BAU EINES NACHTTIERTERRARIUMS UND
ERSTE NUTZUNGSERFAHRUNGEN
Private Halter von nachtaktiven
Tieren werden selbst "nachtaktiv" und finden so
Gelegenheit zu Beobachtungen, Zoos und Tiergärten
errichten aufwendige Nachttierhäuser, in denen die
Besucher am Tage eine Chance haben, die Aktivitäten von
Nachttieren zu verfolgen.
Kleinere Einrichtungen wie Schulzoos u.ä. können sich
mit einfacheren Hilfsmitteln behelfen. Hier soll ein
Nachttier - Terrarium vorgestellt werden, das im Haus
Natur und Umwelt errichtet wurde und seit dem Herbst 1998
erfolgreich betrieben wird. Folgende Anforderungen wurden
an Einrichtung und Funktion der Anlage gestellt: -
vollautomatischer Betrieb und einfache Regelung der
Beleuchtung - Ausschluß von Streulicht - gute
Ventilation - leichter Zugang zum Terrarium und bequemes
Hantieren - Einsatz preiswerter Materialien der Baumärkte
- Anfertigung ohne Hilfe eines Handwerksbetriebs.
Das eigentliche Terrarium ist ein üblicher, von
oben zu öffnender Glasbehälter von etwa 100 cm Länge
und 50 cm Tiefe. Dieser Behälter wurde mit einem
weitgehend lichtdichtem Kasten umgeben. Als Unterbau
dient ein stabiler Tisch mit Stahlrahmen. In die
Tischplatte wurde im hinteren Bereich eine Reihe Löcher
von 8,5 cm Durchmesser gebohrt. Auf die Tischplatte wurde
der Kasten aus dekorativen OSB-Platten montiert. 7 cm über
der Tischplatte liegt eine zweite Platte, auf der das
Terrarium steht und die nicht bis zur Kastenvorderwand
reicht. Dadurch ist ein Einströmen von Frischluft bei
gleichzeitiger Unterdrückung des Lichteinfalls möglich.
Die eingetretene Luft kann durch eine weitere Reihe
von Löchern im hinteren Teil der Kastendecke wieder
austreten. Zum Schutz vor Lichteinfall wurde über diesen
Löchern im Abstand von einigen cm eine wiederum nur nach
hinten offene Abdeckung montiert. Dadurch war die
Frischluftzufuhr unter allen Bedingungen völlig
ausreichend und Streulicht wurde selbst bei Sonnenschein
ausreichend ferngehalten. Die Beleuchtung besteht aus
zwei am Kastendeckel angebrachten Leuchtstoffröhren, die
mit einer Schaltuhr von 21 Uhr bis 9 Uhr die Nacht zum
Tag machen. Um am Tag das erforderliche Dämmerlicht zu
gewährleisten, sind zusätzlich drei Kerzenlampen am
Kastendeckel montiert. Ihre Helligkeit wird über einen
Dimmer so eingestellt, daß im Terrarium eine Landschaft
im "Mondschein" simuliert wird. Die zu diesem
Zweck leicht blau getönten Kerzenlampen brennen Tag und
Nacht.
Zur Pflege der Tiere wird die gesamte Vorderseite des
Kastens heruntergeklappt, so daß man bequem am Terrarium
hantieren kann. Nun sind auch Dimmer und Schaltuhr, für
Besucher nicht erreichbar an der Kastendecke aufgehängt,
zu bedienen. Die Beobachtung der Tiere durch die Besucher
erfolgt durch zwei Briefschlitze mit Klappe, die in die
Vorderwand des Kastens, etwa in Höhe des Terrarienbodens,
eingesetzt sind. Durch die Klappe wird ein übermäßiger
Lichteinfall verhindert.
Wir haben in diesem Behälter zunächst 2,4 Roborowski-Zwerghamster
(Phodopus roborovskii) und einen Kleinen Pferdespringer (Allactaga
elater) gehalten. Die Zeitumsteltung der Tiere erfolgte
innerhalb weniger Tage. Beim Blick durch die
Briefschlitze waren nun tagsüber in dem möglichst natürlich
eingerichteten Behälter meist einige lebhaft
umherlaufende Zwerghamster zu sehen und oft genug auch
der Pferdespringer. Dieser litt nach einigen Monaten der
Gemeinschaftshaltung unter Haarausfall, der zu einem
markstückgroßen kahlen Fleck auf dem Rücken führte.
Vorsichtshalber wurde er isoliert, das Fell hat sich
inzwischen wieder regeneriert. Während der
Gemeinschaftshaltung nahmen Zwerghamster und
Pferdespringer wenig Notiz voneinander. Streit gab es nur,
wenn der Pferdespringer bei seinen steten "Grabungen"
einen Hamster "zuschüttete" oder in einen
bereits von einem Hamster bewohnten Unterschlupf eindrang.
Letzteres wurde unterbunden, indem für die Hamster aus
Steinen Höhlen geschaffen wurden, in die der
Pferdespringer aufgrund seiner Größe nicht hinein kam.
insgesamt ist der Bau einer solchen Anlage mit einfachen
Mitteln möglich und kann als interessante Attraktion
empfohlen werden.
Dr. Ekkehart Neef, Haus Natur
und Umwelt, Wuhlheide, 12469 Berlin
Bericht aus Heft 2 /99
Mitteilungen
der
Bundesarbeitsgruppe (BAG)
Kleinsäuger
|