Einige Bemerkungen zum Maushamster
(Calomyscus bailwardi, Thomas, 1905)


Aussehen und Systematik:

Äußerlich erinnert dieser 7,0 bis 8,5 cm große Wühler kaum an einen Hamster, von denen man sonst einen kompakten walzenförmigen Körperbau kennt. Mit dem kurzbehaarten Schwanz, der etwas länger ist als der Körper und in einem kleinen Pinselchen endet, und den auffälligen großen Ohren sieht er eher einer Waldmaus ähnlich. Außerdem fehlt dem Maushamster das sonst vielleicht charakteristischste Merkmal der Hamster: die Backentaschen. Sein Fell ist oberseits graubraun, am Bauch weiß gefärbt. Der Schwanz ist auf der Oberseite sandfarben bis dunkelbraun und unterseits weißlich behaart.

Aufgrund der auffälligen Unterschiede zu anderen Hamstern war die systematische Zuordnung der Gattung lange Zeit unklar. Calomyscus wurde auch in die Nähe der amerikanischen Gattung Hirschmäuse, Peromyscus gestellt, zu der starke Ähnlichkeiten bei den Geschlechtschromosomen bestehen. Die Autosomen wiederum ähneln denen der Hamster. Auch im Bau des Gebisses gibt es Unterschiede zu beiden Gruppen. Heute stellt man den Maushamster zu den Hamstern, Cricetinae. Nach GROMOV (1963; nach Flint 1966) ist der Maushamster wahrscheinlich eine ursprüngliche Form, die von einem Zweig der fossilen Cricetodontinae aus dem Tertiär abstammt.

Auch was die Anzahl der Arten angeht gibt es verschiedene Meinungen. Während die einige Autoren sechs verschiedene Arten anerkennen (Musser, Carleton; in Wilson und Reeder 1993; nach Nowak 1999) akzeptieren andere nur die Art C. bailwardi und geben den anderen Arten den Status einer Unterart. Innerhalb der BAG wird die aus Turkmenistan stammende Form Calomyscus bailwardi mystax gehalten, wobei nach NOWAK (1999) mystax eine eigene Art darstellt.

Verbreitung und Lebensraum:

Der Maushamster ist im Iran, in Baluchistan, Afghanistan und dem südlichen Turkmenistan verbreitet, auch in Syrien kommt er vor, dort allerdings beschränkt auf einige Dörfer.

Maushamster leben in kahlen, trockenen und felsigen Berggegenden bis 5000 m Höhe. Hier werden bevorzugt gut befestigte Steinhaufen besiedelt, die bis in den Untergrund hineinreichen. In der Ebene ist der Maushamster überhaupt nicht zu finden. HEPNTER (1936; nach Flint 1966) beschreibt den bevorzugten Lebensraum des Maushamsters folgendermaßen: „...Mit Vorliebe wählt diese Art zu ihrem Dasein steile und völlig unfruchtbare Geröllhänge, aus großen Steinen und Felsbrocken bestehend, sowie sehr steile und fast lotrechte Felswände in Schluchten und Ausbrüchen.“ In Syrien wurden diese Tiere in Steinwüsten gefangen (Peshev 1989; nach Harrison und Bates 1991).

Von der IUCN wird C. hotsoni als gefährdet und C. mystax, C. urartensis und C. tsolovi als beinahe bedroht eingestuft.

Lebensweise:

Wie alle Hamster sind auch Maushamster nachtaktiv, im Herbst und im Winter sind sie aber teilweise auch tagsüber unterwegs. Normalerweise jedoch verschlafen sie den Tag in ihren Nestern, die sie aus feinem Gras und Schafwolle in Felsspalten anlegen. Eigene Baue graben sie nicht. Obwohl Maushamster nicht sehr sozial sind, kann es vorkommen, daß sich mehrere Tiere gute Unterschlupfe teilen. In Gefangenschaft gehaltene Tiere schlafen auch gemeinsam in einem Nest zusammengekuschelt.

Der im Vergleich zu anderen Hamstern ungewöhnliche Lebensraum – Felsregionen anstatt Steppen – erfordert von diesen Tieren auch andere Anpassungen. So können Maushamster sehr gut klettern und springen, dabei wird der lange Schwanz zur Balance genutzt. Bei anderen Hamstern, die für ihre unterirdische Lebensweise dieses Balanceorgan nicht benötigen, ist nur noch ein sehr kurzer Schwanz vorhanden, und auch die Ohren, die in den engen Erdgängen nur stören würden sind bei ihnen, im Gegensatz zum Maushamster, reduziert. So können äußerliche Unterschiede des Maushamsters zu anderen Hamstern schon durch seine Lebensumstände erklärt werden.

Auch wenn Maushamster keine Backentaschen besitzen legen sie doch Vorräte an. Hierfür tragen sie jeweils einige wenige Körner im Maul in ihr Vorratslager ein.

Im Vergleich zu anderen Hamstern haben Maushamster relativ hohe Populationsstärken. Dies mag daran liegen, daß sie sich ihren Lebensraum nur mit wenigen anderen Kleinsäugern teilen.

Fortpflanzung:

Die gesamte Fortpflanzungszeit der Maushamster ist relativ lang. Die erste Fortpflanzungsperiode beginnt im März. Bis Juni wird der erste Wurf großgezogen. Die Fortpflanzungszeit dauert bis in den Winter hinein, im Iran wurden auch im Dezember stillende Weibchen gefunden (Lay 1967; nach Harrison und Bates 1991). Nach 3 Tagen beginnen bei den 3 bis 7, meist 3 oder 4, Jungen die Haare zu wachsen und die Haut ist pigmentiert. 10 Tage später haben die Kleinen ein vollständiges aschgraues Jugendfell, welches im Alter von 6 bis 8 Monaten, wenn sie auch die Größe der Erwachsenen erreichen, gegen das normale Fell der adulten Tiere eingetauscht wird. Mit 13 Tagen öffnen die Jungen auch erstmals die Augen.

Haltung:

Maushamster können paarweise oder in kleinen Gruppen gehalten werden. Durch Steinaufbauten oder Äste kann man den Tieren Klettermöglichkeiten bieten. Insgesamt sollten die Haltungsbedingungen, wie bei allen anderen Tieren auch, der natürlichen Lebensweise der Tiere entsprechen.

Nahrung und Fütterung:

Maushamster ernähren sich hauptsächlich von Samen, Blüten und Blättern, besonders Gräser der Gattung Bromus spielen in der Nahrung dieser Tiere eine Rolle. Insekten scheinen nach FLINT (1966) auf dem Speiseplan völlig zu fehlen.

In Gefangenschaft kann man Maushamster mit Körnermischungen (z.B. für Waldvögel) ernähren, dazu reicht man Gemüse und Obst.

Literatur:

  • Flint, J. W.; Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna; A. Ziemsen – Verlag; Lutherstadt Wittenberg; 1966
  • Harrison, David L. und Bates, Paul J. J.; Mammals of Arabia; Harrison Zoological Museum; 1991
  • Nowak, Ronald M.; Walker’s Mammals of the World; The Johns Hopkins University Press; Baltimore und London; 1999

Eva Maria Ewald, Schulzoo-Leipzig


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