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Mitteilungsheft 3/98

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KLEIN, KLEINER, ZUCHT?

Roger Künkel, Berlin

Oft wird die Frage gestellt, in welchen Abmaßen man denn seine Pfleglinge zu halten habe. So mancher schwört auf ziemlich klein, ein anderer auf riesig groß. Dankenswerterweise stehen uns hierfür die "Mindestanforderungen an die fierschutzgerechte Haltung von Säugetieren" zur Verfügung, die, wenn auch für uns Private nicht gesetzlich verpflichtend, einem jeden Halter sehr nützliche Hinweise über die zu veranschlagende Räumlichkeit einer Haltung geben können.

Sicherlich hat jeder von uns das ein oder andere Tier auch schon in kleineren Abmaßen - als dort empfohlen - gehalten. Sicherlich muß man seine Tiere manchmal umquatrieren oder bei überraschenden Neuzugängen räumliche Notlösungen finden, die einen Tierhalter nicht in moralische Krisen stürzen müssen. Sicher ist aber auch, daß das Einfühlungsvermögen eines verantwortungsbewußten Tierhalters, der in erster Linie das Wohl seiner Pfleglinge in Auge hat, individuell abhängig von Tierart oder Verhalten eines ihm bekannten Einzeltieres die oben erwähnten '"Mindestanforderungen ..." sinnvoll ergänzen muß.

Denn es geht hier, und bei uns in der BAG, ja nicht darum, möglichst viele oder möglichst seltene Tiere zu halten bzw. zu sammeln, sondern die um von der Natur anvertrauten Tiere möglichst gut zu pflegen. Administrative Vorgabe und persönliche Intuition müssen hierfür zusammenwirken. So kann es vorkommen, daß man die Raummaße bei der Haltung von Mäusen um wenige Zentimeter unterschreitet, aus momentanem Mangel an anderen Möglichkeiten, aber niemand würde z.B. auf die Idee kommen, Präriehunde in einem 60 x 100 cm großen Käfig zu halten, weit dagegen eben jeder gesunde Tierhalterverstand spricht. Dennoch ist dieses Thema nicht ganz so einfach abzuhandeln. Sicher wird der eine oder die andere auf ihre/seine Haltungserfahrungen verweisen wollen, daß sie erstens bestimmte Tiere ohne auftretende Probleme kleiner als empfohlen gehalten haben und zweitens gerade dabei Nachzuchten erzielt hätten - was woanders nicht geklappt hat. Hier vermischt sich unsere Einsicht, eben doch noch viel zu wenig über unsere Pfleglinge zu wissen, und ein gehöriges Maß an Vorurteilen miteinander. So gab es vor ein, zwei Jahren die Meinung, Streifengrasmäuse (Lemniscomys barbarus) würden nur in extrem kleinen Behältnissen züchten und sich hierin nicht "zerfleischen" (Dieses Wort scheint bei diesen teils "barbarischen" Mäusen angebracht). Bis man nach einigem Herumprobieren herausbekam, daß es sich um die Luftfeuchtigkeit dreht. In kleineren BehäItnissen herrscht natürlich eine viel höhere Luftfeuchtigkeit. Aber dies kann man auch mit dem Sprühen von Wasser erreichen. Bei anderen Arten kann es relevant sein, daß bei bestimmten Abmaßen keine Reviere aufgebaut werden können, so daß kein Agressionsverhalten aufkommt. Manchmal kann nach Wegfall solchen Triebverhaltens der Fortpflanzungstrieb eine zentrale Rolle einnehmen.

Nur sollte bei all diesen Überlegungen vorrangig folgendes gelten:

  • Erstens sollte ein Umsetzen In kleinere Verhältnisse nur erfolgen, wenn eine seltene Art gezüchtet werden soll.
  • zweitens sollte dies nur kurzfristig erfolgen.

Trotzdem sollten wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, um unsere Tiere zu vervielfältigen (Erhaltungszucht in unseren Reihen!), d.h. andere Paarzusammenstellungen, Temperatur, Futter, Luftfeuchtigkeit ändern, Standortwechsel oder eben Verkleinerung oder Vergrößerrung der Unterbringung in Erwägung ziehen.

Auch sollten wir eigene, durch die Zeit erworbene Erkenntnisse nicht zum Gegenstand destruktiver Belehrung anderer Mitglieder und Freunde in der BAG werden lassen, sondern vielmehr konstruktiv und beratend im persönlichen, hilfereichenden Gespräch mit einbringen.

Roger Künkel, Manfred von Richthofen-Straße 16, D-12101 Berlin

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