Die Fellfarben der Mongolischen Rennmaus
Vorschlag eines vorläufigen Standards (2. aktualisierte
Auflage - Stand 9/97)
Vera Brückmann, Bremen
Sabine Pfaff, Bremen
Karin van Veen, Den Haag (NL)
Fred Petrij, Leiden (NL)
Anlage zu Heft 2 /97
Mitteilungen
der Bundesarbeitsgruppe (BAG)
Kleinsäuger
Mein eigenes Buch "Alles über Rennmäuse" (Falken-Verlag) kann
dieses Thema ebenfalls nur streifen, da allgemeinere Themen wie Haltung
und
Ernährung dort wichtiger sind. Auch in der 1996 erschienenen, überarbeiteten
Auflage war es leider nur möglich, Textstellen durch neue zu ersetzen,
aber keine Texterweiterungen hinzuzufügen oder gar Fotos zu ändern
(was erhebliche Kosten verursachen würde). Ich möchte daher die
vorliegende Abhandlung gewissermaßen als provisorische Ergänzung
zu meinem Buch verstanden wissen. Eine vollständige Beschreibung aller
Farbschläge und ihrer Vererbung ist hier aus Platzgründen nicht
möglich; ich hoffe, eines Tages eventuell eine Broschüre mit
möglichst umfassenden Informationen im Eigenverlag erstellen zu können
- falls es sich machen läßt und finanzierbar ist möglichst
mit Fotos (die ich aus Kostengründen diesem Text nicht beifügen
kann).
Eine Vereinheitlichung der Benennung aller Farbschläge ist unvermeidbar,
da viele der bislang verwendeten Farbnamen durchaus auf verschiedene Farbschläge
zutreffen können. Diese Benennungen sind derzeit ein buntes Gemisch
verschiedener Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch) und subjektiver
Farbwahrnehmungen.
Um diesem Zustand abzuhelfen, initiierte ich im Sommer 1996 eine komplette
Neubearbeitung der Rennmaus - Farbpalette, um - solange ein echter Zuchtstandard
für Rennmäuse nicht existiert - einen vorläufigen Farbstandard
ins Leben zu rufen und damit die Verständigung unter den Liebhabern
und Züchtern zu erleichtern. Dabei war es notwendig, einige Farbschläge
völlig neu zu benennen, um den nachfolgend aufgeführten Benennungskriterien
zu genügen. Trotz der damit verbundenen Umgewöhnung von teilweise
seit längerer Zeit gewohnten Bezeichnungen zu den neuen möchte
ich anregen, daß sich möglichst viele Liebhaber und Züchter
Mongolischer Rennmäuse der Neubenennung anschließen; Argumente
dafür finden sich im folgenden Text noch mehrfach.
In der 1996er Neuauflage meines Buches und in einem Artikel über
"neue" Fellfarben bei Rennmäusen in EIN HERZ FÜR TIERE Nr. 10/96
wurden bereits die neuen Farbbezeichnungen verwendet.
Der intensive Kontakt zu niederländischen Züchtern mit genetischen
Kenntnissen führte noch 1996 zur Gründung der "Gerbil Genetics
Group" (GGG), hinter der sich eine Arbeitsgruppe aus vier deutschen und
niederländischen Rennmauszüchtern verbirgt. Arbeitsziel der GGG
ist die vollständige Bearbeitung der Rennmaus - Genetik; zudem werden
von ihr Bezeichnungen für die neuen Farbschläge und Zeichnungstypen
in deutscher, niederländischer und englischer Sprache erarbeitet und
veröffentlicht. Die GGG ist wohlgemerkt kein Verein.
Die nachfolgende Auflistung führt neben der für den vorläufigen
Standard gewählten Benennung zum Vergleich alle mir bekannten Bezeichnungen
für jeden Farbschlag an, ergänzt durch die in Großbritannien
und den USA sowie die in den Niederlanden gebräuchlichen Farbnamen.
Die Reihenfolge der jeweiligen Auflistung ist willkürlich und soll
nichts darüber aussagen, wie häufig die jeweilige Bezeichnung
verwendet wird bzw. wurde. Für Informationen über weitere aufgetretene
Bezeichnungen zur Ergänzung bin ich dankbar.
Bei einigen Farbschlägen war es notwendig, die gewählte Benennung
zu erklären, um den Sinn der Neubenennung zu verdeutlichen.
Für einen Standard ist es außerdem hilfreich, zukünftig
zwischen Farbschlägen und Zeichnungstypen zu unterscheiden. SQ sind
Schecken z.B. kein Farbschlag, sondern vielmehr ein Zeichnungstyp ("gemusterte
Rennmaus"), der sich mit allen Farbschlägen beliebig kombinieren läßt.
Zeichnungstypen sind dadurch charakterisiert, daß sich auf der Grundfarbe
(dem Farbschlag) mehr oder weniger stark aufgehellte Fellpartien in gleichmäßiger
oder ungleichmäßiger Anordnung finden. So ist z.B. eine schwarzweiß
gescheckte Rennmaus nicht etwa in der Grundfarbe weiß mit schwarzen
Flecken darauf, sondern es handelt sich genetisch betrachtet um eine schwarze
Rennmaus, bei der gewisse Fellbereiche einen Pigmentmangel aufweisen und
deswegen weiße
Behaarung tragen. Ist lediglich die Bauchseite der Rennmaus weiß,
handelt es sich allerdings nicht um einen Zeichnungstyp, sondern um den
von der Wildfarbe her bekannten "Agouti-Faktor".
Um eine bessere Orientierung zu ermöglichen, habe ich nachfolgend
eine Einteilung in vier Kategorien unternommen, wobei von "alten" und "neuen"
Farben die Rede ist. "Alt" in diesem Sinne sind alle Farbschläge und
Zeichnungstypen, die vor 1993 in Deutschland vorhanden bzw. "erzüchtbar"
waren. Ab 1993 kamen mindestens drei neue Mutationen ins Land, die sich
mit den bisherigen Farbschlägen und Zeichnüngstypen kombinieren
lassen und dabei "neue" Färbungen hervorrufen. Dazu unter dem entsprechenden
Stichwort mehr.
Wildagouti
Andere Bezeichnungen: wildfarbig, agouti, goldagouti, braun,
goldbraun.
Englisch: agouti, agouti golden, white-bellied agouti, white-be]
lied agouti golden.
Niederlandisch: wildkleur, agouti, witbuik goud, witbuik goudagouti.
Dies ist die Wildfarbe der Mongolischen Rennmaus, weshalb uns bei der
Namensgebung das ,,wild" im Namen wichtig war. "Agouti" bzw. "Aguti" ist
ursprünglich der Name eines dem
Meerschweinchen verwandten süd- und mittelamerikanischen Nagetieres,
dessen arttypische
Fellmusterung ("Pfeffer-und-Salz-Muster") zu der vergleichenden Farbbezeichnung
"agouti" für entspechend gefärbte Haustiere führte und dort
seit langem eingebürgert ist (Beispiele: Kaninchen, Meerschweinchen,
Farbmaus, Farbratte).
Gold
Andere Bezeichnungen: apricot, argente, argente golden, goldbraun,
isabell, creme, orange, rot, fuchsrot, samtrot, red velvet, zimt, cinnamon,:
ocker, beige, hellbraun, weißbauch-gold,. goldagouti.
Englisch: argente, argente golden, cinnanon, golden.
Niederländisch: geel wildkleur, argente, argente golden,
cinnamon, witbuik goudagouti.
Hier wird der Sinn der Vereinheitlichung besonders deutlich: Dieser
Farbschlag wurde in Deutschland bisher unter mindestens 18 (!) verschiedenen
Namen geführt, wodurch es immer wieder zu Mißverständnissen
kam!
Silberagouti
Andere Bezeichnungen: chinchilla, grau-agouti, grau, silbergrau,
silber.
Englisch: gray (grey), .gray (grey).agouti, white-bellied gray
(grey) agouti.
Niederländisch: zilveragouti, chinchilla grijs agouti,
witbuik grijsagouti.
Von der beliebten Bezeichnung "Chinchilla" trennten wir uns, da sich
diese Farbe der Rennmaus anders vererbt als bei anderen chinchillafarbigen
Nagetieren und daher die Möglichkeit besteht, daß eines Tages
noch eine "echte" chinchillafarbige Rennmaus entsteht (wobei natürlich
nicht klar ist, ob und wie sich diese äußerlich von "Silberagouti"
unterscheiden wird).
Schwan
Andere Bezeichnungen: keine
Englisch: black, self black.
Niederländisch: zwart.
Wenigstens eine Farbe, mit der es keine Namensprobleme gab!
Platin
Andere Bezeichnungen: lilac, blau, taubenblau, taubengrau, grau,
hellgrau, silbergrau, silber, flieder, lilagrau, blaugrau.
Englisch: lilac, dove (! In der Originalbeschreibung hieß
diese Farbe ,,dove" und nicht das daraus hervorgehende "Mischprodukt"!)
Niederlandisch: Iilac.
Diese Farbe war mit Abstand am schwierigsten zu benennen,
da sie nicht nur von Tier zu Tier, sondern auch je nach Alter und Beleuchtung
variieren kann (und eventuell sogar durch die Haltungstemperatur beeinflußt
wird);.zudem wird sie von Mensch zu Mensch unterschiedlich wahrgenommen
und kommt in entsprechender tönung kaum bei anderen. Tierarten vor.
,,Platin" ist eine Fellfarbe, die bei Zuchtieren vorkommt und der Färbung
der Rennmaus noch am ähnlichsten ist; daher diese Wahl bei der Benennung.
Anthrazit
Andere Bezeichnungen: mattschwarz, dunkelsepia, schieferblau,
schiefergrau, schieferfarbig, blau.
Englisch: slate, blue.
Niederländisch: donker-sepia, blauw, bruin.
Auch diese Färbung wirkt je nach Beleuchtung unterschiedlich und
kann bei flüchtigem Hinsehen mit ,,Schwarz" verwechselt werden, welches
jedoch einen sehr starken Fellglanz aufweist. Die Farbbezeichnung ,,Blau"
(im Sinne von einfarbig blau) sollte solange vermieden werden, wie es noch
keine ,,echte" blaue Rennmaus gibt; der dafür zuständige Erbfaktor
ist bei Rennmäusen noch nicht aufgetreten, aber von anderen Tierarten
(z.B. Kaninchen, Farbmaus) bekannt,
Andere Bezeichnungen: keine (außer detaillierteren Bezeichnungen
wie Holländerschecke, Punktschecke etc.).
Englisch:.Canadian wifite spot (CWS), white spotted,
patched, pied, broken.
Niederländisch Canadian White spot (CWS),Canadese witvlek,
bont.
Die Scheckung ist äußerst variabel und reicht von wenigen
weißen Punkten auf Nase, Stirn und Schwanzspitze nebst weißer
Unterseite bis zu einem praktisch (flächenmäßig, nicht
in der Anordnung) halb weißen, halb farbigen Tier. Dabei gibt es
alle fließenden Übergänge. Dies macht es schwierig, viele
verschiedene Scheckentypen ohne Verwechslungsrnöglichkejt mit eigenen
Namen zu bezeichnen; wir plädieren daher dafür, nur den beiden
Extremtypen bestimmte Benennungen zuzuordnen:
- Punktschecke: Es finden sich weiße, nicht miteinander verbundene Punkte auf Nase, Stirn, Nacken und Schwanzspitze, die Unterseite ist ganz oder teilweise weiß.
- Kragenschecke: Ein weißer Kragen umschließt ohne farbige Unterbrechung den Schulterbereich der Rennmaus, Nasen- und Stirnfleck sind durch eine Blesse miteinander und eventuell mit dem Kragen verbunden, auf dem Hintenrücken befinden sich weiße Haare untergemischt unter den farbigen, die Unterseite ist völlig weiß. Für diesen Scheckentyp wäre - der Kürze wegen - auch der Name "Collie" praktisch, da die Farbaufteilung tatsächlich der Hunderasse nahezu entspricht (das englische "collared" bedeutet soviel wie "mit einem Halsband bzw. Kragen umgeben").
Bei Schecken ist zu beachten, daß der für die Scheckung zuständige
Erbfaktor auch zu einer Aufhellung der Grundfarbe führt. So ist z.B..
das Schwarz eines Schwarzschecken heller als das eines
völlig schwarzen Tieres. Speziell bei den "neuen" Farbschlägen
und Zeichnungstypen kommt es zu einer starken Aufhellung der Grundfarbe.
Übrigens sind durchaus auch Weißschecken genetisch
möglich, also kein Witz: weiße Flecken auf weißem Grund.
Da die Scheckung durch einen partiellen, völligen Pigmentverlust hervorgerufen
wird, die sogenannten weißen Rennmäuse aber nicht wirklich weiß
sind, sondern nur extrem helle Pigmente tragen, kann - günstige Beleuchtung
vorausgesetzt - der Farbunterschied der unterschiedlichen Weißtöne
bei Weißschecken sichtbar sein.
Um auch hier eine möglichst einheitliche Benennung
zu wählen, schlagen wir vor, den jeweiligen mit der Scheckung kombinierten
Farbschlag an zweiter Stelle zu nennen; es müßte dann also z.B.
heißen: Schecke wildagouti, Sehecke gold usw. bzw. Punktschecke wildagouti,
Kragenschecke (oder Collie) gold.
Hermelin
Andere Bezeichnungen: dunkelschwänzig weiß;
himalaya.
Englisch: himalayan, dark-tailed white (DTW).
Niederländisch: himalayan, donker staart wit, rus.Wieder
eine Mutation, die in der Namengebung problematisch ist. Es handelt sich
um einen Zeichnungstyp, bei dem lediglich am Schwanz pigmentierte Haare
"übrigbleiben", während am restlichen Körper ein Pigmentverlust
auftritt (auch in den Augen, die beim "Hermelin" rot sind) . Ist das betreffende
Tier von den sonstigen Erbfaktoren her eine schwarze Rennmaus, sind diese
Schwanzhaare schwärzlich, wobei allerdings so viele weiße Haare
untergemischt sein können, daß wenige dunkle Haare nicht oder
kaum auffallen. Durch Auswahl von Zuchttieren mit einem besonders großen
Anteil dunkler Schwanzhaare lassen sich jene Rennmäuse erzielen, die
dann "Dunkelschwanz-Weiß" oder "Himalaya" (englisch: himalayan
oder dark-tailed white, niederländisch: himalayan oder donker
staart wit) genannt werden. (Zu beachten ist dabei, daß der Kontrast
von der Haltungstemperaturabhängig ist; kühle Temperaturen verstärken
den Kontrast, warme schwächen ihn ab.) Ist die "Grundfarbe" der Rennmaus
hingegen ohnehin schon aufgehellt, z.B. bei der Farbe "Platin",. fallen
die verbleibenden pigmentierten Haare zwischen den weißen kaum noch
auf, und es entsteht der Eindruck einer völlig weißen, rotäugigen
Rennmaus, die dann "Weiß" (siehe dort) genannt wird (englisch:
pink-eyed
white, niederländisch: wit-roodoog). Bei der Namensfindung
im Sommer 1996 hatten wir uns darauf geeinigt, "Himalaya" und "Weiß"
als
Namen für die beiden Haupterscheinungstypen zu verwenden.. Beide Bezeichnungen
fanden auch schon Eingang in die 1996er Neuauflage meines Buches. Allerdings
blieb die Benennung unbefriedigend. "Himalaya", "siam" oder "russenfarbig"
sind in der Rassetierzucht drei verschiedene Bezeichnungen, die im Prinzip
das gleiche Fellfärbungsphänomen benennen: ein fast weißes
bis hell sepiafarbiges Tier mit mehr oder weniger dunklen "Körperspitzen"
(Nase, Ohren, Schwanz, Füße) - allseits bekannt ist die Siamkatze,
die allerdings wiederum in etlichen Farbschlägen mit "Siam"- Zeichnung
existiert.
Bei keiner anderen Tierart jedoch beschränkt sich
die Pigmentierung ausschließlich auf den Schwanz. Da außerdem
zwei neuere Mutationen ebenfalls eine "siam-" bzw. "himalaya-"ähnliche
Farbverteilung zeigen, die jedoch erstens auf genetisch anderem Wege hervorgerufen
wird und zweitens nicht nur den Schwanz betrifft, schlagen wir nunmehr
eine neue Lösung vor. Bei der:
Suche nach einem anderen Tier von extrem heller bis weißer
Farbe mit pigmentiertem Schwanz stießen wir auf das Hermelin; diese
Wieselart trägt im Winter ein weißes Fell mit schwarzer Schwanzspitze,
das in früheren Zeiten als kostbarer Pelzbesatz für Monarchengewänder
begehrt war. Nach ihm benannt ist Übrigens auch das - allerdings völlig
weiße - Hermelinkaninchen.
Wir schlagen also vor, diesen Zeichnungstyp der Rennmaus
als "Hermelin" zu bezeichnen. Da von den "alten" Farbschlägen nur
"Wildagouti" und "Schwarz" zu einem dunkelschwänzigen "Hermelin" führen,
ist ein entsprechender Zusatz vonnöten ("Hermelin wildagouti" und
"Hermelin schwarz"). Alle übrigen Farbschläge bringen in Kombination
mit dem Hermelin-Gen einfarbig weiß wirkende Tiere ohne deutlich
abgesetzte Schwanzfärbung hervor, die untereinander und von anderen
"weißen" Rennmäusen nicht auf den ersten Blick unterscheidbar
sind. Deshalb haben wir uns auch dazu entschlossen, den in der ersten Version
des vorliegenden Standards vorgeschlagenen Namen "Hellschwanz-Hermelin"
wieder zurückzuziehen und diese Tiere der neu geschaffenen Sammelgruppe
"Weiß" hinzuzufügen (siehe unten).
Elfenbein
Für alle extrem hellen (aber nicht weißen),
rotäugigen Varianten (ungeachtet der Intensität der Augenfarbe).
Es lag nahe, stattdessen "Creme" zu verwenden, da alle
betreffenden Typen mehr oder weniger "cremefarbig" sind. Die Farbbezeichnung
"Creme" ist jedoch nicht eindeutig definiert, was u.a. bislang häufig
dazu geführt hat, daß auch der jetzt "Gold" genannte Farbschlag
als "Creme" bezeichnet wurde; dieser ist jedoch wesentlich intensiver gefärbt.
Auch Namen wie "Beige" oder "Sandfarbig" ließen einen zu großen
Spielraum zu. Daher fiel die Wahl auf wiederum auf "Elfenbein"; unter dieser
Farbbezeichnung stellt sich wohl jeder die gleiche Farbe vor.
Weiß
für alle weißen oder weißlichen, rotäugigen Varianten
(ungeachtet der Intensität der Augenfarbe). Es ist ohne direkten Vergleich
schwierig bis unmöglich, die verschiedenen möglichen Weißtöne
zweifelsfrei zu unterscheiden., und in der Intensität der Augenfarbe
(rubin- bis hellrot) gibt es fließende Übergänge. Daher
die Vereinheitlichung, der auch das altgewohnte "Altweiß" zum Opfer
fiel.
Algierfuchs
Andere Bezeichnungen: algerisch, algerisch rot, rot.
Englisch: Algerian fox, USA: dark-eyed honey (DEH).
Niederländisch: algerijn, honing.
Die eigentlich falsche Bezeichnung "algerisch" hat sich bereits soweit
eingebürgert, daß sie lediglich abgewandelt wurde, um die Zugehörigkeit
zum "Fuchs"-Stamm zu verdeutlichen. Sie ist somit keine Herkunfts-, sondern
nur noch eine Farbbezeichnung - wie z.B. auch "himalaya", was ja ebenfalls
nichts über das Ursprungsland aussagt.
Goldfuchs
Andere Bezeichnungen: Rotaugen-Algierfuchs.
Englisch: golden fox, USA: ?
Niederländisch: roodoog-algerijn.
Die Benennung trifft gleich im doppelten Sinn zu; so gibt es
auch unter den "echten" Füchsen eine entsprechende Farbvariante "Goldfuchs"
(wenn auch mit dunklen Augen), unter den Rennmäusen andererseits stellt
dieser Farbschlag die "Fuchs" - Variante von "Gold" dar und macht durch
seine leuchtende Farbe dem. Namen alle Ehre.
Polarfuchs
Andere Bezeichnungen: silver shadow.
Englisch: polar fox.
Niederländisch: poolvos, polar fox, zilver algerijn.
Dieser Farbschlag verdankt seine Benennung dem Eis- oder Polarfuchs,
der in seinen jährlichen Wechsel vom dunklen Sommerfell ins weiße
Winterfell ein Stadium durchläuft, das in seiner Färbung der
Polarfuchs-Rennmaus entspricht.
Kohlfuchs
Andere Bezeichnungen: smoke, thüringerfarbig, rauchfarbig,
"nachdunkelnder Algerier".
Englisch: coal fox, bronze, USA: nutmeg.
Niederländisch: nootmuskaat, nutmeg, koolvos
Die Farbe leitet sich nicht von "Kohl", sondern von "Kohle" ab (das
Tier wirkt wie mit Kohlenstaub gepudert). Eine entsprechende, sogar im
Freiland vorkommende Farbvariante gibt es bei unserem heimischen Rotfuchs,
wo sie eben "Kohlfuchs" (manchmal auch "Brandfuchs") genannt wird. In Anlehnung
daran schenken auch wir uns das "e" in der Mitte. Achtung: Kohlfuchs-Rennmäuse
zeigen eine extreme Umfärbung vom Jugend- zum Altersfell!
Jungtiere zeigen noch keinen "Kohlenstaub", sondern sind fast einfarbig
ocker getönt.
Rotfuchs
Andere Bezeichnungen: Rotaugen-Kohluchs.
Englisch: red fox, USA: argente nutmeg.
Niederländisch: roodoog-nootmuskaat,. argente nutmeg.
Auf den ersten Blick ist dieser Farbschlag mit, "Gold" zu verwechseln,
obwohl die ähnliche Färbung auf völlig anderem Wege hervorgerufen
wird; im Unterschied zu "Gold" ist beim "Rotfuchs" jedoch die, Bauchseite
nicht weiß, sondern ebenfalls rötlichgelb.
Blaufuchs
Andere Bezeichnungen: keine.
Englisch: blue fox, pewter, silver nutmeg.
Niederländisch: blauwvos, zilver nootmuskaat, zilvervos.
Die Benennung leitet sich. ab von der entsprechend gefärbten,
dunklen Fellvariante des "echten" Polarfuchses, die Blaufuchs genannt wird.
Dieser Farbschlag wirkt wie ein dunkles, bläulich schimmerndes Silberagouti
ohne weißen Bauch bzw. wie ein Kohlfuchs mit elfenbeinweißer
statt gelbbrauner Grundfarbe. Auch hier weicht die Jungtierfärbung
(elfenbeinfarbig, ähnlich jungen Polarfüchsen) extrem vom Altersfell
ab.
Schimmel
Andere Bezeichnungen: orange- siam (OS).
Englisch: mold, orange mold (OM; Benennung erfolgte wie bei
den "Füchsen" beschrieben in Deutschland und den Niederlanden), schimmel.
(aus dem Deutschen übernommen). Niederländisch: schimmel,:
oranje schimmel, orange-siam (OS)
"Orange – Siam" war der erste "Arbeitsname" für diese Mutation;.
Vorn "siam" wurde aus den genannten Gründen abgesehen, das "orange"
wurde gestrichen, da auch hier noch nicht alle Kombinationen mit den Farbschlägen
getestet sind. Die englische Bezeichnung "mold" bedeutet "verschimmelt",
und in der deutschen Benennung "Schimmel" kommt sogar der Doppelsinn dieses
Wortes im Zusammenhang mit der Rennmaus aus zum Tragen. Schimmel - Rennmäuse
besitzen nämlich wie Schimmel-Fohlen anfangs ein deutlich pigmentiertes
Fell. Durch zunehmendes Wachstum weißer bzw. silbriger Haare und
allmähliches Ausbleichen der "voll gefärbten" Haare werden die
Rennmäuse jedoch zunehmend heller, manche annähernd weiß
(allerdings mit den beschriebenen "Siam" - Zeichnungen: an diesen Körperpartien
bleibt die Ausgangsfarbe mehr oder weniger stark erhalten). In einer bestimmten
Phase der Umfärbung sehen die Rennmäuse dann wirklich wie "angeschimmelt"
aus. Der Effekt - nicht der Erbfaktor! - entspricht also in etwa dem der
Silberung bei Kaninchen. Der "Schimmelfaktor" beinhaltet offensichtlich
eine größere Variationsbreite, da manche Tiere "in der Umfärbung
steckenbleiben" und nicht so hell: werden wie andere.
Die Kreuzung "Schimmel" x "Fuchs" führt schon in der ersten Generation
zu aufgehellten "Füchsen", und auch "Schimmel" - Schecken sind extrem
hell.
Schimmel - Rennmäuse sind momentan nur in wenigen Tieren in Deutschland,
den Niederlanden und den USA vorhanden; möglicherweise existieren
weitere "inoffiziell" in Österreich, woher der Stammvater der deutschen
und niederländischen Tiere importiert wurde (Zufallsfund in einer
Zoohandlung).
Colourpoint
Andere Bezeichnungen: Marder, Burmese, Siamese.
Englisch: burmese ("normale" Variante), siamese (hellere, mischerbige
"Zwischenfarbe" mit Eltern burmese x weiß), colourpoint (dieser von
der GGG vorgeschlagene Name wurde jetzt auch in Großbritannien übernommen).
Niederländisch: colourpoint, burmees, siamees (siehe Englisch).
Die als "Burmesen" aus Großbritannien gekommenen Tiere sind als
Erwachsene sepiabraun mit schwarzen bzw. schwärzlichen "Siam" - Abzeichen;
Jungtiere sind anfangs einfarbig sepiabraun. Die "Siamesen" sind hellbeige
mit duklen Abzeichen, wobei diese allerdings heller sind als bei den "Burmesen".
Die Namensgebung in. Großbritannien lehnt sich an die entsprechenden
Katzenrassen an und wurde in den Niederlanden vorerst übernommen.
Nun werden Burma - und Siamkatzen in jeweils verschiedenen Farbschlägen
gezüchtet; als Vergleich diente in Großbritannien die Ursprungsfarbe
der Burmakatze, die früher noch "sable" (= Zobel, eine Marderart)
hieß und heute "brown" genannt wird. Strenggenommen müßte
der Rennmaustyp als "sable burmese" oder "brown burmese" heißen.
Hierzulande wird in der Kaninchenzucht ein entsprechender Farbschlag
als "marderfarbig" bezeichnet, der in Englisch wiederum "sable" heißt
und genetisch dem betreffenden Rennmaustyp entspricht. Aus diesem Grund
schlagen wir für den deutschsprachigen Raum die Benennung "Marder"
für den "Ur-Burmesen" vor. Wichtig war uns wiederum, die Bezeichnung
"Siam" zu umgehen. Da die britischen "Siamesen" lediglich eine Zwischenfarbe
darstellen, erhalten sie gemäß unseren Vorgaben keinen speziellen
deutschen Namen, sondern laufen lediglich unter "Marder hell".
Da der ,,Burmese" lediglich einen möglichen Farbschlag
der Mutation darstellt, sie jedoch auch mit den anderen bekannten Farbschlägen
kombinierbar ist, entstehen. weitere neue Farbtypen mit dunkleren "Körperspitzen"
(bei den rotäugigen Varianten ist der Kontrast jedoch kaum oder gar
nicht ausgeprägt). Es war also notwendig, einen Namen für das
gesamte Gen zu finden, der auf alle Farbschläge zutrifft; dies erwies
sich als schwierig. Die Wahl fiel schließlich auf das wiederum der
Katzenzucht entlehnte "Colourpoint" (trotz seiner englischsprachigen Herkunft).
Unsere selbst auferlegten Richtlinien lassen fremdsprachige Bezeichnungen
zu, wenn sie seit längerer Zeit eingebürgert sind (wie z.B. auch
"Agouti"). Colourpoint - Katzen existieren seit den 30er Jahren, die Bezeichnung
ist in deutschen Züchterkreisen eingebürgert und kaum treffend
ins Deutsche übersetzbar.
Nach den gesetzten Richtlinien zur Farbbenennung macht es wenig Sinn,
den Zeichnungstyp "Colourpoint" durch die zugehörige "Grundfarbe"
zu ergänzen. So hieße der "Ur-Burmese" danach korrekt "Colourpoint
schwarz", da er auf der genetischen Basis einer schwarzen Rennmaus gezüchtet
wird. Das Tier sieht jedoch nicht schwarz aus! Deswegen entschlossen wir
uns, die Farbbezeichnung für die Colourpoints zu modifizieren.
Gemäß unserem Vorschlag heißt also der aus Irland
stammende "Burmese" im vorliegenden vorläufigen Standard "Colourpoint
Marder". Einige weitere Farbschläge konnten aus den importierten Tieren
bereits erzielt werden, so ein fast einfarbig dunkler (Vorschlag "Colourpoint
Zobel") aus der Kombination mit Anthrazit, und ein weißer ohne sichtbare
Abzeichen (aber dennoch reinerbig Colourpoint) aus der Kombination mit
Platin, der allerdings in die Sammelgruppe "Weiß" eingegliedert werden
mußte (da von anderen "Weißen" nicht eindeutig unterscheidbar).
Desweiteren existieren in Deutschland, den Niederlanden. und Großbritannien
"Agouti-Colourpoints" noch ungeklärter genetischer Herkunft ("Wildagouti"
und / oder "Silberagouti") und von sehr heller Farbe, die bislang als "pearl",
"smoke" oder "shadow" bezeichnet werden (letztere beiden Bezeichnungen
können zu Verwechslungen mit den früher genauso benannten Farbschlägen
"Kohlfuchs" und "Polarfuchs" führen, die jedoch genetisch mit ihnen
nichts zu tun haben). Die endgültigen Namen werden sich erst mit Vergleichbarkeit
aller möglichen Farbschläge festlegen lassen. "Colourpoint-Füchse",
"-Schimmel" und -Schecken sind derzeit noch "in Arbeit".
Wie schon "Schimmel" führt auch "Colourpoint" bei der Kreuzung
mit "Füchsen" dazu, daß die Farbe letzterer aufgehellt wird.
"Colourpoint Marder" x "Platin" ergibt in erster Generation ein "Platin
hell", das dem bisherigen "Dove" ähnelt, aber etwas intensiver und
bläulicher ist (vorgeschlagene Bezeichnung für Großbritannien
und die Niederlande, wo auch die "Zwischenfarben" eigene Namen bekommen:
"sapphire". Ebenso bringt "Colourpoint Marder" x "Gold" in erster Generation
"Gold hell"; diese Färbung ist jedoch derzeit noch nicht endgültig
zu beurteilen, weswegen auch noch kein englischer oder niederländischer
Name vorgeschlagen wurde.
Es sei noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, daß
"Schimmel" und "Colourpoint" keine Farbschläge, sondern Zeichnungstypen
darstellen, die um eine Farbbzeichnung ergänzt werden müssen.
Dies stößt insofern auf Schwierigkeiten, als beide Zeichnungstypen
die Grundfarbe stark verändern (z.B. wird Schwarz durch "Colourpoint"
zu Sepiabraun, durch "Schimmel" erst zu Ocker, später fast zu weiß).
Auf diesem Gebiet ist die züchterische Arbeit noch nicht abgeschlossen,
und es werden – wie bei "Marder" und "Zobel" - wahrscheinlich neue Farbbezeichnungen
notwendig sein, um den optischen Eindruck treffend wiederzugeben.
Für die im vorliegenden vorläufigen Standards aufgeführten
Farbschlägen und Zeichnungstypen schlage ich folgende Kürzel
vor:
Zeichnungstypen: | Kürzel: | Genetischer Code: |
Schecke | Sch | Spsp |
Punktschecke | PuSch | Spsp |
Kragenschecke | KrSch | Spsp |
Hermelin | He | c(h)c(h) |
Schimmel | Schi | noch nicht festgelegt |
Colourpoint | CP | c(m)c(m) |
Sammelgruppen: | ||
Elfenbein | El | diverse Möglichkeiten |
Weiß | We | diverse Möglichkeiten |
Farbschläge: | ||
Wildagouti | WiAg | A.C.E.G.P. |
Gold | Go | pp |
Siberagouti | SiAg | gg |
Schwarz | Schw | aa |
Platin | Pl | aapp |
Anthrazit | An | aagg |
Algierfuchs | AlFu | ee |
Goldfuchs | GoFu | eepp |
Polarfuchs | PoFu | eegg |
Kohlfuchs | KoFu | aaee |
Rotfuchs | RoFu | aaeepp |
Blaufuchs | BlFu | aaeegg |
"Separator" | (kein Kürzel vorgesehen) | aaeeggpp |
Marder | Ma | aac(m)c(m) |
Zobel | Zo | aac(m)c(m)gg |
Zwischenfarben: | (klein geschrieben als Ergänzung) | |
dunkel | d | verschieden, z.B.: Aa |
hell | h | verschieden, z.B.: Cc(h) |
In der Reihenfolge der Schreibung sollte der Zeichnungstyp - soweit
vorhanden - an erster, der Farbschlag an zweiter Stelle und ein eventuelles
"h" oder "d" an dritter Stelle der Farbbezeichnung stehen; die einzelnen
Positionen. sollten durch Bindestriche verbunden sein.
Sind zwei oder mehr Zeichnungstypen im betreffenden Tier kombiniert,
sollten diese durch Schrägstriche getrennt werden.
Das oben genannte Beispiel "Kragenschecke Colourpoint Marder" hieße
dann abgekürzt "KrSch/CP-Ma". Ein "Kragenschecke Platin hell" hieße
entsprechend "KrSch-Pl-h", ein ungeschecktes Tier gleicher Farbe "Pl-h".
Der Sinn solcher Buchstabenkombinationen erschließt sich vielleicht
nicht auf den ersten Blick Angenommen aber, auf einer Ausstellungskarte
für eine Rennmaus die etliche Merkmale in sich vereint, müßte
die volle Bezeichnung der Farbe und des Zeichnungtypes aufgeschrieben werden,
dann wäre die Karte z.B. mit einer "Mongolischen Rennmaus Colourpoint
- Kragenschecke Platin hell" bereits zur Hälfte gefüllt; das
Kürzel "MR KrSch/Cp-Pl-h" wäre dann doch wesentlich kompakter
und dennoch für Eingeweihte - und nur solche interessieren sich gemeinhin
für derartige Details - leicht verständlich.
Gruppe I: Weißbäuchige MR (mit scharf abgesetzter,
leuchtend weißer Bauchseite)
Wildagouti
Silberagouti
Gold (nicht Gold hell)
Algierfuchs
Goldfuchs
Gruppe II: Vollfarbige MR
Schwarz (ohne untergemischte weiße Haare, aber weißer Kehlstrich
erlaubt)
Platin (nicht Platin hell)
Kohlfuchs
Blaufuchs
Rotfuchs
Gruppe III: Zeichnungs-MR
Hermelin
Colourpoint Marder (nicht Marder hell)
Punktschecke (zugelassen in Wildagouti, Silberagouti, Gold und Schwarz)
Kragenschecke (zugelassen in den gleichen Farben)
Gruppe IV: Sonstige Farbschläge und Zeichnungstypen
Polarfuchs (hier eingeordnet, da die weiße Bauchseite nicht scharf
abgesetzt ist)
Schimmel (eventuell unterteilt in dunkel und hell)
Elfenbein
Weiß
In Gruppe I bis IV sollen Farben und Farbkontraste so intensiv wie möglich sein.
Gruppe V (Sondergruppe): Aufgehellte Farbschläge und neue Farben
(hier z.B. auch mischerbige Tiere wie Gold hell, Platin hell, Colourpoint
Marder hell usw.)
Anschrift des Autors:
Michael Mettler
Birkenweg 30
30855 Langenhagen
(zuletzt aktualisiert: September 97)
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