Einige Bemerkungen zur Unterfamillie der Hamsterratten (Cricetomyinae) im Schulzoo Leipzig


Die Unterfamilie der Hamsterrratten (Cricetomyinae) ist systematisch in die Familie der Mäuse (Muridae) eingegliedert, doch zeigt der erste Teil des deutschen Namen dieser Gruppe die „Nähe“ zu den Wühlern (Cricetiden). Und tatsächlich besitzen die Hamsterratten wie die Persische Wüstenrennmaus oder der bekannte Feldhamster als typische Cricetiden Backentaschen zum transportieren von Futter. Gleichfalls wie die genannten Arten legen Hamsterratten Futtervorräte an. Somit ist auch eine verhaltensbiologische „Nähe“ zu den Wühlern vorhanden.

Insgesamt umfaßt die Unterfamilie der Hamsterratten drei Gattungen mit fünf Arten. Im Schulzoo Leipzig werden drei Arten von Cricetomyinae gehalten, welche in drei Teilen kurz vorgestellt werden:


- Teil I: Kurzschwanzhamsterratte -
Saccostomus campestris, (Peters 1845)

Systematik:

Zu der Gattung Saccostomus gehören zwei Arten: S. campestris und S. mearnsi. Die Kopf-Rumpf-Länge der Art campestris beträgt im Schulzoo mit 7-9 cm etwa die Größe einer Steppenwühlmaus (Microtus brandtii). WALKER (1999) und GRZIMEK (1988) geben als KRL 10-18 cm an, was möglicherweise auf die zweite Art der Gattung zutrifft.

Im Aussehen unterscheiden sich beide Arten in der Färbung des Bauchfelles. Während der Rücken bei beiden Arten grau bis bräunlich grau gefärbt ist, besitzt campestris ein rein weißes Bauchfell, welches zum Rückenfell deutlich abgesetzt ist. Das Bauchfell der Art mearnsi dagegen ist hellgrau gefärbt. Der 2,5-3,5 cm lange Schwanz ist zweifarbig gefärbt, die Unterseite ist etwas heller als die Oberseite. Insgesamt wirkt diese Gattung durch kompakten Körperbau, kurze Beine, kleine Ohren und Augen sehr wühlerhaft.

Vorkommen:

WALKER (1999) gibt für S. campestris das südöstl. Zaire, Angola, Zambia, Malawi, Mozambique, Zimbabwe, Botswana, Südafrika und Lesotho als Verbreitung an. In diesen Ländern ist campestris sehr weit verbreitet, in „guten“ Jahren auch als Schadnager, da sie mit Gras und- Trockensavannen, Feldern und offenen Wäldern sehr unterschiedliche Lebensräume besiedelt.

Das Verbreitungsgebiet der zweiten Art liegt mit Äthiopien, Somalia, Uganda, Kenia und Tanzania etwas nördlicher als das von campestris.

Lebensweise:

Wie ein großer Teil der Nagetiere ist auch die Kurzschwanzhamsterratte als Anpassung gegen Beutegreifer wie Eulen oder Kleinkatzen -in Südafrika vor allem die Schwarzfußkatze (Felis nigripes)- ein nachtaktives Tier. Zum Schutz dient dieser Art verlassene Erdbaue anderer Tiere oder sie graben selbst einfache Erdbaue mit oftmals zwei Eingängen, einer Schlaf- und einer Vorratskammer. Die oben angesprochene verwandtschaftliche „Nähe“ der Kurzschwanzhamsterratte zu den Wühlern findet sich auch in der Lebensweise dieser Art wieder. Wie der Feldhamster ist Saccostomus ein Einzelgänger, der sich nur zur Paarung zusammenfindet. Auch sammelt er seine Nahrung wie Cricetus, bestehend aus Samen, Beeren, Akaziennüssen, Feldfrüchten und Insekten und trägt sie in seinen Bau. GRZIMEK (1988) gibt die Tragzeit mit 20-21 Tagen an. Die Jungenzahl liegt bei 5-8. Nach 5-6 Wochen werden die Jungtiere selbständig und die Mutterfamilien zerfallen ein paar Wochen später. Nach WALKER (1999) sind die Weibchen mit 6-8 und die Männchen mit 10 Wochen geschlechtsreif. JONES (1982) gibt für S. campestris ein Höchstalter von 2 Jahren und 9 Monaten. Im Schulzoo lebte ein 1996 aus Südafrika importiertes Tier bis Februar 2000 und erreichte somit eine Haltungsdauer von 4 Jahren und 2 Monaten.

Zur Haltung im Schulzoo:

Die ersten Vertreter von Saccostomus campestris kamen 1997 in den Schulzoo. Am 23.VII.1997 erhielten wir 1, 2 junge Exemplare. Von den südafrikanischen Wildfangnachzuchten wurden 1, 1 an privat weitergeleitet. Da uns für unser Weibchen kein Männchen zur Verfügung stand, gaben wir das Tier für ein Jahr in den befreundeten Schulzoo Sehnde, welcher schon Erfahrungen mit der Zucht hatte und vor allem ein Männchen im Bestand pflegte. Drei Tage nach der Rückkehr im April 1999 fiel der erste Wurf mit 3 Jungen, welcher nicht aufgezogen wurde. Da wir in der Zwischenzeit ein Männchen erhalten hatten, verpaarten wir das Weibchen erstmals im Schulzoo mit Erfolg: das Weibchen brachte am 24.05.1999 wiederum Drillinge, welche diesmal zuverlässig betreut wurden. Die Jungtiere waren allesamt weiblich. Ein Nachzuchtsweibchen wurde im Rahmen der guten Zusammenarbeit mit dem Tierpark Berlin im Juli dorthin abgegegeben. Von den weiteren Jungen starb eines im selben Jahr, das dritte Weibchen lebt noch heute im Schulzoo.

Schrifttum:

  • Puschmann, W (1989): Zootierhaltung. Band 2.Säugetiere. Berlin
  • Nowak, R.M. (1999): Walkers Mammals of the World. Sixt Edition. The Johns Hopkins Press Baltimore & London

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