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Mitteilungsheft 3/97

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EINIGE ASPEKTE DER HALTUNG DES MAUSARTIGEN ZWERGHAMSTERS

CALOMYSCUS BAILWARDI MYSTAX

 

Mausartiger Zwerghamster (Calomyscus bailwardi mystax)
Foto und Haltung: Klaus Rudluff 5. VIII 1994


Seit 1993 wird der Mausartige Zwerghamster auch in Deutschland als Heimtier regelmäßig gepflegt.

Mit einer Körperlänge von 70-85 mm und einer Schwanzlänge von 80-lOOmm gehören die "Mausartigen" wohl zu den kleinsten Zwerghamstern. Der Schwanz ist mit ziemlich dicht anliegenden Haaren bedeckt und trägt am Ende ein dünnes Pinselchen. Erwachsene Tiere sind oberseits hell sandfarbig, während die Jungtiere dunkler, grau gefärbt sind. Die Unterseiten und Pfoten sind deutlich weiß abgesetzt.

Dieses kleine, langschwänzige Tier ist der einzige Vertreter der Gattung Calomyscus
Thomas 1905. Mausartige Zwerghamster besitzen als einzige der Unterfamilie Hamster
(Cricetinae) keine Backentaschen. Nach FLINT (1966) steht diese Art weit abseits von alle
übrigen Zwerghamster. Es wird vermutet, daß es sich um ein tertiäres Relikt fossiler
Cricedontinae handelt.

Bei der ersten Begegnung mit diesen Tierchen war ich tatsächlich über die beschriebene
Mäuseähnlichkeit verblüfft. lnsbesondere die rasanten Fortbewegungen an nahezu glatten
Wänden haben so gar nichts Zwerghamsterähnliches an sich.

Mausartige Zwerghamster sind in Belutschistan, Transkaukasien, Iran und Afghanistan verbreitet (DEKKER & PETRIJ 1995. Sie werden als echte Gebirgstiere beschrieben. In ihrem Verbreitungsgebiet bewohnen sie steile Geröllhänge, Felswände und Schluchten. Dort ernähren sie sich offensichtlich ausschließlich von verwehten Sämereien.

Die von mir gepflegten Tiere wurden in unterschiedlichen Behältern gehalten. Sehr attraktiv waren eher hohe, mit einer Steinrückwand ausgestattete Terrarien (ca. 60 x 30 x 40 cm. Hier konnte man die Tierchen an der senkrechten Rückwand gut beobachten. Der watschelnde Gang, die ruckartigen Bewegungen und zielsicheren Sprünge erzeugen den Eindruck als ob die Beine direkt an den Körperseiten beginnen. An den Fußunterseiten befinden sich winzige Borsten, die möglicherweise den Halt auf senkrechten Flächen unterstützen.

Diese Haltung erwies sich langfristig als unpraktisch. Die Tiere legen zwar feste Toiletten-plätze an, der ~deftige" Geruch haftet allerdings nach einiger Zeit allen Einrichtungs-gegenständen an und scheint sich nach einer Wasser-und-Seifen-Behandlung noch zu verstärken. In der Wohnung ist daher eine pflegeleichtere Unterbringung auf saugfähiger Einstreu günstiger. Allerdings kann man sie unter diesen Bedingungen nicht so gut beobachten. Manche Tiere sind beachtliche Kletterkünstler und zeigen auch an Ästen und Wurzeln ihre akrobatischen Fähigkeiten.


Die Mausartigen Zwerghamster bevorzugen Spalten und Steine als Verstecke und errichten dort aus Heu, Fasern oder Schafwolle ein dichtes Nest. Nisthilfen für Prachtfinken werden ebenfalls ausgepolstert und bewohnt. Allerdings nur kurze Zeit, denn sie werden sehr schnell zernagt.

Wie in der Literatur beschrieben (NOWAK 1991), ernähren sich diese Zwerghamster nahezu ausschließlich von Feinsämereien. Bisher konnte ich keine Aufnahme von Insekten oder Eiweißfutter beobachten. Einige Tiere nehmen gern frisches Grün, Salat oder Kräuter, Apfel-und Möhrenstückchen, andere probieren auch Nüsse, hartes Brot und Bisquit. Als Grundfutter reiche ich allerdings ein Prachtfinken-Kömergemisch. Bei der Fütterung sollte man allerdings beachten, daß die Tiere auch ohne Backentaschen beträchtliche Futtermengen hamstern. Ich biete den Tieren stets Wasser in einer Trinkflasche an.

Bisher ist in jedem Frühjahr die Nachtzucht in ein bis zwei Würfen gelungen. Von März bis
Mai konnte ich Würfe von 2-5 Jungtieren feststellen. Nach meinen Beobachtungen haben
Nachzuchttiere noch nie im ersten Jahr selbst Junge bekommen.

Im letzten Jahr wurde eine Gruppe Mausartiger Zwerghamster in einer Voliere von 100 x 100 x 240 cm mit Chinchillas vergesellschaftet und überwinterten dort. Sie bezogen ein Schafwollnest von ca. 30 cm Durchmesser in den oberen Bereichen einer Natursteinmauer. Offensichtlich schränkten die Tiere ihre Aktivität während der Frostperiode ein. Da das Futter tagelang unberührt blieb, kann man auch längere Schlafphasen annehmen. Alle Tiere überstanden diese Haltung unbeschadet.

Schrifttum:

FLINT, E.W. (1966): Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna. Ziemsen

Wittenberg Lutherstadt.
DEKKER, R. & PETRIJ, F. (1995): De Dwerghamster als Gezelschapsdier.

Etiko Huisdieren.
NOWAK, R.M. (1991): Walker's Mammals of the World, The John Hopkins

University Press Baltimore and London.

Dr. Hans-Dieter Beerbalk, Matenzeile 16, D-13053 Berlin.



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