Tiergärtnerische Raritäten im Schulzoo Leipzig: 
Nördlicher Mull-Lemming (Ellobius talpinus)



Der deutsche Name Mull-Lemming ist betreffs der systematischen Stellung dieser Nagetiere etwas irreführend, da diese Tiere zwar zur Unterfamilie der Wühlmäuse, Microtinae, aber nicht zu den eigentlichen Lemmingen der Gattung Lemmus, zählen.
Die Gattung der Mull Lemminge, Ellobius wird in zwei Untergattungen, Ellobius und Afganomys, mit jeweils 3 und 2 Arten untergliedert. Die Kopf-Rumpf Länge des Nördlichen Mull Lemming ist ca. 10-15 cm, der Schwanz 5-22 mm lang und etwas buschig. Das Fell ist kurz und samtig, die Fellfarbe ist ein dunkles Braun oberseits und ein Grau unterseits, das Gesicht ist schwarz.
Die Tiere des Schulzoo Leipzig stammen von Tieren, welche 1998 aus Nordchina importiert wurden. Da der Nördliche Mull-Lemming in zwei getrennten Verbreitungsgebieten, Ukraine bis Kasachstan und von Usbekistan bis Sinkiang, auftritt, werden die östlichen Populationen von einigen Wissenschaftlern als eigene Art Ellobius tancrei angesehen.
Das natürliche Habitat dieser Wühler sind ausnahmslos trockene Steppen und Halbwüsten, selten Wälder. In Feuchtgebieten sind Mull-Lemminge nicht anzutreffen.
Der walzenförmige Körperbau, die verkümmerten Augen, die fehlenden Ohrmuscheln sowie die starken Grabklauen sind Anpassungen an die unterirdische Lebensweise der Mull Lemminge. Auffallend sind die zwei nach vorstehenden Nagezähne, welche auch zum Graben verwendet werden.

Nördlicher Mull-Lemming (Ellobius talpinus)
Foto: K. Rudloff;4.XI.1998;Tierpark Berlin

Die Tiere legen weit verzweigte Tunnelsysteme mit 20-30 cm tiefen Futtervoratskammmern und bis zu 50 cm tiefen Nestkammern an.
Das Nahrungsspektrum von Mull Lemmingen umfaßt alle unterirdischen Pflanzenteile, bevorzugt werden jedoch die Zwiebeln von Wildtulpen gefressen.
Auch in der Gehegehaltung muß auf kalorienarmes Futter geachtet werden, d.h. die Verfütterung von Knollengewächsen, wie Sellerie, rote Beete und Möhren, auch harte Äpfel sind geeignet.
Im Schulzoo Leipzig erhalten die Tiere hauptsächlich Möhre, Apfel und Salate sowie eine Mischung von Trockenfutter aus Waldvogelfutter und Haferflocken.
Die Unterbringung erfolgt in einem Glasbecken mit einer 30 cm hohen Schicht aus Hobelspänen und Heu. Als Unterschlupf dient eine Tonschale. Bei der täglichen Fütterung bemerkt man häufige eine Art trillern.
Über das Sozialverhalten bei Mull-Lemmingen ist, wie bei vielen unterirdisch lebenden Nagetieren relativ wenig bekannt. Die Tiere leben in kleinen Kolonien, die Größe der einzelnen Gruppen ist abhängig vom Nahrungsangebot. 
Die Tragzeit soll 26 Tage, die Geschlechtsreife 96 Tage betragen, die 3-5 Jungen werden erst mit zwei Monaten unabhängig und verlassen auch erst dann das Nest der Elterntiere.
Mull-Lemminge treten in manchen Jahren und bestimmten Gebieten als Schädlinge in Feldern auf; in der Pelzindustrie haben sie einigen Wert.
In europäischen Tiergärten und Privatkollektionen sind diese asiatischen Wühler selten bis kaum vertreten, lediglich im Tierpark Berlin und bei wenigen Privathaltern werden sie derzeit gehalten und vereinzelt auch vermehrt. In der Vergangenheit waren Mull-Lemminge auch im Zoo Moskau erforscht wurden.
Die Art E. alaicus wird aufgrund eines kleinen begrenzten Verbreitungsgebietes von der IUCN als bedroht eingestuft.
 

Literatur: 
Nowak,R.M. 1999 " Walkers Mammals of the World", 6th Edition.The John Hopkins University Press. Baltimore & London

Rudloff, K. 1998 "Tierporträt Nördlicher Mull Lemming", BAG Mitteilungsheft 3/98, 3-4


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