Bericht aus Heft 2 /96
Mitteilungen
der Bundesarbeitsgruppe (BAG)
Kleinsäuger



DAS TIERPORTRÄT

Graugelbe Großohrmaus
Graomys griseoflavus

Meine Erfahrungen mit der Graugelben Großohrmaus - Graomys griseoflavus


Graugelbe Großohrmaus (Afultes Tier)
K. Rudloff, Tierpark Berlin 06.02.96
Graugelbe Großohrmaus (Jungtiere)
K. Rudloff, Tierpark Berlin 06.02.96

Am 22.4.1995 erhielt ich eine Gruppe (2,2) Graugelbe Großohrmäuse. Da die Tiere zusammen in einem Transportbehälter waren, wurden sie auch gemeinsam in einem Terrarium von ca. 100 x 40 cm Grundfläche untergebracht. Als Einstreu dienten Hobelspäne und Heu. Die Einrichtung setzte sich aus drei Höhlen (zwei Kokosnüssen mit einem Loch von ca. 4 cm Durchmesser und einem hohlen Ast zusammen.

Die Tiere bezogen auf Anhieb gemeinsam eine Kokosnuß, wobei das Quartier von Zeit zu Zeit von der gesamten Gruppe gewechselt wurde. Dieses Verhalten konnte auch noch beobachtet werden, als die Gruppe auf 18 Tiere herangewachsen war. Es war schon lustig anzusehen, wie sich die Tiere unbedingt alle zusammen in einen Höhle zwängten. Als Futter erhielten die Tiere anfangs Sittichfutter, später Hühnerfuttermischung mit Garnelen und sporadisch Katzentrockenfutter. Als Frischfutter bekamen sie Obst und Gemüse der Saison, wobei während der Vegetationsperiode auch gern wildwachsende Pflanzen (Löwenzahn, Birkenzweige und sogar Pilze) gefressen wurden. Es konnte beobachtet werden, daß die tierischen Anteile im Futter immer als erstes gefressen wurden. Ein verendetes Tier wurde in nicht einmal 24 Stunden bis auf einige Fellreste aufgefressen.

Nach ca. 6 Wochen war dann der erste Wurf mit 6 Jungen im Nest. Das Nest wurde mit zerkautem Heu ausgepolstert. Nach ein paar Tagen wurde beim Füttern beobachtet, daß die Mutter ein Junges ganz aufgeregt im Terrarium hin und her trug. Nachdem die Tiere in Ruhe gelassen wurden, konnte festgestellt werden, daß die Mutter mit dem Jungtier auf einer ,Vorstellungsrunde" war. Das Junge wurde von Maus zu Maus getragen und von jedem Tier beschnuppert. Diese Prozedur wiederholte die Mutter mit jedem Jungtier und an den darauf folgenden Tagen immer wieder. Das zweite Weibchen bekam zwei Wochen später 5 Junge. Der Wurfzyklus betrug dann 5-8 Wochen, wobei die Wurfgröße kleiner wurde bzw. auch von den Alttieren selbst dezimiert wurde. Die Jungen blieben auffällig lang im Nest. Erst als das Fell vollständig ausgebildet war, kam ab und zu ein Junges heraus. Im Alter von ca. 4 Wochen waren alle Jungen so mobil wie die Eltern. Nach ca. 4 Monaten bekam dann das erste Jungtier selbst Nachwuchs.

Die Tiere sind untereinander sehr gesellig und verträglich. Nie wurden Beißereien beobachtet Selbst als Tiere aus dem Terrarium ausgebrochen sind und mit Hausmäusen in Kontakt kamen geschah dies sehr verträglich. Eingefangen wurden die Tiere ausschließlich an ihrem eigenen Terrarium, obwohl ein sehr großer Auslauf mit Heuboden vorhanden war. Das Zurücksetzen in die alte Gruppe erfolgte sogar nach mehreren Tagen ohne Probleme. Aufgrund dieser Beobachtungen kann man schließen, daß eine Gruppenhaltung auf alle Fälle einer Pärchenhaltung vorzuziehen ist.

Trotz ihres einfachen Aussehens sind Graomys griseoflavus wegen des ausgeprägten Sozialverhaltens sehr interessante Tiere.

Zugang:         22.4.1995      2,2 (Nachzucht von TESJA DE GROOT)
Geburten:      31.5.1995      6 Junge, 13.6.1995  5 Junge
                    16.7.1995       2 Junge  20.7.1995  5 Junge
                    23.8.1995       7 (davon 3 Junge kleiner als die anderen)
                    28.9.1995       1 Junges (Mutter schon Nachwuchs vom Mai 95)
                    7.11.1995       6 Junge (wurden alle aufgefressen)

Danach gab es keine Jungen mehr. Die Temperatur ist im Winter bis auf 5°C gesunken.

Tinko Kruse, Friesenstr. 118, D-26670 Upiengen, Tel.: 04489/3123


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