Erd- und Stinkmarder (Mustela). Darin sind unter anderem der weitverbreitete Waldiltis (Mustela putorius), seine Haustierform - das Frettchen - (Mustela putorius f. furo) und das kleinste Raubtier, das Mauswiesel (Mustela nirvalis) vertreten.
Das Mauswiesel (Mustela nirvalis) ist auf Grund seines extrem großen Verbreitungsraumes, er reicht von Alaska bis in den Norden der USA, dem gesamten Europa, Nordafrika und Nord- und Zentralasien, auch eines der anpassungsfähigsten Raubtiere. In diesem Verbreitungsraum zeigt es allerdings starke Unterschiede in der Fellfärbung und der Körpergröße, welche das Vorhandensein von geographischen Unterarten bei Mauswieseln belegt.

Der Waldiltis (Mustela putorius) ist in Zentraleuropa beheimatet und wurde schon sehr früh domestiziert, um in seiner Haustierform, dem Frettchen (Mustela putorius f. furo), zum Kaninchenfang eingesetzt zu werden. Später wurde der Iltis und das Frettchen gekreuzt, um in der Mischform, dem Iltisfrettchen, eine Form herauszuzüchten, welche die zahmen Eigenschaften eines Frettchen und die Naturbelassenheit eines Iltis vereinen.
Der Schulzoo Leipzig hält zwei Männchen der iltisfarbenen Form dieser Haustierform seit 1997. Unser Männchen „Freddi“ wurde uns von der Feuerwehr als Fundtier übergeben, das Männchen „Teddy“, geboren 1998, bezogen wir aus dem Tierhandel. Jüngster Zugang ist ein im September des Jahres aufgegriffenes Männchen der weißen Phase. Die beiden Tiere haben sich auf Grund ihres zahmen Verhalten und der mardertypischen Verspieltheit zu einem Besuchermagneten und integralem Bestandteil des Schulzoos entwickelt. Deshalb planen wir, sobald es die Räumlichkeiten zulassen, weitere dieser Tiere in unseren Bestand aufzunehmen.
Ein weiterer bekannter Vertreter dürfte vor allem den Liebhabern von edlen Pelzen ein Begriff sein - das Hermelin (Mustela erminea). Dieses Tier, daß früher in großen Stückzahlen gejagt wurde, um mit dem sehr dichten Winterfell ein Geschäft zu machen, ist in vielen Dingen eine vergrößerte Ausgabe des Mauswiesel (Mustela nirvalis). Es besiedelt in etwa denselben Lebensraum wie das Mauswiesel meidet aber im Gegensatz zu seinem kleineren Verwandten die Nähe des Menschen und ist deshalb oft nur in unbesiedelten Biotopen zu finden.

Iltisfrettchen, 1999, Schulzoo Leipzig, Ch. Kern Sibirisches Feuerwiesel, 06.V.2000, Schulzoo Leipzig, Ch.Kern

Eine andere Art, auf die ich hinweisen möchte, ist das im äußersten Osteuropa bis Ostsibirien, Thailand, Taiwan und Japan vorkommende Feuerwiesel oder Kolonok (Mustela sibirica). Es ist durch seine rotbraune bis feuerrote Färbung, brauner Gesichtsmaske und der weißen Nase recht auffällig gekennzeichnet. Der Schulzoo bekam im Juli 1999 zwei Paare Feuerwiesel vom Tierpark Berlin-Friedrichsfelde geschenkt. Am 20.05.00 wurden die ersten zwei Würfe der beiden Weibchen gesetzt, welche nicht aufkamen. Der dritte Wurf vom Juli mit fünf Jungen wurde dagegen erfolgreich aufgezogen. Siehe Neuigkeiten

Eine andere sehr bedeutende Gattung ist die der Echten Marder (Martes). Sie ist vor allem bekannt durch die beiden in unseren Regionen beheimateten Vertreter, den Edel- oder Baummarder (Martes martes), ein ausgezeichneter Kletterer und den Haus- oder Steinmarder (Martes foina). Beide Arten kommen im gesamten Europa und Teilen Asiens vor. Viele Arten aus der Gattung der Echten Marder (Martes) sind körperlich größer als Wieselartige und im allgemeinen mehr an das Leben in Bäumen angepaßt als ihre kleineren Verwandten. Der in Asien vorkommende Zobel (Martes zibellina), ebenfalls ein Vertreter der Echten Marder, wurde gleich dem Hermelin (Mustela erminea) sehr stark wegen seines Pelzes bejagt. Andere Gattungen aus der Unterfamilie der Marderartigen sind recht unbekannt und beherbergen teilweise nur eine einzige Art. Ein Beispiel hierfür ist der Tigeriltis (Vormela peregusna) Seine Verbreitung reicht vom Balkan und Palestina bis in die Innere Mongolei und Pakistan. Seinen Namen erhielt dieser attraktive, schwarzweiß getupfte Marder durch seine an Tigerfell erinnernde Oberseite.

Eine den südamerikanischen Tropenwald bewohnende Marderart ist der Tayra oder Hyrare (Eira barbara). Diese Tiere sind sehr gut an das Leben in Bäumen angepaßt und können auch vegetarische Kost, wie Bananen oder ähnliches, fressen. Der Vielfraß oder Järv (Gulo gulo) ist der größte Vertreter der Wieselartigen. Sein Verbreitungsgebiet deckt sich in etwa mit dem des Mauswiesels (Mustela nirvalis), jedoch verläuft die südliche Grenze oftmals ein Stück weiter nördlich. In seinem Aussehen und Körperbau erinnert der Järv stark an einen kleinen Bären, weshalb er auch Bärenmarder genannt wird. Die Reviere dieser Tiere können extrem groß werden, wobei das Revier eines männliches Tieres meist mehrere Reviere weiblicher Artgenossen umfaßt.

Quellenangaben: 

Grzimek, Prof. Dr.Dr. Bernhard, 1988,Grzimek-Enzyklopädie Säugetiere, Band 6, Kindler Verlag GmbH

Sedlag, Prof. Dr. rer. Nat. habil. Ulrich,1995, Urania Tierreich, 1.Auflage Urania-Verlagsgesellschaft mbH

Nowak, R.M. 1999, Walkers Mammals of the World, Sixth Edition, The John Hopkins University Press, Baltimore and London

Puschmann, W., 1989, Zootierhaltung. Band 2, VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag Berlin

Dathe, Prof. Dr. Heinrich und Schöps, Dr. Paul, 1986, Pelztieratlas, VEB Gustav Fischer Verlag Jena
 

Matthias Berndt, Schulzoo-Leipzig e.V.


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