Bericht aus Heft 1 /99
Mitteilungen
der Bundesarbeitsgruppe (BAG)
Kleinsäuger



DAS TIERPORTRÄT

Hausspitzmaus-Beutelratte
Monodelphis Domestica
 


Meine Erfahrungen bei der Haltung und Zucht der Hausspitzmaus-Beutelratte, Monodelphis Domestica


Meine Zwergopossums oder Kurzschwanzbeutelratten erhielt ich vor etwa 2 Jahren über den Zoohandel. Die Tiere wurden mit dem WALKER (NOWAK 1991) und dem Field Guide von LOUISE H. EMMONS (1990) als Monodelphis domestica (deutsch: Hausspitzmaus - Beutelratte, englisch: Grey Short-Tailed Opossum) bestimmt. Sie hat ungefähr eine Kopf-Rumpf-Länge von 13-19 cm, der Schwanz ist etwa 7-11 cm lang. Das Gewicht schwankt zwischen 36 und fast 100 g. Die Farbe ist gewöhnlich einheitlich grau, die Unterseite heller.
Es gibt aber in manchen Regionen schwarze oder sehr dunkle Exemplare. Alle andere der knapp 20 Arten der Gattung Monodelphis haben entweder einen Rückenstreifen oder rötliche Körperfarbe. Die Heimatgebiete meiner Tiere sind Waldgebiete in Südamerika (Ost- und Zentralbrasilien, Bolivien und Paraguay).

Ich erhielt zwei Pärchen. Die Unterscheidung der Geschlechter ist schon im jüngsten Stadium anhand des sich abzeichnenden Hodens des Männchen möglich. Versuchsweise wurde ein Pärchen ab Erwerb zusammen gehalten, das andere Pärchen wurde getrennt aufgezogen.
Ich bin damals von einer Geschlechtsreife von 1 Jahr ausgegangen (dies wurde aufgrund Zuchterfolge mit 6 - 7 Monaten alten Tieren später widerlegt) und habe nach Ablauf des Jahres die getrennt lebenden Tiere zusammengesetzt. Zwischen den Tieren traten heftige Streitigkeiten auf (da in der Natur Einzelgänger). Sie wurden von mir trotz erwähnter Streitigkeiten nicht getrennt. Die Zusammenführung fand in einem Becken mit den Maßen Breite 110 x Tiefe 30 x Höhe 30 cm statt. Wichtig sind mindestens zwei Unterschlupfmöglichkeiten. Unter Entzug jeglicher Kontrolle fand eine Paarung statt (auch später konnte eine Verpaarung nicht beobachtet werden). Bei einer wöchentlichen Kontrolle wurde festgestellt, daß die Zitzen "belegt" waren. Aus Sicherheitsgründen wurde daraufhin das Männchen aus dem Becken entfernt. Dies empfehle ich immer bei festgestelltem Zuchterfolg, da ich nicht weiß, wie sich das Männchen dem Nachwuchs gegenüber verhält. Außerdem wird das tragende Weibchen dermaßen dominant, daß es das Männchen nicht mehr an das angebotene Futter läßt.

Die Tragezeit an den Zitzen beträgt 20 Tage. In dieser Zeit verbleiben die teilentwickelten Embryos durchweg an den Zitzen. Sollte wider Erwarten ein Jungtier in diesem Stadium verloren gehen, geht es aufgrund Futtermangel ein. Die Höchstzahl der Jungtiere wird begrenzt auf die Anzahl der Zitzen. Überschüssige Embryos gehen ein. Nach meinen Erfahrungen liegt die Höchstzahl der "Würfe" bei 7 (Anzahl der Zitzen). Nach den ersten 20 Tagen werden die Jungtiere zeitweise im Nest abgelegt. Mit zunehmender Entwicklung verkürzt sich dieser Zeitraum. Die Jungen können bis zur Halbwüchsigkeit bei der Mutter verbleiben und es ist schon ein lustiger Anblick, 2-3 cm große Jungtiere auf der Mutter beim Erkundungsgang etc. herumklettern und sich an jeder erdenklichen Stelle am Muttertier festbeißen zu sehen.

Ich trenne die Jungtiere ca. 2-3 Wochen nach der ersten selbständigen Futteraufnahme. Die Jungtiere können, falls das Becken groß genug ist, noch eine Weile als Gruppe gehalten werden. Diese Haltung sollte aber unter Beobachtung stattfinden. Sobald sich aber einige Jungtiere als dominant oder streitsüchtig hervorheben, sollten diese aus der Gruppe genommen und einzeln gehalten werden.

Das zweite Pärchen, welches ich seit Erhalt zusammengesetzt habe schritt erst zur Fortpflanzung nachdem ich es auch für ca. 3-4 Wochen getrennt hatte. Dies erscheint mir für die Zuchtstimulierung wichtig!

Für die Haltung empfehle ich Einzeltierhaltung in Becken mit den Mindestmaßen 50 x 30 x 30. Die Zuchtversuche fanden bei mir in oben genannten Becken statt. Dies ist meines Erachtens die Mindestgröße und kann gerne überschritten werden. In diesem Becken fand die Zucht und die Jungenaufzucht statt.

Die Kurzschwanzopossums sind Allesfresser! Sie nahmen alle wasserhaltigen Obstsorten, Joghurt in sämtlichen Geschmacksrichtungen, Katzenfutter, Insekten und Mäuse (auch erwachsene). Also alles anbieten und versuchen! Den säugenden Weibchen wurde Milch angeboten und ohne Probleme aufgenommen. Wasser wurde aus den herkömmlichen Nagertränken gern an- und aufgenommen.

EMMONS, LH. (1990): Neotropical Rainforest Mammals. A Feld Guide.
The University of Chicago Press Chicago & London.
NOWAK,R.M. (1991): Walkers Mammals of the World. Fifth edition.
The Johns Hopkins University Press Baltimore & London.

Michael Runge, Nassauische Strasse 52, D-10717 Berlin


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