Mindestanforderungen an die tierschutzgerechte Haltung von Säugetieren

vom


Sachverständigengruppe tierschutzgerechte Haltung von Säugetieren, im Auftrage des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Rochusstraße 1, 53123 Bonn. Das Gutachten darf ohne Einschränkung unverändert vervielfältigt werden.


Inhaltsverzeichnis

I. Teil - Beuteltiere (Marsupialia)

  1. Beutelratten
  2. Raubbeutler
  3. Ameisenbeutler
  4. Nasenbeutler oder Beuteldachse
  5. Opossummäuse
  6. Kletterbeutler
  7. Wombats
  8. Känguruhs
II. Teil - Nagetiere (Rodentia)
  1. Hörnchen
  2. Springhasen
  3. Biber
  4. Mäuseartige
  5. Stachelschweine
  6. Baum- oder Ferkelratten
  7. Nutrias
  8. Chinchillaartige
  9. Meerschweinchen
  10. Wasserschweinchen
  11. Agutis
  12. Baumstachler
III. Teil - Insektenfresser (Insectivora)
  1. Igel
  2. Tanreks
IV. Teil - Hasenartige (Lagomorpha)

Geltungsbereich und allgemeine Grundsätze

1. Im vorliegenden Gutachten werden biologisch relevante Mindestanforderungen für Säugetiere nach dem heutigen Wissens- und Erfahrungstand dargestellt. Es konkretisiert die Anforderungen aus § 2 Tierschutzgesetz für Tierhalter, die als natürliche oder juristische Personen die Tiere öffentlich zur Schau stellen, ferner Personen, die Tiere - der Öffentlichkeit nicht zugänglich - zur wissenschaftlichen Forschung, zur Zucht, aus Liebhaberei oder anderen Gründen halten
 
a) Zoologische Gärten:

Gemeinnützige, nach wissenschaftlichen Grundsätzen geleitete kulturelle Einrichtungen. Sie dienen neben der Erholung vor allem der naturkundlichen, speziell tierkundlichen Bildung. Sie befassen sich dazu mit der Haltung von Wildtieren der verschiedenen Faunenbereiche und der Erhaltung, ihrer Arten. Die erforderliche wissenschaftliche Arbeit gilt insbesondere der Lebensweise der Tiere, ihrer Ernährung, Haltung, Zucht, ihren Krankheiten und anderen Themen der Tiergartenbiologie.
 

b) Heimattiergärten und Wildparks bzw. Wildgehege:

Einrichtungen, die besonders der Erholung, aber auch der allgemeinen tierkundlichen Bildung dienen. Sie widmen sich vorrangig der Haltung sonst wild lebender heimischer Tiere.
 

c) Safariparks, Drive-in-Parks u. ä. Unternehmen:

Freizeiteinrichtungen, in denen in der Regel die Besichtigung der Tiere vom Fahrzeug aus ermöglicht wird. Sie können volksbildenden Charakter haben. Sie stellen vornehmlich fremdländische Wildtiere in großräumigen Arealen zur Schau.
 

d) Sogenannte Freizeitzoos, Kleinzoos, Märchenzoos, Babyzoos, Spezialparks,
    Wandertierschauen und ähnliche allgemein zugängliche Tierhaltungen:

Freizeiteinrichtungen, in denen Wildtiere zur direkten oder indirekten Gewinnerzielung oder aus Liebhaberei gehalten werden.
 

Für in diesem Katalog nicht ausdrücklich genannte Einrichtungen gelten die Aussagen des Gutachtens sinngemäß.

Es ist nicht anwendbar auf einheimisches Wild, soweit dafür eigene Gutachten vorliegen, ferner nicht auf in Deutschland übliche Haus-, Nutz- und Versuchstiere sowie auf Zirkustiere, soweit mit ihnen in der Manege, auf der Bühne oder in ähnlicher Weise regelmäßig gearbeitet wird, sowie Säugetiere im Zoofachhandel.

2. Im Gutachten sind die Haltungsbedingungen für Säugetiere dargestellt, die von den unter 1. genannten Personen häufiger gehalten werden. Es gilt entsprechend für nicht genannte Arten, soweit die Vergleichbarkeit wissenschaftlich gesichert ist.

Säugetiere solcher Arten, die wegen ihrer besonderen Pflegeansprüche nur unter besonderen Voraussetzungen und Bedingungen verhaltensgerecht zu halten sind, werden vorliegend nicht behandelt. Bei ihnen ist eine Einzelberatung durch Sachverständige unerläßlich. Gleiches gilt für die Arten, über deren Bedürfnisse noch keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen.
 

3. Tiere haben artspezifisch und teilweise auch in Abhängigkeit von individuellen Faktoren in unterschiedlichem Maße die Fähigkeit der Anpassung an äußere Bedingungen, die vom Optimum abweichen. Diese Fähigkeit ist in Menschenobhut ebenso eine normale Funktion des Lebens wie in natürlichen Ökosystemen; sie ist im Einzelfall zu berücksichtigen, gegebenenfalls unter Einbeziehung eines Sachverständigen auch bezüglich Ernährung und Sozialgefüge (zum Beispiel Bestandsveränderung).
 

4. Es ist stets zu beachten, daß jede rasche Veränderung der Lebensumstände in Menschenobhut zu kritischen Situationen bis zu Leidenszuständen und Gefährdung des Lebens führen kann. Dies ist auch beim Fang und Transport zu beachten. Es wird empfohlen, die Maße der IATA - Richtlinien anzuwenden.

Besonders sorgfältig ist das individuelle Risiko einer abrupten Veränderung der Haltungsumstände bei älteren Tieren abzuwägen, die einen großen Teil ihrer Lebensspanne unter anderen Bedingungen verbracht haben.
 

5. Bei der Bewertung eines Haltungssystems kommt neben dem Raumbedarf seiner Einrichtung eine selbständige Bedeutung zu. Bei ihr sind auch nicht einfach quantifizierbare Faktoren wie die biologisch sinnvolle Anordnung des Inventars und seiner Strukturelemente sowie die Reizspektren von Bedeutung. Sie müssen den gehaltenen Tieren sowohl artgemäße Aktivitäten Beschäftigungsmöglichkeiten wie Ruheverhalten garantieren.
 

6. Abweichungen von den Mindestanforderungen an Raum und Struktur eines Haltungssystems können sich nur in Grenzen ausgleichen.
 

7. Veterinärmedizinische und besonders beendete tiergartenbiologische Maßnahmen können vorübergehende Abweichungen von den Vorgaben des Gutachtens rechtfertigen.



Beuteltiere (Marsupialia)


1. Beutelratten

Raumbedarf

Dieser richtet sich nach der Größe der entsprechenden Arten, jedoch darf selbst bei kleinen Formen wie Spitzmausbeutelratten und Zwergbeutelratten die Grundfläche des Käfigs nicht unter 0,5 m² liegen, bei großen Arten wie dem Nordopossum nicht unter 4 m².

Klimatische Bedingungen

Beutelratten, die aus nördlicheren Gebieten stammen (wie das Opossum), sind kälteunempfindlich. Die südlichen Arten müssen bei einer Temperatur von mindestens 16 °C unter besonderer Berücksichtigung der Luftfeuchtigkeit gehalten werden.

Gehegeeinrichtung

Alle Beutelratten benötigen Kletteräste in ihren Gehegen. Es sind Schlafhöhlen oder ausgehöhlte Baumstämme als Unterschlupfmöglichkeiten notwendig. Der Gehegeboden sollte mit einer Einstreu versehen sein.

Sozialgefüge

Die meisten Arten an Beutelratten sind solitäre Tiere. Mitunter ist die Haltung in Paaren möglich. Da Beutelratten Allesfresser sind, ist eine Vergesellschaftung mit anderen Arten nicht sinnvoll.

Ernährung

Beutelratten sind Allesfresser mit einem hohen Anteil tierischer Kost.

Fang und Transport

Beutelratten sind mit Kescher oder mit der Hand zu fangen. Der Transport erfolgt in Einzelkisten. Neben Holzkisten können auch Vari-Kennel Verwendung finden.


2. Raubbeutler

Von den Raubbeutlern werden nur wenige Arten in Menschenhand gehalten; von den Beutelmäusen vor allem der Kowari. Ansonsten kommen in seltenen Fällen Beutelmarder und der Beutelteufel zur Ausstellung. Beutelwölfe, die heute praktisch ausgerottet sind, werden nicht mehr in Menschenhand gepflegt.

Raumbedarf

Kleine Arten wie Beutelmäuse können in Kleinsäugervitrinen gehalten werden. Die untere Raumgrenze darf 1 m² nicht unterschreiten. Beutelmarder benötigen je nach Art Käfige in der Größe von 2 bis 8 m². Ein Gehege für Beutelteufel darf pro Tier 10 m² nicht unterschreiten. Eine Außenanlage für Beutelteufel ist sinnvoll.

Klimatische Bedingungen

Mit Ausnahme der Beutelteufel, die ganzjährig im Freigehege gehalten werden können, sofern ein frostfreier und wettergeschützter Unterschlupfraum zur Verfügung steht, dürfen Raubbeutler nicht unter l5 °C gepflegt werden.

Gehegeeinrichtung

Für alle Raubbeutler sind Versteckmöglichkeiten notwendig für Beutelmarder und Beutelmäuse auch Kletteräste. Der Käfig muß eine Gehegeeinstreu enthalten. Das Gehege muß allseitig geschlossen sein. Bei kleineren Formen bietet sich als Absperrung zum Publikum Glas an.

Sozialgefüge

Je nach Art Einzelgänger bzw. Paarbildner. Beutelteufel können mitunter auch in kleinen Gruppen gehalten werden. Da Raubbeutler Beutegreifer sind, ist eine zwischenartliche Vergesellschaftung nicht geboten.

Ernährung

Raubbeutler ernähren sich zum größten Teil von tierischer Kost.

Fang und Transport

Kleine Arten wie Beutelmäuse können mit der Hand gefangen werden. Beutelmarder, Beutelteufel sind mit dem Kescher zu fangen. Der Versand muß in Einzeltransportkisten erfolgen. Die Kisten müssen vor allem für Beutelteufel besonders stabil sein.


3. Ameisenbeutler, Beutelmulle

Diese beiden Familien werden in Europa nicht gehalten. Sie sind Nahrungsspezialisten und werden nur in Australien gezeigt.


4. Nasenbeutler oder Beuteldachse

Auch diese Familie wird kaum in Europa gezeigt. Kleine Arten sind mitunter in Nachttierhäusern präsentiert worden. Haltung wie bei anderen Kleinsäugern mit hohem Anteil tierischer Nahrung.


5. Opossummäuse

Opossummäuse werden nicht gehalten.


6. Kletterbeutler

Von der Vielzahl der Kletterbeutlerarten werden nur wenige in europäischen Tierhaltungen gepflegt. Es sind besonders Kuskus, Kusu und Beutelflughörnchen. Die Haltung von Koalas ist aufgrund ihrer Nahrungsspezialisierung auf bestimmte Eukalyptusblätter in Europa nur bedingt möglich.

Raumbedarf

Kuskus und Kusu benötigen Käfige von mindestens 6 m² pro Paar, Käfighöhe mindestens 2 m. Für Gleitbeutler gleiche Käfighöhe, Grundfläche mindestens 2 m².

Klimatische Bedingungen

Temperaturen im Kletterbeutlerkäfig: nicht unter 15 °C, bei tropischen Arten über 18 °C unter besonderer Berücksichtigung der Luftfeuchtigkeit.

Gehegeeinrichtung

Ausstattung mit Kletterästen in verschiedenen Längen und Höhen. Schlafhöhlen müssen angeboten werden. Der Gehegegrund muß mit einer Einstreu versehen sein. Das Kletterbeutlergehege muß rundherum geschlossen sein.

Sozialgefüge

Die Haltung von Kuskus und Kusus ist paarweise möglich, jedoch sind auch hier soziale Auseinandersetzungen zu beobachten. Beutelflughörnchen können auch in kleinen Familiengruppen gehalten werden. Vergesellschaftung von Kletterbeutlem mit bodenbewohnenden Tieren, zum Beispiel Ameisenigeln (siehe oben), ist möglich.

Ernährung

Kletterbeutler sind Gemischtköstler.

Fang und Transport

Der Fang von Kletterbeutlern erfolgt mit dem Kescher. Zum Transport werden Einzelkisten verwandt. Beutelhörnchen können auch zu mehreren versandt werden.


7. Wombats

Raumbedarf

Die Gehegegröße darf pro Tier 10 m² nicht unterschreiten. Größere Laufgehege sind anzustreben, vor allem in der Sommerzeit sind Freianlagen geboten.

Klimatische Bedingungen

Temperatur im Innengehege nicht unter 15 °C.

Gehegeeinrichtung

Aufgrund der großen Grab- und Scharrfreudigkeit von Wombats ist eine starke Einstreu mit Sand und Erde vorzusehen. Am besten ist es, wenn Wombats regelrechte Höhlen in ihrem Gehege graben können. Als Schlafeinstreu wird Heu verwandt. Aufgrund der häufig auftretenden sozialen Spannungen (siehe unten) sind mehrere Abteile notwendig. Als Gehegebegrenzung kann Mauerwerk oder auch Gitter gewählt werden.

Sozialgefüge

Wombats leben solitär und müssen auch in Menschenhand die Möglichkeit zur Absonderung erhalten. Eine Vergesellschaftung mit zum Beispiel Rattenkänguruhs ist möglich.

Ernährung

Wombats sind Vegetarier, die aufgrund ihrer Nagezähne neben Heu und Obst, Gemüse und Brot auch regelmäßig Zweige und Äste benötigen.

Fang und Transport

Der Fang erfolgt mit Netzen. Zum Transport werden stabile Einzelkisten verwandt.


8. Känguruhs

Von den drei Unterfamilien werden die Moschusrattenkänguruhs außerhalb Australiens nicht gehalten. Die Rattenkänguruhs sind dämmerungs- und nachtaktiv. Die Echten Känguruhs sind überwiegend tagaktiv.

Raumbedarf

Allen Känguruharten, mit Ausnahme der Rattenkänguruhs, sind Außen- und Innengehege zur Verfügung zu stellen. Rattenkänguruhs können in Nachttierhäusern gezeigt werden. Jedoch sind auch dort Käfige von mindestens 8 m für zwei bis fünft Tiere vorzusehen. Für große Känguruharten, wie Berg- und Riesenkänguruhs, sind bei einer Haltung von bis fünf Tieren Außengehege von mindestens 300 m² zu wählen, Innenraum 20 m².

Für mittelgroße Arten, wie Bennettkänguruhs, Felsenkänguruhs und die Arten der Gattung Wallabia: Außengehege für fünf Tiere mindestens 200 m², Stall 15 m². Bei kleinen Känguruhs wie Filandern sind für fünf Tiere 150 m². Außengehege als Mindestmaß anzusetzen und 10 m² für den entsprechenden Innenraum. Baumkänguruhs: Innengehege pro Paar mindestens 8m², bei einer Stallhöhe von 2,5 bis 3 m. Außenanlagen mindestens 25 m².

Klimatische Bedingungen

Viele Känguruharten sind nicht sehr temperaturempfindlich. Bennettkänguruhs sind sogar winterhart. Bei den anderen Arten soll die Innentemperatur über 15 °C liegen.

Gehegeeinrichtung

Die Außengehege sollen Naturboden haben mit Sandflächen zum Abliegen. Unterstellflächen bei unwirtlicher Witterung müssen angeboten werden. Der Stall muß eine Einstreu erhalten.
Baumkänguruhs benötigen eine reichliche Ausstattung mit Kletterästen im Innen- wie Außengehege. Bodenerhebungen und kleine Felsen sind für Felsenkänguruhs sinnvoll. Als Gehegebegrenzung können für Känguruhs Zäune sowie Trockengräben gewählt werden. Baumkänguruhs hält man entweder im allseitig umgitterten Käfig oder man schafft glatte Außenwände oder Glasaufsätze, die das Aussteigen der Tiere verhindern.

Sozialgefüge

Die meisten Känguruhs sind gruppenweise zu halten, Baumkänguruhs nur paarweise. Eine Vergesellschaftung verschiedener Känguruharten ist möglich (zum Beispiel Riesenkänguruhs  mit Filandern). Häufig werden auch sogenannte Australienwiesen mit Känguruhs, Emus, Hühnergänsen etc. gezeigt.

Ernährung

Känguruhs sind Pflanzenfresser, die man in Menschenhand mit Obst, Gemüse, Kraftfutter und Heu als Rauhfutter ernährt. Blätter und Äste werden von vielen Arten gerne genommen.

Fang und Transport

Känguruhs werden mit der Hand gefangen; bei großen Arten können auch Fangklappen eingesetzt werden, indem man die Tiere ähnlich wie Huftiere in die Transportkiste treibt. Als Versand wählt man Einzelkisten, die im Deckenteil gepolstert sein sollten. In großen Kisten mit quadratischem Grundriß können auch mehrere Tiere zusammen verschickt werden. Der Versand von Weibchen mit kleinen Jungtieren im Beutel ist nicht anzustreben.
 
 


Nagetiere (Rodentia)

Von dieser artenreichsten Ordnung der Säugetiere wird nur ein geringer Anteil in Zoologischen Gärten gehalten. Es sollen deshalb in diesen Empfehlungen exemplarisch Arten und Familien herausgegriffen werden.

1. Hörnchen

Raumbedarf

Kleine Hörnchen, wie beispielsweise Streifenhörnchen, benötigen einen Käfig, der nicht kleiner als l Grundfläche bei  einer Höhe von 1,5 m für ein Paar ist. Größere Arten, wie Eichhörnchen, Flughörnchen, Ziesel und Borstenhörnchen, müssen in Käfigen gepflegt werden, die für zwei Tiere 3 m² nicht unterschreiten (bei kletternden Arten 2 m Käfighöhe). Die großen Arten schließlich, wie Riesenhörnchen, benötigen Käfige von mindestens 4m² Grundfläche für zwei Tiere. Es sollten möglichst auch Außenkäfige angeboten werden. Präriehunde und Murmeltiere werden auf Außenanlagen gehalten, die 20 m² für eine Kleingruppe nicht unterschreiten dürfen.

Klimatische Bedingungen

Winterharte Hörnchenarten wie Eichhörnchen, Flughörnchen, Präriehund und Murmeltier können ganzjährig im Außengehege gepflegt werden. Präriehunde und Murmeltiere halten dann Winterschlaf. Tropische Hörnchen wie Prevost-Hörnchen, Riesenhörnchen etc. sind mindestens in der Winterzeit auch in Innenräumen zu halten. Dort darf die Temperatur bei diesen tropischen Arten 18 °C nicht unterschreiten.

Gehegeeinrichtung

Für Baumhörnchen sind die Gehege mit reichlich Ast- und Klettermaterial einzurichten.
Schlafhöhlen und -nester sind anzubieten. Murmeltiere, Präriehunde und andere Erdhörnchen
benötigen Anlagen mit Naturboden oder tiefem Sand, in den sie sich eingraben können.

Sozialgefüge

Die meisten Erdhörnchen sind familien- und koloniebildend, während die meisten Baumhörnchen solitär oder bestenfalls in Paaren leben.

Ernährung

Die meisten Hörnchen sind Pflanzenfresser, die jedoch ab und an tierisches Eiweiß nicht verschmähen. Es ist für regelmäßige Gaben von Ästen und anderen harten Materialien zu sorgen, damit die Zähne abgenutzt werden können.

Fang und Transport

Hörnchen werden in der Regel einzeln verschickt. Man fängt sie mit der Hand oder mit dem Kescher. Die Transportkisten sind von der Materialseite her so zu wählen, daß ein Durchnagen während des Transportes ausgeschlossen wird.


2. Springhasen

Raumbedarf

Gehege für eine Springhasenkolonie von bis zu fünft Tieren 20 m². Da die Tiere nachtaktiv sind, werden sie meist in Nachttierhäusern gepflegt.

Klimatische Bedingungen

Käfigtemperatur nicht unter 18 °C.

Gehegeeinrichtung

Der Gehegeboden muß mit Einstreu versehen sein. Es bieten sich hier Sandgemische an. Zusätzlich ist unbedingt für Schlafboxen und Höhlen zu sorgen, die mit Heu eingestreut werden. Als Gehegebegrenzung im Schaubereich sind Glasscheiben möglich.

Sozialgefüge

Springhasen kann man in Gruppen halten. Eine Vergesellschaftung in Nachttierhäusern mit Erdferkeln zum Beispiel ist möglich.

Ernährung

Springhasen sind Pflanzenfresser, die mit Getreide,- Brot, Obst und Gemüse zu ernähren sind.

Fang und Transport

Siehe Hörnchen.


3. Biber

Raumbedarf

Bei einer mindestens paarweisen Haltung von Bibern ist die Fläche des Außengeheges nicht unter 20 m² zu wählen. Ferner sind Innenboxen von einer Mindestgröße von 2 m² pro Paar mit Jungen vorzusehen.

Klimatische Bedingungen

Biber sind Winterhart, sie können ganzjährig im Freien gehalten werden.

Gehegeeinrichtung

Notwendiger Bestandteil der Biberanlage ist ein Wasserbecken von mindestens 10 m² bei einer Mindesttiefe von 0,8 m. Der Einschlupf zur Schlafbox ist möglichst unter Wasser zu wählen. Reichliche Bestückung mit Holzmaterialien zum Nagen und zur Beschäftigung ist erforderlich. Als Gehegebegrenzung sind glatte Wände, Scheiben, Gitter möglich.

Sozialgefüge

Biber können paarweise und als Familiengruppen gepflegt werden.

Ernährung

Biber sind Pflanzenfresser, wobei Äste und Zweige ein Großteil ihrer Ernährung ausmachen. Daneben werden Obstsorten, Gemüse, Brot etc. gereicht.

Fang und Transport

Man fängt Biber mit dem Kescher und verschickt sie in Einzeltransportkisten, die entweder aus Blech bestehen oder mit Blech ausgeschlagen sind.


4. Mäuseartige

Raumbedarf

Für kleinere Arten, wie etwa Zwerghamster, Hausmäuse, Streifenmäuse, Stachelmäuse, Baumwollratten, Käfige nicht unter 0,5 m² pro Gruppe. Größere Arten, wie Riesenhamsterratten oder gar Borkenratten, sind in Käfigen von 2 bis 4 m² zu pflegen.

Klimatische Bedingungen

Arten aus kälteren Klimaten wie viele Zwerghamster und andere Wühlmäuse können in der Winterzeit bei etwas abgesenkten Temperaturen gepflegt werden. Bei wärmeliebenden Arten: Temperatur nicht unter 15 °C.

Gehegeeinrichtung

Alle Mäusekäfige müssen eine Einstreu erhalten sowie Unterschlupfkästen und Versteckmöglichkeiten besitzen. Zusätzlich ist Heu als Nistmaterial zu reichen. Kletterfreudigen Arten, wie etwa Bilchen, sind zusätzlich Äste in den Käfig zu stellen.

Sozialgefüge

Je nach Art können Mäuse meist paarweise oder in großen Gruppen gepflegt werden. Starke soziale Toleranzen gibt es bei vielen Stachelmäusen, Nilratten etc., viele Wühlmäuse sind einzelgängerisch veranlagt.

Ernährung

Die meisten Mäuseartigen sind überwiegende Pflanzenfresser, die jedoch tierisches Eiweiß nicht verschmähen.

Fang und Transport

Je nach Sozialtyp werden Mäuseartige einzeln oder in Gruppen versandt. Die Kisten haben nagefest zu sein.


5. Stachelschweine

Raumbedarf

Gehege für zwei Stachelschweine 10 m², für kleinere Arten, wie Quastenstachler, 5 m².

Klimatische Bedingungen

Stachelschweine der Gattung Hystrix sind winterhart. Tropische Arten, wie Quastenstachler und Zwergstachelschwein, sind zumindest zur Winterzeit in Innenräumen zu pflegen.

Gehegeeinrichtung

Der Bodengrund von Stachelschweinanlagen muß ihrem Grabbedürfnis Rechnung tragen und ist mit einer entsprechenden Sand- oder Erdschicht zu versehen. Ausgehöhlte Baumstämme bzw. Schlafhöhlen sind auf jeden Fall anzubieten, in die sich die Tiere meist tagsüber zurückziehen. Um ein Entweichen zu verhindern, müssen die Gehegeabgrenzungen aus Mauerwerk, Glas oder ähnlichem bestehen.

Sozialgefüge

Ausgehend von der paarweisen Haltung (Quastenstachler) können bei den großen Stachelschweinen auch Familiengruppen zusammen gepflegt werden.

Ernährung

Stachelschweine fressen überwiegend Pflanzenkost und benötigen regelmäßige Gaben von frischem Holz.

Fang und Transport

Der Fang erfolgt mit dem Kescher. Die Tiere werden in der Regel in Einzelkisten versandt, die entweder aus Blech bestehen oder mit Blech ausgeschlagen sind.
 


6. Baum- oder Ferkelratten

Haltung wie große Mäuseartige bzw. Stachelschweine.


7. Nutrias

Haltung ähnlich die dem Biber, jedoch können große Familiengruppen gebildet werden.


8. Chinchillaartige

Haltung ähnlich wie große Hörnchen bzw. Mäuseartige.


9. Meerschweinchen (ausgenommen Hausmeerschweinchen)

Raumbedarf

Haltung kleiner Arten wie Wieselmeerschweinchen und Aperea in Käfigen nicht kleiner als 3 m² für eine Kleingruppe. Für Bergmeerschweinchen ist ein Raumangebot von mindestens 4 m² pro Zuchtgruppe vorzusehen. Maras oder Pampashasen benötigen große Außenanlagen, um ihrem Laufbedürfnis nachzukommen. Zwei Tiere müssen mindestens 20m² zur Verfügung haben.

Klimatische Bedingungen

Maras sind winterhart, die ganzjährig im Freien gehalten werden können, sofern entsprechende Unterschlupfmöglichkeiten geboten werden. Meerschweinchen müssen zumindest an den frostigen Wintertagen im Innenraum gepflegt werden.

Gehegeeinrichtung

Meerschweinchenkäfige müssen Einstreu besitzen und reichlich Ausstattung mit Heu, in das sich die Tiere einwühlen. Mara - Anlagen erhalten als Untergrund Sand oder bewachsenen Boden. Die Gelegenheit, eigene Höhlen zu graben, wird gerne angenommen, ansonsten benötigen sie Schutz- und Wurfkisten. Für Bergmeerschweinchen sind Klettervorrichtungen aus Felsen oder Ästen vorzusehen.

Sozialgefüge

Echte Meerschweinchen wie Maras sind Gruppentiere, bei denen jedoch soziale Spannungen bei Überbesatz auftreten können. Die Gemeinschaftshaltung von Pampashasen mit anderen Säugern und Vögeln auf sogenannten Südamerika - Anlagen ist üblich und praktikabel.

Ernährung sowie Fang und Transport

Siehe Hörnchen, Mäuseartige etc.


10. Wasserschweine

Raumbedarf

Für zwei Wasserschweine muß ein Außengehege von mindestens 40 m² zur Verfügung stehen, und der Innenstall sollte 8 m² für zwei Tiere nicht unterschreiten.

Klimatische Bedingungen

Während der warmen Jahreszeit können Wasserschweine ganztägig im Freien gehalten werden. In der Winterzeit müssen sie ein Warmhaus aufsuchen können (Temperatur nicht unter 15 °C).

Gehegeeinrichtung

Gehegeuntergrund aus Naturboden. Unbedingt notwendig ist ein Badebecken, das die Tiere gerne aufsuchen. Auch im Winterquartier muß eine Badegelegenheit vorhanden sein. Da bei Wasserschweinen häufig Unverträglichkeit auftritt, sind Möglichkeiten zur Einzelunterbringung vorzusehen.

Sozialgefüge

Von der Paarhaltung ausgehend ist es möglich, Kleingruppen bei Wasserschweinen zu pflegen. Es ist jedoch auf soziale Spannungen zu achten, die bei Anwachsen der Gruppe regelmäßig auftreten. Eine Vergesellschaftung mit anderen Südamerikanern wie Maras, Guanakos etc. ist möglich. Die Vergesellschaftung mit Tapiren bringt mitunter Probleme.

Ernährung

Wasserschweine leben vegetarisch. Gerne werden Äste und Rinde als zusätzliches Futter angenommen.

Fang und Transport

Siehe andere Nagetiere. Da es sich beim Capybara um das größte Nagetier handelt, sind die Transportkisten entsprechend geräumig zu wählen.


11. Agutis

Raumbedarf

Ein Käfig für eine kleine Agutigruppe bis zu fünf Tieren darf 6 m² nicht unterschreiten. Für zwei Pakas sind 6 m² vorzusehen.

Klimatische Bedingungen

Pakas und Agutis müssen zumindest im Winterhalbjahr in einem geheizten Haus untergebracht werden, dessen Temperatur 15 °C nicht unterschreiten darf. Bergpakas sind wesentlich unempfindlicher gegen Temperaturabfälle.

Gehegeeinrichtung

Als Bodengrund für Agutigehege sind Sand oder Torf - Laub - Gemische zu wählen. Auf Außenanlagen kann auch bewachsener Boden verwandt werden. Unterschlupfmöglichkeiten wie hohle Baumstämme werden gerne angenommen. Als Begrenzung zum Publikum ist auch Glas möglich.

Sozialgefüge

Agutis sind paarweise verträglich, können in Menschenhand, aber auch in Gruppen gehalten werden. Weniger sozial duldsam sind Pakas. Eine Vergesellschaftung von Agutis mit anderen Oberbewohnern in ihrem Gehege, zum Beispiel Faultieren, Krallenaffen etc., ist möglich.

Ernährung

Siehe andere Nager.

Fang und Transport

Siehe andere Nager.


12. Baumstachler

Siehe "Stachelschweine". Es ist jedoch bei der Gehegeeinrichtung die Kletterfähigkeit der Tiere in Rechnung zu stellen. Ursons sind kälteunempfindlich. Tropische und subtropische Arten wie Greifstachler müssen im Winter in geheizten Häusern bei mindestens 18 °C gehalten werden.
 


Insektenfresser (Insectivora)

In Europa nicht gehalten werden die Familien der Schlitzrüssler, Otternspitzmäuse und Goldmulle. Praktisch bedeutungslos für die Haltung in Zoos sind Maulwürfe und Spitzmäuse. Regelmäßig gezeigt werden nur Igel und Tanreks sowie vereinzelt Rüsselspringer.


1. Igel

Raumbedarf

Das Gehege darf für ein bis zwei Tiere nicht unter 2m² liegen.

Klimatische Bedingungen

Unsere europäischen Igel sind Winterschläfer. Bei den wärmebedürftigen Arten: Käfigtemperatur nicht unter 15 °C.

Gehegeeinrichtung

Käfig mit Einstreu oder Naturboden. Möglichkeiten zum Unterschlupf sind anzubieten. Bei einer Haltung im Freigehege ist eine Gehegebegrenzung mit glatten Wänden zu wählen, damit die Tiere nicht herausklettern.

Sozialgefüge

Igel sind Einzelgänger, die man jedoch bei ausreichender Möglichkeit, sich im Gehege aus dem Wege zu gehen, zu mehreren in einer Anlage zeigen kann.

Ernährung

Neben tierischem Eiweiß ist auch Obst anzubieten.

Fang und Transport

Igel sind in kleinen Kisten zu versenden (Einzelabteile).


2. Tanreks

Neben der Haltung des Großen Tanreks werden auch Igeltanreks und selten Streifentanreks gepflegt.

Raumbedarf

Große Tanreks wie Igel. Für Igeltanreks darf der Käfig nicht kleiner als 1m² für zwei Tiere sein.

Klimatische Bedingungen

Käfigtemperatur über 18 °C.

Gehegeeinrichtung

Käfig mit Klettermöglichkeiten, Baumwurzeln u. ä.. Als Bodengrund ist eine Einstreu zu wählen, in die sich die Tiere auch einwühlen können.

Sozialgefüge

Die Haltung erfolgt paarweise. Es sind jedoch vor allem auch beim Großen Tanrek Haltungen zu mehreren Tieren möglich. Eine Vergesellschaftung mit anderen Madagassen, zum Beispiel Mausmakis, ist möglich.

Ernährung

Neben einer Fütterung, die aus Fleisch, Insekten usw. besteht, kann auch Obst gereicht werden.

Fang und Transport

Siehe Igel.
 


Hasenartige (Lagomoripha)

Diese entwicklungsgeschichtlich mit den Nagetieren nicht verwandten Säugetiere spielen in der Zootierhaltung eine untergeordnete Rolle. Neben der regelmäßigen Zurschaustellung von Hauskaninchen in Kinderzoos werden nur ganz vereinzelt Vertreter der beiden Familien Pfeifhasen und Hasen gezeigt.


Raumbedarf

Ein Paar Hasen muß ein Außengehege von mindestens 20 m² zur Verfügung haben. Da Hasen sehr schreckhaft sind, empfiehlt sich die Haltung von handaufgezogenen Tieren. Wildkaninchenarten können in Käfigen von 3 bis 5 m² gepflegt werden.

Klimatische Bedingungen

Die meisten Arten sind nicht sehr temperaturempfindlich und können ganzjährig im Freien gehalten werden.

Gehegeeinrichtung

Hasengehege brauchen als Bodengrund Naturboden. Als Deckung sind Büsche und kleine Bäume empfehlenswert. Für Kaninchenarten sind zusätzliche Baumstümpfe und andere Versteckmöglichkeiten anzubieten.

Sozialgefüge

Hasen sind paarweise zu halten. Manche Kaninchenarten können auch in kleinen Gruppen gepflegt werden.

Ernährung

Siehe Nager

Fang und Transport

Siehe Nager
 
 


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