Bemerkungen zur Haltung und Zucht der Afrikanischen Zwergmaus


Systematik:

Afrikanische Zwergmaus, Mus minutoides
Ordnung: Nagetiere, Rodentia
Familie: Mäuse, Muridae
Unterfamilie: Echte Mäuse, Murinae
Gattung: Mäuse, Mus

Aussehen:

Die Afr. Zwergmäuse sind in ihrem Aussehen typische Mäusevertreter der Gattung Mus. Sie sind von tief rötlich über braun bis zu hellbraun gefärbt. Die Unterseite ist rein weiß und scharf von dem Rückenfell abgesetzt. Die Fußballen sind nackt. Jungtiere erkennt man daran, daß sie ca. 4-5 Wochen nach der Entwöhnung noch ein fahlgraues Jugendkleid tragen.
 

Vorkommen:

Allgemein findet man die Spezien der Afr. Zwergmäuse südlich der Sahara in Afrika. Von allen hat die Mus minutoides die weiteste Verbreitung. Sie erstreckt sich vom Rand der Sahara bis zum Kap der Guten Hoffnung in Südafrika. Laut den Stuarts sind in diesem Gebiet zehn Arten zu finden. Ausgeschlossen sind aride Gebiete, da Zwergmäuse immer an Wasser gebunden sind. In diesen Habitaten leben Zwergmäuse unter der bzw. in der Grasdecke und legen dort teilweise Gänge an.

Unterkunft:

Im Schulzoo Leipzig werden Afr. Zwergmäuse in Plasteboxen, im Handel als sogenannte Faunaboxen für Reptilien erhältlich, gehalten. Man entfernt lediglich die Kunststoffdeckel und bespannt sie mit Drahtgeflecht (0,5x0,5 cm). Diese Boxen haben eine Größe von 55x30x20 cm. Die geringe Höhe ist durch den Umstand, daß Afr. Zwergmäuse, im Gegensatz zu den Eurasischen Zergmäusen, gar nicht bzw. kaum klettern, vollkommen ausreichend. Die Boxen sind nur mit einer saugfähigen Späneschicht und einer Heulage von 10 cm Höhe ausgestattet. Bei Anwesenheit von Jungen wird noch Hamsterwatte zum Nestbau gereicht, welche auch gern von den Tieren angenommen wird. Die Tiere werden bei einer Raumtemperatur von ca.21 Grad Celsius gehalten. Afr.Zwergmäuse sollten immer bei etwas erhöhter Zimmertemperatur gehalten werden.

Zucht:

In der Regel bereitet die Zucht bei den Afr. Zwergmäusen keine Probleme. Es gibt allerdings Haltungen, so auch die erste Gruppe im Schulzoo, welche niemals nachzüchten. Bei diesen empfiehlt es sich, die Geschlechtspartner neu zusammenzustellen. Nach einer Tragzeit von 19 Tagen, in den letzten Tagen sieht man den Weibchen die Trächtigkeit deutlich an, vor allem älteren Tieren, die schon mehrmals Junge hatten, erreichen beträchtliche Bauchumfänge, werden 2-6 nesthockende Junge geboren. Der Wurfdurchschnitt liegt bei 4 Jungen, ich beobachtete allerdings des öfteren Würfe mit 5 Jungen wobei eines tot war. Auch registrierte ich einen 6-er Wurf. Bei hohen Wurfzahlen dauert die Entwicklung deutlich länger als bei kleinen. Nach eigenen Beobachtungen an einem 5-er Wurf, der am 20.1.1998 geboren wurde, beginnt die Pigmentierung mit ca. 3-4 Tagen, mit 12-13 Tagen öffnen sich die Augen, 3 Tage zuvor waren sie schon in der Lage zu laufen und besaßen richtiges Fell. Entwöhnt sind die Jungen mit 3-4 Wochen. Nun können die Jungtiere abgetrennt oder in der Gruppe belassen werden. Es kommt auch vor, daß Würfe 3-4 Tage nach der Geburt verschwinden, obwohl animalische Kost gereicht wurde und die Gruppenstärke gering gehalten wurde. Zur Zucht empfehlen sich jung zusammengesetzte Gruppen von 1,2-2,3 Tieren. Im Schulzoo teilt sich der Gesamtbestand auf drei Gruppen, wobei die Größte 3,3 adulte Tiere und 5 Junge aufweist. Laut den Stuarts leben Afr. Zwergmäuse in  ihren natürlichen Habitaten in Großgruppen, in Familienverbänden oder auch einzeln. Ich denke die Gruppengröße hängt unter anderem vom Futterangebot ab.



Nahrung:

In ihrer natürlichen Umgebung ernähren sich Afr. Zwergmäuse von Körnern, Samen, eventuell Grünzeug und Insekten. In Gefangenschaft werden die Tiere mit einem Grundfutter aus Feinsämerein bestehend gefüttert. Im Schulzoo wird Agapornidenfutter verwendet. Es besteht hauptsächlich aus Hirse und Waldvogelfutter, mit einem sehr geringen Gehalt an Sonnenblumenkörnern. Auch wird Kolbenhirse gereicht, welche sehr gerne meistens innerhalb einer Nacht gefressen wird. Dazu wird täglich frisches Wasser in Form von kleinen Näpfen oder besser durch Trinkflaschen gereicht! Bekommen die Tiere kein Wasser, so bemerkt man dies bereits nach einem Tag indem die Tiere einen krummen Rücken und stumpfes Fell bekommen. Nach 2-3 Tagen sterben sie oder fressen sich gegenseitig. Um den Proteinbedarf, welcher bei diesen Tieren sehr hoch ist, zu decken, gibt man, nach Empfehlungen von Roger Künkel, auf das Trockenfutter etwas Milchpulver für Säuglinge. Bei täglicher Anwendung kann man auf das Verfüttern von Insekten oder anderem verzichten und es ist vollkommen ausreichend. Im Schulzoo reichte ich den Tieren aber auch Körnerquark von Milram, Schabefleisch, gekochten Reis und Hundetrockenfutter. Das Schabefleisch und der Quark wurden allem vorgezogen und gefressen. Der Reis wurde bedingt gefressen und das Hundetrockenfutter nur dann, wenn nichts anderes gereicht wurde. Obst und Gemüse wurde von allen Individuen der im Schulzoo lebenden Tiere nicht gefressen- höchstens Keimfutter.


Besonderheiten:

Eine Besonderheit der Mus minutoides ist die starke Abhängigkeit von Wasser in Beziehung zur Gruppenstabilität. Im Schulzoo kam es innerhalb eines Jahres zu je einem Zusammenbruch von zwei Gruppen (15 und 8 Tiere) nach dem Vergessen des Wasserwechselns nach dem Füttern. Man konnte regelrecht beobachten, wie sich die Tiere innerhalb von Stunden gegenseitig auffraßen. Eine sofortige Wassergabe hilft nur bedingt. Ich konnte im letzten Augenblick einige Tiere isolieren und neue Gruppen aufbauen. Es brechen also ganze Gruppen innerhalb von ein bis zwei Tagen zusammen, wenn ihnen kein Wasser gereicht wird. Deshalb ist es unbedingt notwendig Afrikanischen Zwergmäusen täglich frisches Wasser zu reichen. Trotz dieser Schwierigkeit ist die Afrikanische Zwergmaus ein interessanter und sehr kleiner Kleinsäuger.


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